Als der Krieg gegen die Ukraine begann, geriet der Markt für Getreide schwer unter Druck. Die Preise explodierten. Wie sieht es heute aus? Der Vorstandschef des größten deutschen Agrarhändlers Baywa, Lutz, spricht über die Gefahr künftiger Engpässe und verrät, ob die Kunden im Supermarkt aufatmen können.
Als Russlands vor einem Jahr in die Ukraine einmarschierte, stiegen die Getreidepreise innerhalb weniger Wochen um fast 80 Prozent. Die Angst vor Lieferengpässen und Nahrungsmittelknappheit ging um. Auch beim Mischkonzern Baywa, dem größten deutschen Agrarhändler, waren die Sorgen groß.
Der Vorstandsvorsitzende von BayWa, Klaus Josef Lutz
(Foto: picture alliance / SvenSimon)
Der Krieg führte dazu, dass die Ernteerträge 2022 in der Region um 17 Prozent unter dem Vorjahr lagen. Inzwischen aber hat sich die Lage entspannt – auch weil internationale Abkommen dazu geführt haben, dass Getreide auf mehreren Wegen aus der Ukraine exportiert werden konnte. “Der Markt ist gesättigt. Wir sehen das auch in Europa momentan”, sagt Baywa-CEO Klaus Josef Lutz im Podcast “Die Stunde Null”. “Die Nachfrage der Mühlen ist eher zurückhaltend.”
Die Preise sind nicht mehr so hoch wie zu Kriegsbeginn, auch wenn Produkte wie Weizen immer noch deutlich mehr kosten als noch zu Jahresanfang 2022. Fraglich ist zudem, wann und ob das sich auch in den Verbraucherpreisen niederschlägt, die im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen waren. “Wir haben schon ein massives inflationäres Thema”, sagt Lutz. “Wir haben einen eindeutigen Reallohn-Abbau, einen Wohlstandsabbau.”
Zudem bestehe immer die Gefahr, dass die Krise wieder anziehe, wenn die Ausfuhr aus der Ukraine erneut gestoppt werden müsste. “Die Weltmarktsituation kann sich innerhalb weniger Tage oder Wochen radikal verändern”, sagt Lutz. “Der Getreidekorridor hat nur deswegen funktioniert, weil sich die Parteien einigermaßen daran gehalten haben.”
Für die Baywa selbst war 2022 trotz aller Krisen ein überaus erfolgreiches Jahr. Der im SDax notierte Konzern erwirtschaftete einen Rekordumsatz von über 27 Mrd. Euro und legte auch beim Gewinn massiv zu. “Die Märkte haben uns in die Karten gespielt”, sagt Lutz. “Wir sind resilienter als wir das vielleicht gedacht haben.” Um besser auf Krisensituationen vorbereitet zu sein, setzt das Unternehmen zunehmend auf eine breitere Palette an Produkten wie Sesam oder Erbsen. “Diversifizierung halt ich in diesem Geschäft für wahnsinnig wichtig”, sagt Lutz. “Wenn man nur auf Weizen setzen würde, ist das Risiko, Verluste einzufahren, wahnsinnig hoch.”
Hören Sie in der neuen Folge von “Die Stunde Null“
- Welche Rolle China auf dem Getreidemarkt spielt
- Warum für die Baywa auch Erbsen und Sesam immer wichtiger werden
- Weshalb Lutz von der Energiepolitik der Bundesregierung nichts hält
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