Die Serie von Zinsanhebungen bringt den britischen Immobilienmarkt unter Druck. Die Preise sinken im August so stark wie seit der Finanzkrise nicht. Allerdings hatten mehrere Faktoren bis vor einem Jahr auch für ein kräftiges Plus gesorgt.
Die Immobilienpreise in Großbritannien sind im August so stark gefallen wie seit Finanzkrise nicht. Sie gaben um 5,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nach, wie die führende Bausparkasse Nationwide mitteilte. Das sei das größte Minus seit Juli 2009. Allein von Juli auf August sanken die Immobilienpreise um 0,8 Prozent. “Angesichts des Ausmaßes des Anstiegs der Kreditkosten in den vergangenen Monaten ist die Abschwächung nicht überraschend”, sagte Nationwide-Chefökonom Robert Gardner. Die Bank of England hat ihre Zinssätze seit Dezember 2021 insgesamt 14 Mal angehoben – auf aktuell 5,25 Prozent. An den Finanzmärkten wird noch in diesem Monat eine weitere Erhöhung auf dann 5,5 Prozent erwartet. Damit will die britischen Zentralbank die hartnäckig hohe Inflation bekämpfen.
“Wir glauben, dass die August-Daten den Beginn eines erheblichen weiteren Rückgangs der Immobilienpreise markieren”, sagte Analyst Andrew Wishart von Capital Economics. Ökonomen und Immobilienexperten gehen einer Umfrage zufolge davon aus, dass die Preise auch im Gesamtjahr fallen werden – und zwar um durchschnittlich vier Prozent. Die Pessimisten unter den Analysten halten sogar ein Minus von zehn Prozent für möglich. 2024 sollen sich demnach die Preise dann stabilisieren, ehe sie 2025 um etwas mehr als drei Prozentsteigen sollen.
Bevor sie im September 2022 ihren Höhepunkt erreichten, waren die britischen Immobilienpreise seit Ausbruch der Corona-Pandemie um mehr als ein Viertel gestiegen. Dafür sorgten eine höhere Nachfrage nach Wohnraum, niedrige Zinsen und vorübergehende Steueranreize.
Die Zusagen für Hypothekenkredite lagen im abgelaufenen Monat um rund 20 Prozent unter dem Niveau von 2019, sagte Gardner. Und auch wenn sich der negative Trend voraussichtlich fortsetzen werde, erwartet Nationwide eine “sanfte Landung” für den Immobilienmarkt. Gründe sind eine vergleichsweise stabiler Arbeitsmarkt sowie wahrscheinlich weiter steigende Löhne.
Auch in Deutschland geben die Preise für Wohnimmobilien nach: Einer Studie der DZ Bank zufolge dürften sie in diesem Jahr angesichts schwieriger Rahmenbedingungen wie steigenden Zinskosten und teuren Materialien zwischen vier und sechs Prozent sinken. 2022 hatten sie noch um sieben Prozent zugelegt. “Gemessen an den erheblich schlechteren Finanzierungskonditionen und der Unsicherheit über zukünftige Investitionen in eine energetische Sanierung und neue Heiztechnik erscheint der Preisrückgang im einstelligen Prozentbereich moderat”, heißt es in der Untersuchung. “Möglicherweise halten sich Verkäufer mit Preiszugeständnissen noch zurück, weil sie etwa auf sinkende Zinsen spekulieren.” Es sei gut möglich, aber keineswegs sicher, dass die Preise zeitverzögert noch weiter fallen.