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Taxifahrer schildert Flucht anders als Harry und Meghan

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Im August 1997 starb Prinzessin Diana bei einem Verkehrsunfall – gejagt von Paparazzi. Nun hat ihr Sohn Prinz Harry nach eigenen Angaben in New York ein ähnliches Erlebnis. Aber die Schilderungen des Vorfalls gehen auseinander.

Autos rasen über den Bürgersteig und über rote Ampeln: In New York sollen Paparazzi rücksichtslos und äußerst riskant einen Wagen mit Prinz Harry und seiner Ehefrau Herzogin Meghan verfolgt haben. Die Schilderungen klingen nach Szenen aus einem Actionfilm und rufen sofort Erinnerungen an den Unfalltod von Harrys Mutter Diana vor knapp 26 Jahren hervor. Es habe eine “beinahe katastrophale Verfolgungsjagd” gegeben, mit “mehreren Beinahe-Zusammenstößen mit anderen Fahrern auf der Straße, Fußgängern und zwei Beamten der New Yorker Polizei”, lässt das Paar über eine Sprecherin ausrichten.

Eine Mitteilung der New Yorker Polizei sowie Aussagen des Taxifahrers des 38-jährigen Harry und der drei Jahre älteren Meghan sowie anderer Beteiligter können die schweren Vorwürfe zunächst aber nicht belegen. Zwar verurteilte New Yorks Bürgermeister Eric Adams den Vorfall als “rücksichtslos und unverantwortlich”. “Es ist klar, dass die Presse, die Paparazzi, die richtigen Fotos bekommen wollen”, sagte er. “Aber die öffentliche Sicherheit muss immer vorgehen.”

Auch die Polizei spricht von vielen Fotografen, “die den Transport zu einer Herausforderung gemacht haben”. Schlussendlich sei das Paar aber sicher an seinem Zielort angekommen: “Es gab keine gemeldeten Unfälle, gerichtlichen Vorladungen, Verletzungen oder Festnahmen in dieser Hinsicht.”

“Sie waren unglaublich verängstigt”

Der ungefähre Ablauf war demnach wie folgt: Der jüngere Sohn von König Charles III. und seine Ehefrau besuchten Dienstagabend mit Meghans Mutter Doria Ragland eine Preisverleihung. Anschließend wurden sie – mit einem Begleittross aus mehreren Geländewagen – für rund 75 Minuten kreuz und quer durch die Upper East Side gefahren, um Verfolger abzuschütteln. Dann hielten sie an einer Polizeiwache und stiegen in ein Taxi um.

Wie es aus dem Umfeld des Paares heißt, haben Harry und Meghan die Nacht bei Freunden verbracht und wollten die Paparazzi nicht zu deren Adresse führen. Doch wie gefährlich die Fahrt durch die Straßen von New York City wirklich war, darüber gibt es widersprüchliche Angaben.

“Ich habe sie noch nie so verletzlich erlebt wie vergangene Nacht”, sagte Ashley Hansen, eine Sprecherin des Paares, dem britischen Sender Sky News. “Sie waren unglaublich verängstigt und aufgewühlt.” Aus dem Umfeld des Paares hieß es, die Verfolgungsjagd hätte “tödlich” enden können. Sechs Fahrzeuge mit verdunkelten Scheiben rasten demnach rücksichtslos um den Konvoi der Prominenten herum. Die Fahrer hätten am Steuer fotografiert und telefoniert und seien davongerast, als sie von uniformierten Polizeibeamten konfrontiert wurden, um die Verfolgung fortzusetzen. Es gebe Aufnahmen von Sicherheitsleuten, die das Geschehen dokumentiert hätten.

Auch der offizielle Biograf von Harry und Meghan, Omid Scobie, sprach in der BBC von einem “Katz- und Maus-Spiel”. Der Wagen des Paares sei mit bis zu 130 Kilometern pro Stunde durch die Stadt gejagt, um Verfolger abzuschütteln. Pläne, entsprechende Filmaufnahmen öffentlich zu machen, gebe es unmittelbar jedoch nicht, sagte eine Sprecherin des Paares. Es war der erste gemeinsame öffentliche Auftritt der beiden, seit Harry allein zur Krönung seines Vaters in England gereist war.

“Ich würde es keine Verfolgungsjagd nennen”

Andere Beteiligte sehen die Ereignisse deutlich entspannter. Taxifahrer Sukhcharn Singh nannte die Berichte “übertrieben”, sagte er in der “Washington Post”. “Ich würde es keine Verfolgungsjagd nennen. Es fühlte sich nie so an, als sei ich in Gefahr. Es war nicht wie in einem Film.” Zugleich bestätigte er allerdings, dass zwei Fahrzeuge ihm gefolgt seien und die Insassen Fotos gemacht hätten. Das Paar habe verängstigt gewirkt.

Ein beteiligter Paparazzo sprach am Donnerstag im britischen Sender ITV von einer “katastrophalen Erfahrung”. Die Gefahr sei aber nicht von den Fotografen, sondern vielmehr von Harry und Meghans Fahrer ausgegangen. Es sei die Eskorte des Paares gewesen, die andere Autos blockiert und mit Manövern zum Stopp habe zwingen wollen.

Ähnlich äußerte sich die auf Prominente spezialisierte Fotoagentur Backgrid. Nach Angaben ihrer beteiligten Fotografen habe es keine Beinahe-Unfälle gegeben. Man nehme die Vorwürfe aber sehr ernst und werde sie untersuchen.

In der britischen Zeitung “Telegraph”, die dem Paar äußerst kritisch gegenübersteht, wunderte sich Co-Herausgeberin Camilla Tominey über die unterschiedlichen Darstellungen: “Eine Lücke zwischen Fantasie und Realität, durch die man mit einem Auto fahren könnte”, schrieb sie in einem Kommentar. Die Mitteilung der New Yorker Polizei habe der Geschichte die Dramatik genommen.

Harrys Mutter Diana war im August 1997 bei einem Verkehrsunfall in Paris gestorben, als sie von Paparazzi verfolgt wurde. Wiederholt hat Harry berichtet, wie sehr ihn der Tod seiner Mutter belastet. In seiner Biografie “Reserve” schildert der Prinz, dass er den Unfall auf ähnliche Weise verarbeiten wollte: Er habe sich bei einem Besuch in Paris von einem Taxi durch den Tunnel fahren lassen, in dem seine Mutter verunglückt sei – und zwar in demselben Tempo wie ihr Wagen damals.

“Wie ein Rudel Hunde”

Der Vorfall in New York dürfte Harrys ohnehin miserablem Verhältnis zur Boulevardpresse weiteren Schaden zufügen. Er macht den britischen “tabloids” heftige Vorwürfe wegen des Tods seiner Mutter. In einer BBC-Dokumentation sagte er einmal: “Jedes Mal, wenn sie ausging, war da eine Meute von Menschen, die auf sie gewartet hat. Wie ein Rudel Hunde folgten sie ihr, jagten sie, belästigten sie, beleidigten sie, spuckten auf sie, versuchten eine Reaktion, das eine Foto zu bekommen, wie sie um sich schlägt.”

Auch für das schlechte Verhältnis zur Royal Family um König Charles und Thronfolger William gibt Harry der Presse die Schuld. Derzeit laufen in London mehrere Klagen von ihm gegen Verlage, denen er vorwirft, unrechtmäßig Informationen über ihn erlangt zu haben. Zudem klagt der Prinz gegen die Entscheidung der britischen Regierung, ihm keinen Polizeischutz zu gewähren, wenn er selbst dafür aufkommt.

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