Krieg, Flüchtlingswelle, Hungersnot, Klimakollaps: Die Welt nähert sich immer mehr dem Abgrund. Beim hitzigen Debattieren rund um die vier Säulen des Elends hat der Mainstream aber vergessen, dass es noch ein weiteres akutes Dilemma gibt: das Artensterben. Deutschlands Vorzeige-Tierfilmer Dirk Steffens hat es sich zur Aufgabe gemacht, der Öffentlichkeit diesbezüglich reinen Wein einzuschenken. Noch immer haben viel zu viele Menschen keine Vorstellung davon, wie negativ sich das fortschreitende Artensterben auf den Allgemeinzustand des Planeten auswirkt.
In der am Samstag startenden neuen RTL-Quizshow “Die große GEO-Show” will Dirk Steffens nun eine Brücke bauen zwischen Spaß und Information. Gemeinsam mit seiner Show-Kollegen Sonja Zietlow schickt der Wissenschaftsjournalist insgesamt zehn Prominente auf eine einzigartige Missionsreise. In verschiedenen Ländern auf unterschiedlichen Kontinenten widmen sich die prominenten Kandidaten einem ganz bestimmten Natur-Projekt. Mit ntv.de sprach Dirk Steffens über weinende Sprücheklopfer, gefährliche Autofahrten und eine neue Grundhaltung.
ntv.de: Dirk, du hast in deinem Leben schon so viele TV-Projekte umgesetzt. Jetzt folgt am Samstag “Die große GEO-Show”. Was macht diese Show für dich zu einem besonderen Projekt?
Dirk Steffens: Ich habe schon ganz, ganz lange nach genau so einem Format gesucht. Ich berichte ja nun schon seit vielen Jahren über Wissenschaft, die Natur und die Tierwelt. Das alles interessiert aber natürlich nur sehr wenige Menschen. Meist sind das ja Dokumentation, in denen der Spaß so ein bisschen auf der Strecke bleibt. Mit der GEO-Show verbinden wir jetzt den Spaß einer Quizshow mit dem Informationsgehalt einer Natur-Dokumentation. Ich bin wirklich froh und happy, dass wir das mit dem gesamten Team so toll umsetzen konnten.
Eine Quizshow mit Lerneffekt zur besten Fernsehzeit ist in der Tat ziemlich ungewöhnlich. Wie wichtig ist eine Informationszufuhr dieser Art in der heutigen Zeit?
Wir müssen den Leuten einfach ohne den erhobenen Zeigefinger klarmachen, dass es der Welt, auf der wir alle leben, von Tag zu Tag schlechter geht. Das muss aber nicht so sein. Die Menschen müssen möglichst schnell verstehen, dass Umweltschutz nicht zwingend höhere Preise, Verzicht und Spaßbefreiung bedeutet. Wir sind eine schlaue Spezies. Wenn wir schnell handeln, dann kriegen wir das alles auch noch gut hin. Je länger wir aber warten, desto schwieriger, anstrengender und teurer wird es.
Mit Sonja Zietlow hast du in der Show eine ganz besondere Partnerin an deiner Seite.
Ja, das stimmt, da bin ich auch sehr froh drüber. Wir haben quasi das RTL-Dschungelcamp mit dem Dschungelcamp des echten Lebens zusammengetan. Wir machen jetzt den Dschungel-Dschungel.
Es sind eine Menge spannender Promis mit dabei. Wer hat dich denn während dieses Projekts am meisten beeindruckt?
Nimm einfach mal Frank “Buschi” Buschmann. Den kennen wir ja alle als ziemlich harten Hund, der auch gerne mal ein paar lockere Sprüche klopft. Ich sag’ nur eins: Wer den Buschi mal so richtig weinen sehen will, der sollte sich die Startfolge nicht entgehen lassen. Im Ernst: Ich kenne all diese Situationen und Begegnungen ja schon. Ich mache das mein ganzes Leben. Aber es ist so berührend und ergreifend zu sehen, wenn andere Menschen zum ersten Mal in ihrem Leben so eng mit der Natur verbunden sind.
Bei einer Quizshow geht es natürlich auch ums Gewinnen. Bei der großen GEO-Show geht es aber nicht um Geld, richtig?
Geld haben die Promis ja alle schon genug. Nein, wir wollen natürlich auch etwas Gutes tun. In der Show spielen wir um Quadratmeter, um richtigen, echten Boden in Deutschland. Die gewonnene Quadratmeterzahl kaufen wir mit der Stiftung “GEO schafft Wildnis” ein und lassen diese Fläche dann komplett verwildern. Die Wissenschaft hat ja festgestellt: Wenn wir ein Drittel des Planeten unter Naturschutz stellen, dann können wir auf den beiden verbleibenden zwei Dritteln als Menschheit ziemlich bequem weiterleben. Dafür wollen wir in der Show unseren kleinen Beitrag leisten.
Du bist mit unglaublich viel Enthusiasmus dabei, wenn es um das Thema Umwelt geht. Wann genau hat dich die Natur so gepackt?
Ich glaube, dem liegt ein Geburtsfehler zugrunde. Ich war schon als Kind immer fasziniert von Tieren und Pflanzen. Ich habe damals mit Hunden, Kröten und Blindschleichen angefangen. Wenn ich heute in Afrika einem wilden Elefanten begegne, dann berührt es mich immer noch so wie vor 25 Jahren. Natur und Tiere, das sind einfach wunderschöne Dinge. Es gibt für mich nichts Schöneres, als einem wilden Tier in seiner gewohnten Umgebung zu begegnen.
Zwischen Blindschleichen und Elefanten liegen auch gefahrentechnisch Welten. Du bist jetzt schon so lange als Tierfilmer unterwegs. Wann wurde es bei dir mal so richtig brenzlig?
Ganz ehrlich: Am gefährlichsten sind immer die Autofahrten. Natürlich kann ich mich dämlich anstellen und auf einen frei laufenden Löwen zugehen und freudig winken, oder in einem Fluss baden gehen, in dem es viele Krokodile gibt. Wenn ich mich aber an gewisse Regeln halte, dann bin ich auch in freier Wildbahn ziemlich sicher. Ich habe sogar mal in der Karibik beim Tauchen eine Ampulle Menschenblut ins Meer fließen lassen, nur um allen Zweiflern zu beweisen, dass Haie nicht auf Menschenblut abfahren. Da waren ziemlich viele Haie unterwegs. Die haben sich aber null für mein Blut interessiert. Was in der Wildnis wirklich gefährlich werden kann, sind Begegnungen mit besonderen Mücken, Bakterien oder Viren. Hier habe ich mir schon so manche Tropenkrankheit eingefangen. Das war nicht so lustig.
Du warst schon in über 120 Ländern unterwegs. Gibt es im Leben von Dirk Steffens noch einen unerfüllten Expeditionstraum?
Dirk Steffens: Die Erde ist so groß. Ich denke, dass mein Leben viel zu kurz für all die schönen Dinge dieser Welt ist. Es gibt aber natürlich immer ein paar besondere Ziele, die man noch so vor Augen hat. Ich will in diesem Jahr in die Antarktis und unter einem Eisberg tauchen. Das wollte ich schon immer mal machen. Ich hoffe, dass ich das zum Ende des Jahres irgendwie auch umsetzen kann.
Das Thema Artensterben liegt dir ganz besonders am Herzen. Du hast mal gesagt: “Die Klimakrise stellt infrage, wie wir leben. Das Artenleben stellt aber infrage, ob wir überhaupt leben.” Warum denkst du, ist die Klimakrisendiskussion dennoch gerade viel präsenter?
Die Auswirkungen der Klimakrise sind viel greifbarer und ersichtlicher. All die Dürren, die Überschwemmungen und Waldbrände hängen ja mit dieser Thematik zusammen. Vom Artensterben hingegen bekommen die Leute hier in Deutschland noch nicht viel mit. Fakt ist aber nun mal: Wir haben ungefähr acht Millionen Arten auf der Welt, von denen zurzeit schätzungsweise 150 am Tag von der Erde verschwinden. Das muss man sich mal vor Augen führen. Ich versuche das immer so zu veranschaulichen: Unsere Erde funktioniert wie ein Raumschiff, dass zum Funktionieren im lebensfeindlichen Weltraum ein komplexes Lebenserhaltungssystem benötigt. Wenn wir da jeden Tag 150 wichtige Bausteine zerstören würden, hätten wir irgendwann ein ziemlich großes Problem. Die Welt funktioniert genauso. Ein Baum beschert uns Sauerstoff. Eine Mikrobe reinigt das Wasser. Die ganzen Kleinstlebewesen machen aus totem mineralischen Staub so etwas Wunderbares wie Muttererde. Wenn wir hier aber jeden Tag 150 lebenswichtige Bauteile einfach so verschwinden lassen, dann kann man sich vorstellen, dass das irgendwann auch weitreichende Konsequenzen hat. Da die Gründe für das Artensterben aber überall auf der Welt verschieden und auch die Verläufe unterschiedlich sind, ist das Thema noch nicht so präsent.
Wie bekommt ein so wichtiges Thema mehr “Sendezeit”?
Das Gute ist ja, dass die Wissenschaft das Problem erkannt und auch die Lösungsansätze schon in der Tasche hat. Die potenziell tödliche Krankheit “Umweltzerstörung” ist heilbar. Unser bereits kranker Planet ist heilbar. Wir müssen nur langsam mal mit dem Heilen anfangen. Dann wird auch alles wieder gut.
Was macht dir Hoffnung, dass wir als globale Gemeinschaft doch noch die Kurve kriegen?
Nun, die Erhaltung unserer Erde ist einfach alternativlos. Es gibt da draußen keine Ausweichmöglichkeit. Wir haben keinen Planeten B. Jetzt stellt sich einfach nur die Frage, wie wir mit diesem Fakt umgehen. Wollen wir weiter nur nörgeln, jammern und meckern? Oder stellen wir uns mit Optimismus, Innovationsfreude und Tatendrang dagegen? Der Logik folgend kann es eigentlich nur eine Richtung geben – und genau das macht mir Hoffnung.
Mit Dirk Steffens sprach Kai Butterweck
“Die große GEO-Show” läuft am 20. und am 27. Mai bei RTL und ist außerdem auf RTL+ abrufbar.