Nur acht Monate saß Boris Becker in einem britischen Gefängnis. Und doch hat er in dieser Zeit einiges mitgemacht: eine angedrohte Vergewaltigung, Todesangst, eine tränenreiche Versöhnung und Kameradschaft unter Männern. Einige seiner Mithäftlinge seien zu Freunden geworden.
Tennislegende Boris Becker ist nach eigenen Worten in seiner Haft in Großbritannien mit dem Tod bedroht worden. Es habe im Oktober eine Situation gegeben “mit einem Häftling, der wollte mich umbringen”, sagte der vergangene Woche aus dem Gefängnis entlassene Becker am Abend in einem bei Sat.1 ausgestrahlten Interview.
Der wegen Mordes seit 16 Jahren einsitzende Mitgefangene habe ihm an die Wäsche gewollt und auch “verbal alles erklärt, was er mit mir wachen wird”. Der Mitgefangene habe aber unterschätzt, dass Becker durch seine Position im Gefängnis die Solidarität der anderen Gefangenen gehabt habe, sagte der ehemalige Tennisprofi. Zehn andere Häftlinge hätten dem Mitgefangenen gesagt, dass er jetzt gehen müsse, oder sonst Schläge bekomme.
Unter Tränen schilderte Becker, wie es am anderen Tag zu einer Versöhnung gekommen sei. Der Mann habe sich vor ihm auf den Boden geworfen und seine Hand geküsst. Er habe den Mann dann hochgenommen, ihn umarmt und ihm gesagt, dass er großen Respekt vor ihm habe. Wie Becker sagte, hatte er sich im Huntercombe-Gefängnis nahe London mit mehreren Mitgefangenen angefreundet.
“Gefängnis ist eine andere Welt”
Zu seinem 55. Geburtstag habe er drei Kuchen von Mitgefangenen erhalten. Das habe er nicht mal in Freiheit erfahren, sagte Becker. “Die mussten ja quasi von ihrem knappen Geld etwas abzapfen und mir schenken.” Er habe dann die Kuchen über Tage mit anderen zusammen aufgegessen. Gefängnis sei “eine andere Welt. Man ist wirklich gleich.” Einen solchen Zusammenhalt mit anderen Menschen habe er “in der freien Wildbahn nicht erlebt”, erzählte Becker. “Wenn man zusammen wirklich ums Überleben gekämpft hat, das schweißt zusammen.” Er werde sicher mit einigen Mithäftlingen Kontakt halten. “Wir haben uns gebraucht”, sagte Becker. Becker war vergangene Woche nach etwas weniger als acht Monaten Haft aus dem Gefängnis entlassen und nach Deutschland abgeschoben worden. Verurteilt worden war er zu zweieinhalb Jahren Gefängnis.
Becker, der deutlich schlanker aussah als noch vor der Haft, berichtete auch von Hungergefühlen während seines Gefängnisaufenthalts. “Ich hab natürlich sehr viel Gewicht verloren”, sagte er in dem Gespräch mit Moderator Steven Gätjen. “Ich bin mit 97 Kilo ins Gefängnis gekommen und hatte dann mal knapp 90 Kilo.” Becker fügte hinzu: “Ich hab zum ersten Mal in meinem Leben Hunger gefühlt, also bin hungrig ins Bett gegangen. Ich dachte, dass ich mit 54 Jahren schon alles erlebt habe, aber das war neu.” Im Gefängnis habe er keinen Alkohol getrunken, nicht geraucht und wochen- oder vielleicht auch monatelang sehr wenig gegessen. “Also meiner Gesundheit tat der Gefängnisaufenthalt sicherlich gut.”