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Wenn der teuerste Zirkus der Welt in der Stadt ist

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Die Ultimate Fighting Championship steht für spektakuläre und hochklassige Käfigkämpfe. Sobald die UFC ihren Stammsitz Las Vegas verlässt, mutiert der MMA-Veranstalter zu einer Art Wanderzirkus, zu einer Attraktion. Selbst in einer Metropole wie London. Das Spektakel hat jedoch seinen Preis.

Wer sich in dieser Woche durch London bewegt, kommt nicht an UFC 286 vorbei. Die Wände entlang der langen Rolltreppen der Londoner Tube sind plakatiert, auf den riesigen LEDs am Piccadilly Circus strahlt der Local Hero Leon Edwards samt Championship-Gürtel. Dazu fährt ein Schiff mit dem Logo die Themse entlang und sorgt für Panorama-Aufnahmen vor der Tower Bridge, dem London Eye und der O2-Arena, die ursprünglich Millennium Dome getauft wurde. Die Zeltkonstruktion der Multifunktionsarena mit ihren einhundert Meter hohen Stützstreben erweckt den Eindruck, als sei der Zirkus in der Stadt – und zwar der wohl teuerste der Welt.

Tickets für die Pay-Per-View-Veranstaltung gibt es schon lange keine mehr, die 20.000 Karten waren bereits wenige Minuten nach Verkaufsstart vergriffen. Einer Erhebung zufolge soll UFC 286 mit einem durchschnittlichen Ticketpreis von rund 4100 Euro das zweitteuerste Sportevent des Jahres sein – bevorstehende Events wie Formel-1-Rennen, Wrestlemania oder das Kentucky Derby mit eingerechnet. Getoppt wird der MMA-Gipfel auf der Insel nur vom Super Bowl Mitte Februar, für den man im Schnitt rund 8500 Euro berappen musste.

Zwischen Begeisterung und “rip off”

Wer jetzt noch Karten über den Re-Sale auf Ticketbörsen oder auf dem Schwarzmarkt schießen will, der fängt bei rund 450 Euro an, die Plätze direkt am Oktagon liegen bei bis zu 7000 Euro. Für Zuschauer ein teurer Spaß, wenn man bedenkt, dass ein Pint Bier in der Arena auch nochmal umgerechnet fast 10 Euro kostet und eine UFC-Veranstaltung rund sechs Stunden dauert – der britische Sportfan trinkt ja gerne mal das ein oder andere Kaltgetränk.

Wenn man sich bei den Fans in der Stadt umhört, ist zwar eine enorme Begeisterung zu spüren, es fällt aber öfter mal der Begriff “rip off”, also “Abzocke”. Mehrere Hundert Pfund für die Karte hinzulegen, schmerzt im Geldbeutel. Die Arena an sich ist vielen Fans ebenfalls ein Dorn im Auge – wegen des schlechten Service. “Du musst 30 Minuten auf dein Bier warten und dann kann es sein, dass du einen der Kämpfe verpasst”, sagt der 27-jährige Arlo aus West Ham. Er wünscht sich, dass die UFC ein Stadion-Event auf die Beine stellt -obwohl er weiß, dass das ein schwieriges Unterfangen werden könnte. Schließlich gibt es in England kein Stadion, dessen Dach sich schließen lässt, und angesichts des britischen Wetters wäre das eigentlich nötig.

Die besten Direktoren, Artisten und Clowns

Egal in welcher Arena, die Kosten für die Durchführung einer UFC-Veranstaltung sind beträchtlich. Da die UFC und das dahinter stehende Mutterunternehmen Zuffa LLC nicht mit detaillierten Zahlen um sich werfen, sind die letzten bekannten Kosten für eine PPV-Veranstaltung schon mehr als sechs Jahre alt. UFC 200 hatte bereits im Jahr 2016 Produktionskosten, die bei mehr als 12 Millionen Dollar lagen. Die Gehälter für die Fighter sind dabei noch nicht mit eingerechnet. Und eben diese enormen Kosten schlagen sich dann auch in den Ticketpreisen nieder.

Zugegeben: Der UFC-Zirkus hat im übertragenen Sinne aber auch die besten Direktoren, Artisten und Clowns. Der Hauptkampf des Mittelgewicht-Champions Leon Edwards gegen den Ex-Champion Kamaru Usman beschließt eine dramatische Trilogie der beiden Fighter, daneben steht vor allem das Duell zwischen dem Amerikaner Justin Gaethje und dem Aserbaidschaner Rafael Fiziev im Leichtgewicht im Fokus. Beide Kämpfer haben bereits spektakuläre K.o.-Siege in ihrer Vita verbucht. Die UFC verspricht “ein Feuerwerk”. Dazu sind in den 15 Kämpfen insgesamt 10 Briten platziert, denen die Gunst des Publikums gewiss ist. Wenn der ikonische Ringsprecher Bruce Buffer dann sein berüchtigtes “It’s time!” ins Mikro brüllt, ist eine einzigartige Atmosphäre garantiert.

Medial ist die UFC derzeit in England omnipräsent. BBC, Sky Sports, Daily Mail oder Mirror berichten in Dauerschleife. Exklusiver TV-Partner ist BT Sport. In der Regel sind dort die MMA-Events der UFC im Monats-Abo für umgerechnet 33 Euro mit enthalten. Da UFC 286 aber eine Pay-Per-View-Veranstaltung ist, kostet es nochmal 22 Euro extra – auch für Bestandskunden. In Deutschland überträgt der Streamingdienst DAZN die Hauptkämpfe ab 22 Uhr. Das MMA-Event aus London ist hier im Abo-Preis für 25 Euro mit enthalten.

Eine ziemlich teure Veranstaltung also, egal ob man in der Arena oder auf dem Sofa zuschauen will. Doch es gibt noch einen anderen Weg, um trotzdem ein bisschen Eventluft zu schnuppern. Die UFC ist zwar ein teurer Wanderzirkus, aber einer, der es versteht, die Werbetrommel zu rühren und die Fans bei Laune zu halten. Neben einer Pressekonferenz mit den Hauptkämpfern gibt es noch das offizielle Wiegen inklusive Face-off – alles gratis. Mit einem Augenzwinkern könnte man sogar über eine Art Streichelzoo sprechen, wenn fünf Stunden vor den ersten Kämpfen prominente UFC-Fighter wie Tom Aspinall oder Joanna Jedrzejczyk rund um die Arena Autogramme geben, sich im Akkord mit Fans ablichten lassen oder Whisky-Flaschen eines Sponsors signieren.

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