Herbert Diess wollte VW zum führenden E-Auto-Konzern der Welt umbauen. Sein Nachfolger hält davon wenig. Oliver Blume setzt lieber auf bewährtes. “Mit E-Fuels lassen sich Verbrenner nahezu CO2-neutral betreiben und sind weltweit gefragt”, erklärt er in einem Interview.
Der neue VW-Konzernchef Oliver Blume setzt deutlich andere Schwerpunkte als sein Vorgänger Herbert Diess, der den Konzern voll auf Elektromobilität ausrichten wollte. Im Interview mit der Zeitschrift “auto motor und sport” kündigt Blume an, dass viele Verbrennermodelle weiter eine Zukunft haben, beispielsweise bei der Marke Porsche. “Unsere Strategie ist, dass wir die Verbrenner vorerst im Markt lassen, weil sie in vielen Weltregionen sehr beliebt sind. Gleichzeitig steigern wir Interesse und Absatz der vollelektrischen Modelle.”
Klimaschutz müsse “gesamtheitlich gedacht werden”, führt Blume seine Pläne aus. “Elektromobilität ist dabei eine wichtige Fahrspur. Gleichzeitig gibt es weltweit mehr als eine Milliarde Bestandsfahrzeuge. Diese werden noch Jahrzehnte unterwegs sein”, erklärt der VW-Chef.
“E-Fuels sind hierfür eine effektive, ergänzende Lösung. Ottomotoren können mit ihnen nahezu CO2-neutral betrieben werden. So können alle Fahrzeuge ihren Teil dazu beitragen, CO2 zu reduzieren – unabhängig von der Antriebsart. Zudem lassen sich E-Fuels als Wasserstoff-Derivat hervorragend mit fossilen Kraftstoffen mischen. Und jedes Prozent Beimischung ist ein Beitrag zum Klimaschutz.”
Kritik an E-Fuels
Blumes Vorgänger Diess hatte E-Fuels wegen ihrer schlechten Effizienz abgelehnt und wie andere Kritiker den hohen Stromverbrauch bei der Herstellung der synthetischen Kraftstoffe kritisiert. Deswegen wären sie sehr teuer und ineffizient seien, lautet das Argument. Zudem stießen die Autos bei der Verbrennung von E-Fuels anders als Elektrofahrzeuge klimaschädliches CO2 aus.
Im Juni hatten die Umweltministerinnen und Umweltminister der EU beschlossen, dass ab 2035 nur noch Neuwagen ohne CO2-Ausstoß zugelassen werden. Die Vereinbarung lässt auf Drängen Deutschlands und anderer Länder allerdings die Möglichkeit offen, dass mit E-Fuels betriebene Verbrenner auch nach 2035 zugelassen werden können.