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Eine Dame, die bei Beate Uhse 200 Kilo Gleitcreme angerührt hat, kann Günther Jauch nicht kaltlassen. “Ich bin Wachs in Ihren Händen”, schwärmt er – erweist dann aber einer anderen Dame einen nie dagewesenen Dienst: “Du warst gemeint!”
Tag zwei der großen Drei-Millionen-Woche bei “Wer wird Millionär?” (WWM) ging enttäuschend los – doch dann kam die Dame mit der Gleitcreme. Als Ingrid Redlefsen aus Glücksburg bei der Vorstellung verriet, dass sie einst bei Beate Uhse im Labor gearbeitet hatte, leuchteten Günther Jauchs Augen bereits. Irgendwann konnte er sein Glück gar nicht mehr fassen. “Ich bin Wachs in Ihren Händen”, schwärmte der Gastgeber gegen Ende.
Sie hatte was zu erzählen: “Wer wird Millionär?”-Kandidatin Ingrid Redlefsen.
Man stelle sich vor: Eine junge Frau kommt 1969 nach Flensburg und fängt gegen den Willen ihres strengen Vaters bei Beate Uhse an. 200 Kilogramm Gleitcreme rührte Redlefsen nach eigenem Bekunden pro Sitzung in einem Topf an. Maschinen? Fehlanzeige. “Dann wurde händisch gepackt”, erinnerte sich die Rentnerin. Über die simple Rezeptur bewahrte sie bei Jauch Stillschweigen: “Sonst würden Sie vielleicht ein kleines Labor eröffnen.”
WWM: Erotikkalender für den Neffen
Redlefsen wird immer noch zur Beate-Uhse-Weihnachtsfeier eingeladen und kommt stets mit Mitbringseln nach Hause, wie ihre Tochter im Publikum verriet. Der Kalender mit den leicht bekleideten Damen habe einen festen Abnehmer, erklärte Redlefsen: “Da freut mein Neffe sich immer drüber.” Über den Verbleib des zweiten Kalenders mit männlichen Fotomodellen schwieg sie sich aus.
Für Jauch und Redlefsen blieb reichlich Zeit, um in der Spezialausgabe von “Wer wird Millionär?” ausgiebig in der Vergangenheit zu schwelgen. Denn die Schleswig-Holsteinerin war mit 64.000 Euro die klare Gewinnerin des Abends. Fast hätte die “wilde Frau” (O-Ton Tochter) mit 125.000 Euro ins große Finale am Donnerstag einziehen können. Denn am Ende wusste sie es tatsächlich besser als ihr Zusatzjoker.
“Wer wird Millionär?” ist auch auf RTL+ abrufbar.
Eine Querflötenspielerin im Publikum war überzeugt: Der Begriff “sfumato” bedeutet “Feuer” und bezieht sich ehesten auf Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart. So richtig konnte der Joker Redlefsen aber nicht überzeugen, obwohl auch sie zu dieser Antwortmöglichkeit tendiert hatte. Jauch sah bereits das Wiedersehen am Donnerstag in Gefahr und wollte die Kandidatin mit der Aussicht auf ein “unmoralisches Angebot” zur Vorsicht ermahnen. “Ihre Angebote sind immer sehr dürftig”, ließ Redlefsen ihn jedoch auflaufen.
Jauch war empört. “Die meisten machen ein Riesengeschäft!”, verteidigte er seine Anreize in der Drei-Millionen-Euro-Woche. Mit denen will er die Finalisten überzeugen, ihren Gewinn für die Aussicht auf die Rekordsumme aufs Spiel zu setzen. Redlefsen fing am Dienstag schon gleich das Feilschen an und verlangte einen Extrajoker. “Zeitenwende!”, blockte Jauch. Aber irgendwie würde sich niemand wundern, sollte er dieser Dame am Donnerstag ein extra gutes Angebot unterbreiten.
Jauch freut sich für Kandidatin
Redlefsen stieg aus. Unmittelbar vor der Auflösung aber meinte sie plötzlich: “Ist bestimmt ‘ne Art der Malerei, pass mal auf.” Und tatsächlich: Mit dem italienischen Begriff “sfumato” wird eine Technik in der Ölmalerei bezeichnet, die vor allem durch die Gemälde von Leonardo da Vinci berühmt wurde. “Ich freue mich auf übermorgen!”, verabschiedete ein freudestrahlender Jauch die Kandidatin.
Weniger erfolgreich war der Start in die Spezialausgabe von WWM verlaufen. Überhangkandidatin Laura Scherzberg aus Straussfurt bei Erfurt stieg lieber mit 8000 Euro aus, anstatt alles für den Einzug ins Finale zu riskieren. Dafür mussten die Kandidaten nämlich mindestens die nächste Gewinnstufe erreichen. Sogar nur 4000 Euro wurden es für die Supermarkt-Filialleiterin Magdalena Aichman aus Hilter am Teutoburger Wald. Jauch hatte ihr zum frühen Ausstieg geraten: “Take the money and run. Es sei denn, Sie sagen: Der Discounter ernährt mich.”
Als einziger Kandidat neben Redlefsen schaffte es am Dienstag Kommunikationsberater Denis McGee ins Finale. Der Halbschotte aus Berlin war durch seine Vorgängerinnen gewarnt: “Man sieht, wie schnell die Joker weg sein können.” Er musste bei der Frage für 32.000 Euro dank des 50:50-Jokers nur noch unter zwei Antwortmöglichkeiten wählen, stieg aber zum Glück aus. Der Vater dreier Söhne (Jauch: “Auch ein Schicksal”) hätte auf die Frage, was für den Online-Duden aufs Gleiche hinauskommt, auf “Stichprobe” und “Stechprobe” getippt. Richtig waren jedoch “Stichfrage” und “Stechfrage”.
Nachdem ein Lied von Bryan Adams bereits in einer Frage vorgekommen war, musste Pierre-Héli Monot noch seine Meinung über den Sänger teilen. Der Professor für amerikanische Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München stammt aus Lausanne und wohnt in Berlin. Früher hat er im Londoner Nobelkaufhaus Harrod’s reichen Kunden die Tüten getragen und sie beim Einkaufen in der Delikatessenabteilung beraten.
“Sehr unangenehmer Kandidat”
Während ein Spice Girl (vermutlich Emma Bunton) oder David Gilmore von Pink Floyd einen guten Eindruck hinterließen, urteilte Monot noch 25 Jahre später über Adams: “Sehr unangenehmer Kandidat. Ich wollte mich immer einmal rächen. Der war zu mir nicht nett. Heute sage ich das.” Monot hat am Mittwoch die Chance auf den Finaleinzug, wenn er mit der 16.000-Euro-Frage zurückkehrt.
Noch mal kurz zurück zu Jauchs Lieblingskandidatin des Abends. Als die von ihrer 95-jährigen Mutter erzählte, fühlte sich der Moderator sofort an eine 93 Jahre alte, begeisterte Zuschauerin von “Wer wird Millionär?” erinnert. “Ich grüße nie jemanden in der Sendung. Hallo, Eva in Israel, du warst gemeint”, freute sich Jauch. Er hatte vor Jahren in der Show erzählt, wie er im Israel-Urlaub spontan bei Fanbrief-Schreiberin Eva Erben an die Haustür geklopft hatte. 2008 stellte er in Hamburg das Kinderbuch der Holocaust-Überlebenden vor.