Bei den Anmeldungen europäischer Patente liegt Deutschland auf Platz zwei hinter den USA – noch. Konzerne aus China sind Siemens, BASF und Co schon dicht auf den Fersen. Besonders häufig wird Huawei beim Patentamt in München vorstellig.
Die Energiewende und die Digitaltechnik regen den Erfindergeist an. Das spiegelt sich in der Zahl der Patentanmeldungen wider, die das Europäische Patentamt (EPA) in München veröffentlicht hat. Insgesamt stieg die Zahl der Anmeldungen bei der Behörde im vergangenen Jahr um 2,5 Prozent auf einen Rekordwert von 193.460.
Vor allem für saubere Energietechnik und andere Verfahren zur Erzeugung, Verteilung und Speicherung von Strom würden mehr Anträge auf Patentschutz eingereicht, sagte EPA-Präsident Antonio Campinos. “Der anhaltende Aufschwung auf diesem Gebiet trägt dazu bei, die Energiewende voranzubringen.”
Vor allem in der Batterietechnik habe es mit einem Plus von 48 Prozent einen regelrechten Boom gegeben, berichtete das EPA. Das Segment namens “elektrische Maschinen/Geräte/Energie”, in dem diese Technologien erfasst werden, legte um 18 Prozent zu. Die größte Zahl von Anmeldungen kam aber auch im vergangenen Jahr aus dem Bereich der Digitalkommunikation, in der allein 16.705 Patente eingereicht wurden, elf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In Feldern wie Maschinenbau und Fahrzeugtechnik stagnierten die Anmeldungen dagegen.
Huawei auf dem Vormarsch
Aus Deutschland kamen 2022 dann auch weniger Patentanmeldungen: 24.684, das ist ein Minus von knapp fünf Prozent. Weltweit waren das trotzdem die meisten Anmeldungen nach den USA, von wo mit 48.088 Einträgen knapp ein Viertel aller eingereichten Patente kommt. China ist allerdings auch hier auf dem Vormarsch: Seit 2018 haben sich die Patent-Anmeldungen von dort mehr als verdoppelt, allein 2022 legten sie um 15 Prozent zu.
Auch der weltweit eifrigste Patentanmelder kam im zweiten Jahr in Folge aus China: der umstrittene Telekom-Ausrüster Huawei. Dahinter folgte die koreanische LG, vor dem US-Chipkonzern Qualcomm, der vom siebten auf den dritten Platz vorrückte und damit Siemens überholte. Der Münchner Technologiekonzern hat im vergangenen Jahr beim EPA 1735 Patente angemeldet. Auf Platz acht folgt BASF mit 1401, Bosch ist Elfter mit 1214 Anmeldungen.
Hinter dem Europäischen Patentamt steht eine eigene, von der Europäischen Union unabhängige Organisation. Ihr haben sich fast alle Staaten des Kontinents angeschlossen. Nur Russland, Weißrussland und die Ukraine haben ihren Patentschutz unabhängig davon geregelt.