Das Vertrauen der Briten in ihre Supermärkte ist auf einem Tiefpunkt, zeigt eine Umfrage. Aus Sorge vor noch höheren Preisen verschiebt die Tory-Regierung die Brexit-Kontrollen von EU-Lebensmitteln nun zum fünften Mal. Die Opposition sieht darin eine demütigende Kehrtwende der konservativen Hardliner.
Großbritannien verschiebt bereits zum fünften Mal die Brexit-Kontrollen von Lebensmitteln aus der EU. Eigentlich für Oktober geplant, soll die erste Stufe des neuen Grenzmodells erst im Januar 2024 in Kraft treten, wie die britische Regierung mitteilte. Man habe auf Bitten der Industrie gehandelt. “Um den Beteiligten zusätzliche Zeit zu geben, sich auf die neuen Kontrollen vorzubereiten, gelten für weitere Kontrollen überarbeitete Zeitpläne.”
Wirtschaftsvertreter begrüßten, die Entscheidung gebe Importeuren mehr Zeit sich vorzubereiten. Großbritannien führt einen großen Teil seiner Lebensmittel aus der EU ein. Die EU prüft Importe aus dem Vereinigten Königreich bereits seit dem 1. Januar 2021 genau, seit das Land die EU-Zollunion und den Binnenmarkt verlassen hatte.
Wie die “Financial Times” jüngst berichtete, wollte der britische Finanzminister Jeremy Hunt angesichts der hohen Lebensmittelinflation zusätzliche Kosten vermeiden und habe sich deshalb für die erneute Verzögerung stark gemacht. Die Regierung hielt nun fest, sie sei sich “der Auswirkungen der Inflation bewusst”, signalisierte aber, dass es keine weiteren Verzögerungen geben werde.
Opposition: Verhältnis zur EU reparieren
Die oppositionellen Liberaldemokraten kritisierten: “Diese demütigende Kehrtwende ist nur das jüngste Beispiel des konservativen Chaos.” Die Regierung müsse vielmehr die “zerbrochene Beziehung” mit Europa reparieren und garantieren, dass Verbraucher trotz der zu erwartenden höheren Bürokratie nicht noch mehr für Lebensmittel zahlen müssten.
Laut einer aktuellen Studie ist das Vertrauen der Briten in ihre Supermärkte derzeit auf einem Tiefpunkt angekommen. Der neuesten monatlichen Verbraucher-Umfrage zufolge sank das Vertrauen in die heimische Lebensmittelindustrie im August auf den niedrigsten Stand seit Februar 2013. Damals war in einigen gefrorenen Rindfleischburgern Pferde-DNA entdeckt worden. Weniger als die Hälfte der befragten Käufer glaubte demnach, dass der Supermarktsektor im Interesse seiner Kunden handele, zitierte die Times aus der Umfrage.