Im US-Schuldenstreit ist keine Einigung in Sicht, das macht die Anleger nervös. Die US-Börsen bewegen sich allenfalls in kleinen Schritten, aber nicht in einheitliche Richtungen. Gefragt sind Papiere verschiedener Regionalbanken.
Sorgen vor einem möglichen US-Zahlungsausfall haben die Laune der Anleger an der Wall Street gedämpft. Der Dow Jones verlor am Montag 0,4 Prozent auf 33.287 Punkte. Der technologielastige Nasdaq rückte dagegen 0,5 Prozent auf 12.721 Punkte vor und der breit gefasste S&P 500 schloss kaum verändert bei 4193 Punkten.
Die nur noch recht kurze Frist für einen Kompromiss im Streit über die Verlängerung der Schulden-Obergrenze vor der von US-Finanzministerin Janet Yellen ausgerufenen “harten Deadline” zum Stichtag 1. Juni sorgte für Nervosität bei den Investoren. Nach Börsenschluss sollen die direkten Gespräche zwischen Präsident Joe Biden und dem führenden Republikaner im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, fortgesetzt werden. Dieser erklärte fast zeitgleich mit der Schlussglocke der Wall Street, um etwa 19.00 Uhr (Ortszeit US-Ostküste; 01.00 Uhr Dienstag MESZ) werde er eine Pressekonferenz abhalten. “Alle Augen sind auf das Treffen gerichtet. Die Investoren erhoffen sich daraus Hinweise darauf, wie sich das Ganze weiter entwickelt”, sagte Robert Pavlik, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Dakota Wealth.
Bei den Einzelwerten setzte ein Verkaufsverbot für Halbleiter des US-Herstellers Micron Technology in China der Aktie zu, die gute 2,8 Prozent verlor. Die Produkte stellten massive Sicherheitsrisiken dar, teilte die chinesische Cybersicherheits-Behörde (CAC) am Sonntagabend mit. “China hat am Wochenende daran erinnert, dass sich der Handelskonflikt mit den USA jeden Moment wieder zuspitzen kann”, sagte Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets. Dabei sei der Technologiesektor ist längst zum zentralen Spielfeld für die nationale Sicherheit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften geworden. “Die USA haben bereits chinesische Technologieunternehmen auf eine schwarze Liste gesetzt, den Fluss von hochentwickelten Prozessoren unterbrochen und seinen Bürgern verboten, in die dortige Chipindustrie zu investieren.”
Verkauf bei PacWest stützt Regionalbanken
Der Verkauf eines Immobilienbaudarlehen-Portfolios der US-Regionalbank PacWest trieb unterdessen den ganzen Sektor in die Höhe. Die PacWest-Aktie stieg um 19,5 Prozent. Konkurrentinnen wie Zions, KeyCorp und Western Alliance gewannen zwischen 4,7 und 10,3 Prozent. PacWest hat eine Vereinbarung über den Verkauf eines Portfolios von 74 Immobilienbaudarlehen an eine Tochter der Investmentgesellschaft Kennedy-Wilson geschlossen. Der ausstehende Betrag der Darlehen beläuft sich auf rund 2,6 Milliarden Dollar. Analysten zufolge haben sich die Aktienkurse der US-Regionalbanken in jüngster Zeit stabilisiert, weil die Investoren glaubten, das Schlimmste in der jüngsten Krise sei vorbei. Doch faule Kredite für gewerbliche Immobilien stellten ein neues Risiko dar. “Die Transaktion nimmt PacWest den Druck. Sie muss nun weder umfangreiche Einlagen noch Kredite verwenden, um diesen Teil ihres Portfolios zu finanzieren”, sagte Gary Tenner, Manager beim Vermögensverwalter D.A. Davidson.
Öl baute frühere Preisverluste im Handelsverlauf wieder ab und verteuerte sich. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI notierten je grob einen halben Prozentpunkt höher bei 75,94 beziehungsweise 71,99 Dollar pro Barrel (159 Liter). Die Produktionskürzungen des Ölverbands Opec+ und ein unerwarteter Rückgang bei den Lieferungen aus Kanada glichen die Sorgen um den US-Schuldenstreit mehr oder weniger aus. “Ich erwarte in den kommenden Tagen viel Volatilität. Dabei dürften die Rohölpreise nach oben springen, sobald eine Einigung über die Anhebung der Schuldenobergrenze erzielt wird”, sagte Vandana Hari, Gründerin des singapurischen Ölmarktanalysehauses Vanda Insights.