Schon die Behörden in Litauen wollten nicht gegen Till Lindemann ermitteln. Nun stellt auch die Staatsanwaltschaft in Berlin ihr Ermittlungsverfahren gegen den Rammstein-Sänger ein. Die Behörde fand für keinen der gegen den 60-Jährigen kursierenden Vorwürfe einen stichhaltigen Beweis.
In der Summe lässt es sich so zusammenfassen: Alle Ermittlungen gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann sind ab sofort eingestellt.
Nachdem die Irin Shelby Lynn öffentlich erklärt hatte, bei einem Rammstein-Konzert in Vilnius als potenzielle Sexpartnerin für den Sänger rekrutiert worden zu sein, lehnten bereits die litauischen Behörden die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens ab. Dafür war die Berliner Staatsanwaltschaft aktiv geworden – “aufgrund von Anzeigen Dritter in Zusammenhang mit Presseberichterstattung”, wie es heißt. Doch auch sie habe nun ihr “Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Begehung von Sexualdelikten wie auch Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz” eingestellt, teilte die Hauptstadt-Behörde offiziell mit.
In der schriftlichen Bekanntgabe der Staatsanwaltschaft heißt es in Juristen-Deutsch: “Die Auswertung der verfügbaren Beweismittel – vor allem der Presseberichterstattung, die sich auf anonyme Hinweisgeberinnen und Hinweisgeber bezieht, wie auch der ergänzenden Vernehmung von Zeuginnen – hat keine Anhaltspunkte dafür erbracht, dass der Beschuldigte gegen deren Willen sexuelle Handlungen an Frauen vorgenommen, diesen willensbeeinflussende oder -ausschaltende Substanzen verabreicht oder gegenüber minderjährigen Sexualpartnerinnen ein Machtgefälle ausgenutzt hat, um diese zum Geschlechtsverkehr zu bewegen.”
Aussagen von Lynn und Shyx geprüft
Die Angaben, die angebliche Zeuginnen und Zeugen gegenüber Medien zu Lindemann gemacht haben, hätten sich durch die Ermittlungen nicht bestätigt, so die Staatsanwaltschaft. Schließlich hätten sich mutmaßlich Geschädigte auch nicht an sie gewandt, sondern ausschließlich an Journalistinnen und Journalisten. “Die Möglichkeit, etwaige Tatvorwürfe ausreichend zu konkretisieren, bestand daher ebenso wenig wie die, einen Eindruck von der Glaubwürdigkeit der mutmaßlichen Geschädigten und der Glaubhaftigkeit ihrer Angaben im Rahmen von Vernehmungen zu gewinnen”, heißt es.
Konkret geht die Staatsanwaltschaft in ihrer Mitteilung auf die Vorwürfe ein, die von Shelby Lynn und der Youtuberin Kyla Shyx erhoben worden waren. Im Falle von Lynn hätten sich “keine konkreten tatsächlichen Anhaltspunkte für Sexualstraftaten durch den Beschuldigten” ergeben. Auch gebe es “keine Hinweise auf eine etwaige unfreiwillige Einnahme von Betäubungsmitteln oder nicht einvernehmlichen Geschlechtsverkehr beziehungsweise sexuelle Handlungen im widerstandsunfähigen Zustand”. Mit Blick auf Shyx hingegen wird festgestellt, ihre Anschuldigungen seien in den Vernehmungen “zu unkonkret” geblieben, “zumal die Zeugin jedenfalls kein eigenes Erleben strafrechtlich relevanter Vorfälle schildern konnte”.
Auch Tourmanagerin wird nicht belangt
Auch einem Bericht des “Spiegels” über eine angebliche sexuelle Beziehung, die Lindemann vor Jahren mit einer damals 15-Jährigen unterhalten haben soll, gingen die Ermittler nach. Aber auch dieser Vorwurf habe nicht erhärtet werden können, heißt es, “denn auch diese Zeugin blieb anonym und konnte deshalb nicht vernommen werden”.
Schließlich ging die Behörde auch noch einer Anzeige gegen die Tourmanagerin nach, die Lindemann junge Frauen im Backstagebereich zugeführt haben soll. Doch auch dieses Verfahren sei ohne Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Verhalten eingestellt worden, so die Staatsanwaltschaft.
Lindemanns Anwälte reagierten mit einer eigenen Mitteilung auf die Einstellung des Verfahrens. Ihre Schlussfolgerung lautet: “An den Anschuldigungen war schlichtweg nichts dran.” Zudem betonen sie: “Da die Anzeigenerstatter nicht zu angeblichen Opfern von Till Lindemann zählen, steht ihnen ein Rechtsmittel gegen die Verfahrenseinstellung nicht zu.”
Till Lindemann meldete sich auf seiner Instagram-Seite ebenfalls zu Wort – mit nur einem Satz. “Ich danke allen, die unvoreingenommen das Ende der Ermittlungen abgewartet haben”, schrieb er in einer Story.