Die Erholung war nur kurz. Uneinigkeit über die Folgen der Banken-Unruhe lässt Käufer an den US-Börsen an die Seitenlinie treten. Vor dem Wochenende und der Möglichkeit neuer unerfreulicher Nachrichten halten Anleger ihr Pulver lieber trocken.
Zum Wochenausklang ist es an den US-Börsen wieder nach unten gegangen. Die Furcht vor weiteren Problemen im Bankensektor und einer damit drohenden Rezession schwelt weiter – trotz der Liquiditätsspritze für die First Republic Bank von 30 Milliarden Dollar durch eine Reihe von US-Banken. Neue Nahrung erhielten die Ängste davon, dass die Mutter der von den Behörden geschlossenen und übernommenen Silicon Valley Bank (SVB), die SVB Financial Group, Gläubigerschutz beantragt hat. Zur Verunsicherung trugen daneben Daten der US-Notenbank bei, wonach sich Banken in der vergangenen Woche von der Fed über 150 Milliarden Dollar geliehen haben. In der Woche zuvor waren es 4,4 Milliarden gewesen.
“Diese Woche ging es auf und ab, typischerweise in starken Bewegungen, weil es wirklich keinen Konsens darüber gibt, wie sich die Spannungen im Bankensystem auf die Wirtschaft auswirken werden”, sagte Anlageexperte Paul Christopher von Wells Fargo. Gerade im Vorfeld des handelsfreien Wochenendes, an dem auf möglicherweise neue Entwicklungen nicht sofort reagiert werden kann, gingen die Anleger daher auf Nummer sicher und verkauften.
Der Dow-Jones-Index verlor 1,2 Prozent auf 31.862 Punkte. Der S&P-500 gab 1,1 nach und der Nasdaq-Composite um 0,7 Prozent. Dass der Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan im März unter Erwarten ausfiel und auf den tiefsten Stand in diesem Jahr gesunken ist, war der Stimmung ebenfalls abträglich.
Die Aktie der First Republic, die sich am Vortag zwischenzeitlich etwas von ihrer Talfahrt erholt hatte, fiel wieder scharf zurück um über 32 Prozent. Die Bank hat inzwischen die Dividende gestrichen. Für PacWest (minus 19 Prozent) und Western Alliance (minus 15,1 Prozent), die ebenfalls in die Schlusslinie geraten sind, ging es gleichsam steil bergab. Auch die Kurse der Geldgeber-Banken gaben nach: JP Morgan verloren 3,8, Goldman Sachs verbilligten sich um 3,7, Citigroup um 3,0 und Bank of America um 4,0 Prozent. Der Subindex der Banken verlor 4,5 Prozent, gefolgt vom Index der Versicherer (minus 3,5 Prozent).
Der Logistiker Fedex überraschter derweil mit guten Zahlen zum dritten Geschäftsquartal und erhöhte den Gewinnausblick. Der Kurs wurde um 8 Prozent nach oben befördert. Merck & Co gaben um 3,0 Prozent nach. Der Pharmakonzern hat einen Fehlschlag mit einer Medikamentenstudie erlitten. Ford büßten 4,4 Prozent ein. Der Autokonzern muss knapp 1,3 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten beordern, um einen Bremsschlauch auszutauschen, der brechen könnte.
Baidu stiegen um 6,3 Prozent. Das chinesische Unternehmen hat die Lizenz zum Betrieb führerloser Taxis in Peking erhalten. Dazu gibt es positive Kommentare zum Chatbot der Chinesen. Ein Kursdebakel erlebten Diebold Nixdorf, die um fast 60 Prozent auf den tiefsten Stand seit 45 Jahren abstürzten. Der Hersteller unter anderem von Geldautomaten hatte über Liquiditätsprobleme berichtet.
Anleihen verzeichneten nach dem Rücksetzer vom Donnerstag wieder starken Zulauf, was sich in deutlich sinkenden Renditen niederschlug. Am Vortag waren die Renditen noch kräftig gestiegen, weil die Wahrscheinlichkeit wieder höher gesehen wurde, dass die US-Notenbank in der kommenden Woche die Zinsen im Kampf gegen die Inflation wie geplant erhöhen dürfte.
Auch Gold war als sicherer Hafen gesucht. Die Feinunze verteuerte sich um rund 3 Prozent auf den höchsten Stand seit knapp einem Jahr. Der Dollar schwächelte mit den sinkenden US-Marktzinsen. Die Ölpreise fielen nach der Erholung vom Vortag wieder stark zurück um rund 3 Prozent. Hier dominierten wieder Konjunktursorgen.