An den US-Börsen endet die Handelswoche mit Aufschlägen. Grund ist die Hoffnung auf weiter sinkende Inflationsraten. Dies würde ein nahes Ende der Zinserhöhungen durch die Notenbank bedeuten.
Mit deutlichen Aufschlägen ist die Wall Street ins Wochenende gegangen. Einen Zusatzschub erhielt der Markt vom PCE-Deflator im Mai, der in der Kernrate etwas niedriger ausfiel als erwartet. Er wurde gemeinsam mit den Persönlichen Ausgaben und Einkommen veröffentlicht und ist einer der bevorzugten Inflationsindikatoren der US-Notenbank. Dazu übertraf der Index der Verbraucherstimmung der Uni Michigan die Konsensschätzung der Ökonomen. Dass der Einkaufsmanagerindex für die Region Chicago im Juni nicht so deutlich stieg wie erwartet, fiel nicht ins Gewicht.
“Es zeigt Anzeichen von Stabilität und zeigt, dass wir in die richtige Richtung gehen”, sagte Peter Andersen, Gründer von Andersen Capital Management in Boston. “Zum Abschluss dieses Quartals und zur zweiten Jahreshälfte bin ich optimistisch, dass die Wirtschaft und die Verbraucher in guter Verfassung sind und sich weiter erholen werden.”
Der Dow-Jones-Index gewann 0,8 Prozent. Der breiter gefasste S&P-500 stieg um 1,2 Prozent und der technologielastige Nasdaq-Composite rückte um 1,4 Prozent vor. Anleger hoffen aktuell darauf, dass der Preisdruck weiter nachlässt, so dass die Zentralbank ihre geldpolitische Straffung bald beenden kann. Die jüngsten Daten deuten jedoch darauf hin, dass die US-Wirtschaft recht gut läuft und die Fed an ihrer restriktiven Haltung festhalten muss, wie Teilnehmer sagten. Dennoch schienen Anleger zuversichtlich zu sein, dass der Markt die Aussichten auf längere Zeit höhere Anleiherenditen verkraften kann. Daneben könne es zum Quartalsende zu Positionsbereinigungen und daher größeren Bewegungen gekommen sein, sagten Händler.
Am Anleihemarkt wurden Verluste mit den Preisdaten aufgeholt, nachdem zunächst Befürchtungen über eine länger andauernde Hochzinsphase auf die Notierungen gedrückt hatten. Nun fiel die Zehnjahresrendite um 2,9 Basispunkte auf 3,82 Prozent. Der Dollar drehte mit dem PCE-Preisindex ins Minus. Der Dollarindex sank um 0,4 Prozent. Deutliche Gewinne verzeichnete der Ölpreis, befördert von den jüngsten positiven Wirtschaftsdaten aus den USA. Die Preise verharrten aber in ihrer jüngsten Spanne.
Bei den Einzelwerten stand die Nike-Aktie unter Abgabedruck. Der Sportartikelhersteller verdiente in seinem vierten Geschäftsquartal 2022/23 weniger als im Vorjahr und verfehlte die Gewinnerwartung. Die Aktie gab um 2,6 Prozent nach, die des Wettbewerbers Under Armour stieg dagegen um 1,1 Prozent. Das Nike-Margenprofil sei angesichts der wachsenden Konkurrenz durch Marken wie Lululemon, ON, Adidas und Puma ungewiss, urteilten die Analysten von Cowen. Der Wettbewerb auf dem nordamerikanischen Markt sei sehr hart, die Nachfrage nach Sneakern sinke.
Die Apple-Aktie erreichte im Verlauf ein neues Rekordhoch bei 194,48 Dollar, der Börsenwert des iPhone-Herstellers überschritt die Marke von 3 Billionen Dollar. Im Januar 2022 hatte Apple diese Marke als erstes US-Unternehmen schon einmal erobert. In vier Jahren hat sich der Börsenwert mehr als verdoppelt. Seit Beginn diesen Jahres haben die Papiere rund 45 Prozent zugelegt, der Nasdaq-Index im Vergleich rund 30 Prozent. Am Ende zog das Papier um 2,2 Prozent an.
Für Progress Software ging es um 5,9 Prozent aufwärts. Das Unternehmen meldete einen Rückgang des Nettogewinns, obwohl der Umsatz gestiegen war. Die jährlich wiederkehrenden Umsätze zeigten weiter einen positiven Trend, sagte Vorstandsched Yogesh Gupta. Accolade legten um 6,6 Prozent zu nach übertroffenen Markterwartungen. Auch der Ausblick des Herstellers von Computerspielen überzeugte die Analysten.
Für Smart Global Holdings ging es um 8,9 Prozent nach oben. Zwar fuhr das Unternehmen im dritten Quartal bei rückläufigen Umsätzen einen Verlust ein, CEO Mark Adams zeigte sich allerdings davon überzeugt, dass der Hersteller von Speziallösungen für die Computer-, Speicher- und LED-Märkte von den aufkommenden Trends in den Bereichen Künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und Datenanalyse profitieren werde.
Ein lukrativer Deal schickte Bausch+Lomb auf Höhenflug. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis verkauft mehrere Augenmedikamente an den US-Konzern. Die an der Wall Street gelisteten Aktien gewannen 4,6 Prozent.