Aktuelle Deutschland Nachrichten

Klimaangst ist mehr als ein Schlagwort

0 15


80 Prozent der Jugendlichen sorgen sich ums Klima. Höchste Zeit für einen “Tatort” zum Thema, sollte man meinen. Allerdings braucht es für einen “Tatort”, der die Jugend versteht, mehr als nur junge Schauspieler.

Die Jugend von heute spekuliert mit windigen Kryptowährungen und fährt dealenderweise auf E-Rollern mit Rucksäcken voller Crystal durch die Gegend, um an schnelles Geld zu kommen. Behauptet zumindest der neue Schwarzwald-“Tatort”. Die drei Jugendlichen, um die es in “Das geheime Leben unserer Kinder” geht, machen das aber nicht etwa aus Gier, Sucht, oder anderen klassischen Beschaffungsmotiven, nein: Es ist die Klimaangst, die die Drei umtreibt. Mit dem Geld wollen sie auf die neuseeländische Südinsel auswandern, wo schon alles nicht so schlimm werden wird.

Die Ansammlung an haarsträubenden Klischees klingt nach Satire und die absurden Story-Wendungen provozieren ein paar unbeabsichtigte Lacher, aber tatsächlich meint es dieser “Tatort” ernst. Und erweist der Jugend, die er repräsentieren will, damit einen Bärendienst. Denn so peinlich “Das geheime Leben unserer Kinder” inszeniert ist, so treffend ist die Kernbotschaft: 80 Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren sind laut einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung besorgt wegen des Klimawandels – 42 Prozent von ihnen sogar sehr besorgt.

Angst vor dem Klima-Weltuntergang

“Climate Anxiety” wurde, wie so vieles, zuerst in den USA zum Begriff, ist aber spätestens seit 2018 auch in Europa angekommen: Damals sprach Greta Thunberg erstmals öffentlich über ihre eigenen Klimasorgen, in der Folge war das Thema nicht mehr nur ein griffiges Schlagwort, sondern wurde zum auch von der Wissenschaft stärker in den Fokus genommen. Es gibt mittlerweile unzählige Studien, die den Einfluss vor allem auf die Psyche junger Menschen belegen.

Für ntv.de beschäftigte sich die Kollegin Sarah Platz in ihrem Artikel “Klimakrise dringt in Psyche ein” explizit mit der Wirkung des Klimawandels auf junge Menschen und interviewte unter anderem einen jungen Physikstudenten: “Das Gefühl von früher, dass Laufbahn und Uni das Wichtigste sind, habe ich nicht mehr.” Statt wie die “Tatort”-Jugendlichen nach Neuseeland auswandern zu wollen, verschreibt sich der Student mittlerweile dem Klimaaktivismus: “So kann ich meine Verzweiflung in Bahnen lenken.”

Als völlig normale psychische Reaktion auf eine reale Bedrohung bezeichnet der Diplom-Psychologe Felix Peter im selben Artikel die Reaktion des Studenten: “Wir müssen aufpassen, dass wir diese Reaktionen nicht als pathologisch einordnen, denn das sind sie eben nicht.” Der aktuelle Schwarzwald-“Tatort” macht aber genau das, auch wenn die Macher es sicher nicht so gemeint haben. Wie aus gut gemeint auch gut gemacht wird, könnten sie sich beim nächsten Mal von der Netflix-Serie “Ginny & Georgia” abgucken, die sich unter anderem um den 16-jährigen Marcus Baker dreht: Der ist schwer depressiv, unter anderem, weil er daran glaubt, dass die Welt wegen des Klimawandels untergeht.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Website verwendet Cookies, um Ihr Erlebnis zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, aber Sie können sich abmelden, wenn Sie dies wünschen. Annehmen Weiterlesen

Datenschutz- und Cookie-Richtlinie