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Jahresend-Rally – kommt sie oder sind wir mittendrin?

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Nach dem Durchhänger der vergangenen Wochen macht der DAX wieder Boden gut. Inzwischen schielen erste Anleger schon wieder auf das Jahreshoch bei gut 16.500 Punkten. Doch geht die Erholung weiter? Oder geht dem Handel bereits langsam die Puste aus?

Nach dem bislang starken November dürfte die Frage nach einer Jahresendrally die Anleger am deutschen Aktienmarkt in den kommenden Tagen weiter umtreiben. Nach drei Gewinnwochen des DAX könnte die Luft zwar dünner werden, doch Experten sind durchaus optimistisch in puncto Fortsetzung des guten Laufs. Laut einer Umfrage der Bank of America werden Aktien von Fondsmanagern im November erstmals seit April 2022 wieder übergewichtet.

DAX 15.919,16

Am Freitag hatte der DAX 0,8 Prozent höher bei 15.919 Punkten geschlossen. Auf Wochensicht stand damit für den Leitindex ein Plus von 4,5 Prozent. “Wenn Inflations- und Zinsangst gehen, kommen Aktien”, ist Baader-Bank-Experte Robert Halver zuversichtlich. Auf die Aktienmärkte wirke dies “wie eine Aufbauspritze”. Der Experte sieht das größte Aufholpotenzial bei Aktien aus dem MDAX und SDAX. Während der DAX dieses Jahr rund 14 Prozent zugelegt hat, belaufen sich die Anstiege seiner kleineren Brüder auf 5 beziehungsweise 11 Prozent.

“Technisch möglich”

Durch den Anstieg um fast neun Prozent seit dem Oktober-Tief ist beim DAX die 16.000-Punkte-Marke wieder greifbar. Mittlerweile steht der Leitindex über der 200-Tage-Linie – ein positives Signal. “Einer Jahresendrally einschließlich neuer Rekorde steht zumindest aus technischer Sicht nichts im Weg”, gibt sich Börsenexperte Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets optimistisch. Die bisherige Bestmarke datiert mit knapp 16.529 Punkten aus dem Juli.

“Zwar hält die Fed (US-Notenbank) aus Gründen der Glaubhaftigkeit ihren moralischen Zeigefinger in Form einer theoretisch weiteren Zinserhöhung hoch”, so Baader-Experte Halver. Unter Anlegern jedoch wachse die Fantasie für Zinssenkungen. An den Terminmärkten werde eine erste von insgesamt vier Zinssenkungen für nächstes Jahr ab Mai eingepreist. “Die Abkühlung der Inflation, schlechte Wirtschaftsdaten und der Rückgang der Ölpreise nähren die Hoffnung auf einen deutlichen Wechsel in der Geldpolitik der Zentralbanken”, sagt Analyst Pierre Veyret vom Broker ActivTrades.

Laut Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer birgt der jüngste Anstieg aber die Gefahr, dass die Rally an Fahrt verliert. Er verwies auf den Relative Stärke Index des DAX, der die Marke von 70 erreicht habe – ein Niveau, bei dem von einem “überkauften” Marktumfeld gesprochen werde. “Fundamental bleiben die wahrscheinlich zu optimistischen Dax-Gewinnerwartungen der Unternehmensanalysten für uns ein entscheidender Grund, warum das Aufwärtspotenzial für den DAX in den kommenden Monaten begrenzt sein sollte.” Zudem stehen mit den Konflikten in Nahost und der Ukraine weiter geopolitische Sorgen auf der Agenda der Börsianer.

Die große Hoffnung der Anleger ist jedoch, dass die Notenbanken einer zu langen und zu starken Straffung rechtzeitig entgegenwirken, um ein Abwürgen der Konjunktur zu vermeiden. Die Währungshüter wiederum rechnen auch für 2024 weiter mit relativ hohen Inflationsraten und wollen die weitere Entwicklung erst einmal abwarten. “Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Kapitalmärkten und Notenbanken geht damit in die nächste Runde”, sagt Bernhard Grünäugl, Leiter Investment Strategy & ESG bei der BayernInvest.

Treibstoff gesucht

In der neuen Woche stehen einige Ereignisse an, die über die Tragfähigkeit der November-Rally mit entscheiden könnten. Die Experten der Landesbank Baden-Württemberg verweisen auf die am Dienstag nach US-Börsenschluss erwarteten Zahlen von Nvidia, ein – wenn nicht der größte – Profiteur des Trends Künstliche Intelligenz. Außerdem dürften die US-Bürger in der Thanksgiving-Woche zeigen, ob ihr “Konsum eine tragfähige Stütze für die Konjunktur ist”. Nach dem US-Feiertag am Donnerstag hat der “Black Friday” wieder Signalwirkung für das besonders wichtige Weihnachtsgeschäft.

Bereits am Montag wird die chinesische Notenbank über den geldpolitischen Schlüsselsatz, die sogenannte Loan Prime Rate (LPR), entscheiden. Um die wirtschaftliche Erholung nach der Corona-Pandemie zu stärken, hat China in den vergangenen Monaten mehrere Konjunkturspritzen gesetzt. So senkte die Notenbank den Reservesatz für Geschäftsbanken bereits zweimal, um mehr Liquidität freizusetzen.

Die Saison der Unternehmensberichte fällt dagegen als Triebfeder weg. Kapitalmarkttage von DAX-Konzernen könnten aber das Interesse der Anleger auf sich ziehen. Von Rheinmetall, einem Profiteur der aktuellen Aufrüstung, versprechen sich Experten zu Wochenbeginn neue mittelfristige Ziele. Am Dienstag dürfte dann bei Siemens Energy intensiv darüber diskutiert werden, dass die schwierige Lage des Energietechnik-Konzerns staatliche Garantien erforderlich machte.

Konjunktursignale sind in den kommenden Tagen rar. In der Zentrale der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte zu Wochenbeginn genau hingesehen werden, wenn die Veröffentlichung der Erzeugerpreise im Oktober ansteht. Zuletzt deuteten die Daten auf einen spürbar abflauenden Inflationsdruck hin. Am Freitag könnte der IFO-Geschäftsklimaindex bewegen. “Das IFO-Geschäftsklima dürfte sich erneut verbessern”, heißt es in einem Ausblick der Landesbank Helaba nach guten Vorboten durch den ZEW-Index, der im November zum vierten Mal in Folge gestiegen war. Für den IFO sei dies ein positives Signal.

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