Rund 680 Millionen Euro Staatshilfe pumpt der Bund in die angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof. Der allergrößte Teil davon scheint verloren: Im Insolvenzverfahren will der Bund auf die Rückzahlung verzichten. Anscheinend eine alternativlose Entscheidung.
Die Bundesregierung will einem Medienbericht zufolge offenbar für die Rettung der angeschlagenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof rund 590 Millionen Euro der rund 680 Millionen Euro Staatshilfe abschreiben. Das berichtet der “Business Insider” mit Verweis auf Regierungskreise. Eine entsprechende Ankündigung dürfte der Bund im Galeria-Gläubigerausschuss am Montag machen. Der Ausschuss entscheidet über den Insolvenzplan.
Bei dem Geld soll es sich um die stille Einlage des Wirtschaftsstabilisierungsfonds und einen Teil des Kredits handeln. Insgesamt sollen die Gläubiger dem Bericht zufolge im Zuge des Insolvenzverfahrens auf 1,41 bis 2,36 Milliarden Euro verzichten. Das Verfahren hat die Sanierung der Warenhauskette zum Ziel.
Dem Bericht zufolge wäre die Alternative für den Bund nicht viel besser gewesen. Hätte der Bund auf sein Geld bestanden, hätte das die Warenhauskette nicht überstanden, heißt es demnach in Regierungskreisen. Die kompletten 680 Millionen Euro und Tausende Jobs wären weg.
47 von 129 Filialen sollen schließen
Galeria ist in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Aktuell sollen 47 der derzeit noch 129 Warenhäuser geschlossen werden. Eigentümer Rene Benko soll 200 Millionen Euro zur Rettung beisteuern, damit der Konzern nach der Insolvenz verstärkt im Onlinehandel sowie mit autonomeren und modernisierten Warenhäusern auftreten kann.
Die Bundesagentur für Arbeit (BA), die ebenfalls zu den Galeria-Gläubigern gehört, knüpft ihre Unterstützung bei der Sanierung an Bedingungen. “Wichtig ist, dass es ein Zukunftskonzept für das Geschäftsmodell gibt”, sagte BA-Vorstand Daniel Terzenbach im “Handelsblatt”. “Galeria muss auch in die Mitarbeitenden investieren, die im Unternehmen bleiben, damit wir nicht in einigen Jahren wieder vor den gleichen Problemen stehen.”
Die BA zählt laut Handelsblatt neben dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds, Kreditinstituten und Vermietern zu den großen Gläubigern. Laut Insolvenzplan, in den das “Handelsblatt” nach eigenen Angaben Einblick hatte, hat sie 96,8 Millionen Euro Insolvenzgeld gezahlt.