Um das deutsche Schienennetz steht es schlimmer, als selbst Infrastrukturvorstand Huber für möglich gehalten hätte. Deshalb will die Bahn 3000 Fachkräfte einstellen, um Bahnhöfe, Weichen und Gleise auf Vordermann zu bringen. Drei Milliarden Euro sind dafür vorgesehen.
Die Deutsche Bahn will ihr marodes Gleisnetz und ihre Bahnhöfe mit viel Geld und einem massiven Personalaufbau in Schuss bringen. “Wir stellen allein in diesem Jahr 3000 Fachkräfte ein – Bauprojektplaner und -überwacher”, kündigte Infrastrukturvorstand Berthold Huber gegenüber der “Süddeutschen Zeitung” an. “Damit und mit Investitionen in einen modernen Baumaschinenpark werden wir die Kapazitäten unserer eigenen Bahn-Bau-Sparte verdoppeln”, sagte Huber dem Blatt weiter. Ziel sei es, die nötige Sanierung des eigenen Netzes voranzutreiben. Der Konzern wird mit zusätzlichem Personal zudem stärker gegen Risiken der Sabotage vorgehen. “Geplant ist, dass wir 500 eigene neue Sicherheitskräfte einstellen, die Schienen und Anlagen besser schützen”, sagte Huber.
Verkehrsminister Volker Wissing hatte von der Bahn verlangt, neben der jahrelangen Generalsanierung auch schnelle Lösungen für die massiven Verspätungen der Züge zu finden. “Wir beschleunigen dieses Jahr die Modernisierung des Netzes auf eigene Kosten”, kündigt Huber nun an. “Rund 2000 Kilometer Gleise, 1800 Weichen und 200 Brücken werden bis Ende des Jahres erneuert.” Weil die Bahn zusätzlich über drei Milliarden Euro vorfinanziere, “modernisieren wir 17 Prozent mehr Gleise, 11 Prozent mehr Weichen und über 50 Prozent mehr Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik als im Vorjahr”.
650 Bahnhöfe bekommen neue Ausstattung
Zudem sollten 650 Bahn-Stationen erneuert werden. “Geplant sind neue Anzeigesysteme für die Information der Reisenden und die Verschönerung von Unterführungen. Wir werden Bahnsteige erhöhen, um den stufenlosen Einstieg in die Züge zu ermöglichen, und Rampen und Aufzüge einbauen, um Barrierefreiheit zu schaffen”, sagte Huber der Zeitung. Ziel sei es auch, “Bahnhöfe in den großen Städten” künftig zu “Mobilitätsdrehscheiben” zu machen – “und mit Fahrradparkhäusern auszurüsten”.
Huber übernahm den Posten von seinem Vorgänger Ronald Pofalla und ist seit 2022 für das Netz zuständig. Der Vorstand räumte ein, auch ihn selbst habe der schlechte Zustand der Bahn-Infrastruktur überrascht. “Wir wussten schon, dass wir einen großen Erneuerungsbedarf haben.” Aber jüngste Analysen hätten “das ganze Ausmaß deutlich vor Augen geführt. Die Realität ist: Es steht nicht sonderlich gut um die Schieneninfrastruktur.” Die Überalterung der Anlagen habe sich zuletzt nicht verlangsamt, sondern sogar beschleunigt. “2017 hatten wir noch 55 Milliarden Euro an Sanierungsrückstau. Heute sind es fast 90 Milliarden Euro”, sagte Huber und verwies auf zuletzt stark steigende Baukosten.