Langsam, ganz langsam findet Faber zurück in die Spur, auch wenn der Tod von Kollegin Bönisch längst nicht verwunden ist. “Love is Pain” handelt vordergründig von zwei Morden, tatsächlich geht es bei allem doch nur um eines: die Liebe und ihre Flüchtigkeit.
Was passiert?
Der Straßenbahnfahrer Hamza Arkadas (Mehmet Daloglu) ist auf Feierabend eingestellt, geht nach der letzten Fahrt noch einmal durch die Waggons. Wie so oft ist da ein Gast, der die Sache mit der Endstation nicht mitbekommen hat. Arkadas fordert den Mann auf zu gehen, doch der hat anderes im Sinn: Er zieht ein Messer und sticht Arkadas brutal nieder, kurz darauf stirbt er. Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) übernimmt die Leitung der Ermittlungen, ihr zur Seite stehen Kollege Jan Pawlak (Rick Okon) und Beate Gräske (Sar Adina Scheer), eine sogenannte “Super-Recognizerin”, die über die besondere Fähigkeit verfügt, Gesichter inmitten der Massen wiederzuerkennen.
Tanja Zietmann (Johanna Polley) hat nicht nur einen Freund verloren.
(Foto: WDR/Ester.Reglin.Film/Martin Rottenkolber)
Dass die beiden in der Straßenbahn einander kennen, bemerkt jedoch sogar Faber (Jörg Hartmann) mit seinem von Trauer getrübten Blick: Täter und Opfer, das ist auf dem Mitschnitt der Überwachungskamera zu sehen, erkennen einander, wechseln kurz ein paar Worte, bevor es zur, O-Ton Herzog, “Hinrichtung” kommt. Das Mysteriöse an dem Mitschnitt: Der Täter ist nicht nur nicht vermummt, er wendet sein Gesicht sogar noch zur Kamera und macht eine Handbewegung, als wolle er sagen: Schaut genau hin, das war nicht das letzte Mal.
Worum geht es wirklich?
Der Titel gibt den Grundton vor: Love is Pain. Liebe ist Schmerz. Das bekommen im zweiten Dortmunder Fall nach dem gewaltsamen Tod von Martina Bönisch buchstäblich alle Beteiligten zu spüren. Faber kämpft sich zurück ins Leben, ächzt aber unter der Trauer um seine Weggefährtin. Rosa Herzog hat Stress mit einer sehr nahen Verwandten, Jan Pawlak würde seiner kleinen Tochter so gern ein guter Vater sein, bekommt aber Dienstliches und Privates einfach nicht unter einen Hut. Und dann ist da auch noch der Fall, dessen Indizien so simpel wie vertrackt sind.
Wegzapp-Moment?

Faber befragt den verletzten Tom Heinrich (Roberto Capasso).
(Foto: WDR/Ester.Reglin.Film/Martin Rottenkolber)
Nicht vorhanden, dennoch durchweht eine nicht zu übersehende Anstrengung diese “Tatort”-Folge. Besonders in der ersten Hälfte wird einiges an Plattheiten in den (Erklär)dialogen konstruiert, fehlt die diffuse Leichtigkeit in der Schwere, die die Interaktion der Faber/Schudt-Achse immer ausgezeichnet hat. Aber es ist wohl so wie im wirklichen Leben: Nicht nur Liebe ist Pain, auch der ganz normale Alltag hat es zuweilen in sich.
Wow-Faktor?
Stetig steigend. Die etwas bemühten Hi-Tech-Aspekte rund um CCTV und die Super-Recognizerin hätte es nicht einmal gebraucht. Als die Dinge im letzten Drittel erst einmal so richtig ins Laufen gekommen sind, hat Dortmund fast, aber nur fast, schon wieder seine alte Klasse erreicht.
Wie war’s?
7,5 von 10 Punkten – no Pain, no Gain. Team Faber weiß zu unterhalten, auch wenn es wehtut.