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Wie eine winzige Karibikinsel vom KI-Boom profitiert

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Zwei kleine Buchstaben bringen die Kassen von Anguilla zum Klingeln. Zu verdanken hat die Karibikinsel das ihrem Ländercode “.ai” im Internet. Auch im Pazifik verdient ein Inselstaat gut an zwei Buchstaben.

Glück muss man haben. Die winzige Karibikinsel Anguilla hat es definitiv gehabt. Der anguillanischen Regierung und ihren 16.000 Einwohnern beschert ihre offizielle Länderkennung “.ai” in der Internetadresse stetig wachsende Einnahmen. Wer die beiden Buchstaben nutzen will, muss Leihgebühren zahlen. Der Inselkasse bringt das in diesem Jahr Einnahmen von 30 Millionen US-Dollar, wie die US-Finanzagentur Bloomberg berichtet.

Zu verdanken hat Anguilla das der zunehmenden Begeisterung für künstliche Intelligenz, englisch: “artificial intelligence” oder kurz “ai”. Will jemand beispielsweise mit “.ai” in seiner Webadresse signalisieren, dass es bei der Firma um künstliche Intelligenz geht, braucht er die Erlaubnis der anguillanischen Regierung. Ob kleine Startups aus der Boom-Branche oder große Techkonzerne wie Elon Musks X – zuvor Twitter – Facebook, Google oder Microsoft, sie alle besitzen “.ai”-Domains. Die Adressen leiten die User zu den jeweiligen KI-fokussierten Webseiten der Unternehmen. Und alle zahlen für die Nutzung eine Gebühr – an den Inselstaat.

Die anguillanische Regierung hat sich nicht besonders clever oder weitsichtig erwiesen, sondern profitiert allein von der Tatsache, dass der internationale Internetverwalter ICANN der Insel zufällig diesen Ländercode zugewiesen hat. Deutschland hat “.de”, Österreich “.at” und die Schweiz “.ch”. Die von Anguilla lautet eben “.ai”. Genau genommen ist die Insel zwar nur ein Überseegebiet des Vereinigten Königreiches. Eine eigene Domain hat sie mit ihren 96 Quadratmetern aber trotzdem. Fachmenschen sprechen von einer Top-Level-Domain (TLD).

Die Einnahmen durch den KI-Boom sind mittlerweile ein wichtiges finanzielles Standbein für die Insel. Nach Angaben der “New York Times” von 2020 kassiert sie für jede registrierte “.ai”-Domain pro Jahr 50 US-Dollar. 2018 summierten sich die Einnahmen hieraus auf rund 2,7 Millionen Dollar. 2021 waren es laut offiziellen Angaben bereits sieben Millionen. Dass es inzwischen gut vier Mal so viel ist, liegt laut dem Softwareentwickler Vince Cate, der die Domain seit 1990 verwaltet, vor allem daran, dass sich die Zahl der Registrierungen mit dem Start von ChatGPT im vergangenen Jahr auf knapp 290.000 annähernd verdoppelt hat. Die Dinge seien inzwischen “ganz anders”, sagt er.

UN-Daten zufolge hatte Anguilla im Jahr 2021 ein jährliches BIP von 288 Millionen US-Dollar. Geschätzte Einnahmen von 30 Millionen Dollar in diesem Jahr würden demnach 10 Prozent des Inlandsprodukts der Insel ausmachen. Dass der paradiesische Flecken Erde selbst überhaupt nichts mit “artificial intelligence” oder künstlicher Intelligenz zu tun hat, spielt dabei keine Rolle. Anguilla ist nicht der einzige zufällige Profiteur einer gefragten Buchstabenkombination. Dem pazifischen Inselstaat Tuvalu mit seinen etwa 11.000 Einwohnern brachte sein Ländercode “.tv” bereits 2019 sieben Millionen Dollar ein, das waren etwa acht Prozent der Gesamteinnahmen der Regierung.

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