Hollywoodstar Ashton Kutcher bescheinigt einem befreundeten Schauspieler in einem Brief an einer Richterin einen guten Charakter – obwohl dieser offenbar mindestens zwei Frauen vergewaltigt hat. Dass das mit Kutchers Engagement gegen sexuellen Missbrauch nicht zusammenpasst, sieht er nun selbst ein.
Ashton Kutcher ist nach Kritik an einem von ihm verfassten Brief vom Vorsitz der Organisation “Thorn” zurückgetreten, die sich gegen sexuellen Missbrauch von Kindern und Menschenhandel einsetzt. 2012 hatte der inzwischen 45-Jährige “Thorn” mitgegründet.
Kutcher und seine Ehefrau Mila Kunis hatten vor Verkündung des Strafmaßes für Danny Masterson “Charakter-Briefe” an die zuständige Richterin verfasst, in denen sie sehr positiv über ihren Freund und Kollegen geschrieben hatten. Masterson wurde später von einem Gericht in Los Angeles wegen zweifacher Vergewaltigung zu einer Haftstrafe von 30 Jahren bis lebenslänglich verurteilt.
Nachdem er und seine Frau “mehrere Tage lang zugehört, persönlich reflektiert, gelernt und mit Überlebenden sowie den Mitarbeitern und der Führung von Thorn gesprochen haben”, habe er sich dazu entschieden, mit sofortiger Wirkung als Vorstandsvorsitzender zurückzutreten, so Kutcher. Er könne nicht zulassen, dass dieser “Fehler in meinem Urteilsvermögen, von unseren Bemühungen und den Kindern ablenkt, denen wir dienen”.
Entschuldigung an alle Opfer sexualisierter Gewalt
“Opfer sexuellen Missbrauchs wurden in der Vergangenheit zum Schweigen gebracht, und das von mir eingereichte Charakter-Statement ist ein weiteres schmerzhaftes Beispiel für die Befragung von Opfern, die mutig genug sind, ihre Erfahrungen zu teilen”, schreibt er weiter. Die Mission von “Thorn” müsse stets im Vordergrund stehen und er wolle sich aufrichtig bei allen Opfern sexueller Gewalt sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Organisation entschuldigen, “die ich durch das, was ich getan habe, verletzt habe”. Er sei stolz auf das, was mit “Thorn” im vergangenen Jahrzehnt erreicht wurde und wolle die Arbeit weiterhin unterstützen.
Kutcher hatte den verurteilten Schauspieler unter anderem laut einem Bericht des Magazins “People”, dem die Briefe vorlagen, als ein gutes Vorbild beschrieben, das ihn davor bewahrt habe, “ein typisches Hollywood-Leben voller Drogen” zu führen. Kunis schrieb demnach von einem “unglaublichen Freund”, der für sie auch “ein Vertrauter” gewesen sei “und vor allem eine herausragende Figur eines älteren Bruders”.
Später entschuldigte sich das Paar in einem gemeinsamen Video bei Instagram. “Wir sind uns des Schmerzes bewusst, der durch die Charakter-Briefe verursacht wurde, die wir für Danny Masterson geschrieben haben”, sagte Kutcher. “Wir unterstützen Opfer (…) und werden das auch in der Zukunft weiter tun”, fügte Kunis an. Sie seien von Mastersons Familie gebeten worden, die Briefe zu schreiben, und hätten diese nicht verfasst, “um die Legitimität des Justizsystems oder die Gültigkeit der Entscheidung der Jury in Frage zu stellen”.
Ende Mai war Masterson wegen zweifacher Vergewaltigung schuldig gesprochen worden. Eine zwölfköpfige Jury sah es als erwiesen an, dass Masterson im Jahr 2003 zwei Frauen vergewaltigt hat. In einem dritten ihm vorgeworfenen Fall konnte die Jury kein einstimmiges Urteil fällen. Masterson wies die Vorwürfe zurück, die sexuellen Handlungen seien einvernehmlich gewesen. Anfang September wurde das Strafmaß von 30 Jahren bis lebenslänglich verkündet.