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Stroll macht Leidensweg zum F1-Start öffentlich

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Es war eine Überraschung, dass Formel-1-Pilot Lance Stroll das erste Rennen der Saison nicht verpasst hat. Der Kanadier bricht sich keine zwei Wochen vor dem Auftakt mehrere Knochen in beiden Handgelenken. Auf Instagram teilt er seinen beschwerlichen Weg zurück ins Cockpit.

Selbst Formel-1-Altmeister Fernando Alonso geriet ins Schwärmen. Der 41-jährige Spanier, der den Saisonauftakt in Bahrain überraschend auf dem dritten Platz beendet hat, freute sich nach dem Rennen nicht nur über sein eigenes Ergebnis, sondern auch über den sechsten Platz seines Teamkollegen Lance Stroll. “Er ist mein Held”, sagte er am Sonntag nach dem Rennen “Sky Sport”.

Denn was die Öffentlichkeit noch nicht wusste, Alonso vermutlich aber schon, sind die Details des Leidensweges, den Stroll in den fünfzehn Tagen bis zum Rennen hingelegt hat. Sein Team machte aus dem Gesundheitszustand des Kanadiers ein kleines Geheimnis. Bekannt war nur, dass sich der 24-Jährige bei einem Fahrradunfall beide Handgelenke gebrochen haben soll. Für die Testfahrten eine Woche vor dem Rennen war Stroll deshalb ausgefallen, für ihn saß Ersatzfahrer Felipe Drugovich am Steuer.

Nun hat Stroll die Details seines beschwerlichen Weges zurück ins F1-Cockpit auf Instagram nachgereicht. Zusätzlich zu einem längeren Text hat er auch Videos veröffentlicht, die ihn erst mit dick eingegipsten Unterarmen zeigen und dann, wie er wenige Tage später wieder angefangen hat, mit Hanteln zu hantieren. Es sind Bilder, die beim Zusehen schon schmerzhaft aussehen.

Genesung als “Vollzeitjob”

Aber der Reihe nach: Stroll hatte seinen Angaben zufolge am 18. Februar einen Fahrradunfall bei einer Trainingsfahrt in Spanien. “Mit dem Saisonbeginn direkt vor der Tür hätte der Zeitpunkt nicht schlechter sein können”, schrieb er. Zwischen dem Unfall und dem Start des ersten Rennens in Bahrain lagen gerade einmal fünfzehn Tage. In seinem Posting nannte er auch erstmals Details seiner Verletzung: Demnach zeigten die Untersuchungen Brüche in beiden Handgelenken, der linken Hand sowie dem großen Zeh am rechten Fuß.

Die Ärzte, für deren Einsatz der Kanadier sich ausdrücklich bedankte, seien anfänglich davon ausgegangen, dass er “realistisch betrachtet die ersten paar Rennen” verpassen würde. 48 Stunden nach dem Unfall sei er an der rechten Hand operiert worden. Sein Arzt habe ihm danach gesagt, dass er mit harter Arbeit beim zweiten Saisonrennen wieder dabei sein würde – mit etwas Glück vielleicht sogar schon beim ersten.

Jedoch ließen sich offenbar nicht alle Brüche operieren. Strolls Arzt habe ihm gesagt, dass die Frakturen in der linken Hand und dem zugehörigen Gelenk konservativ behandelt werden müssten. Es sei danach Strolls “Vollzeitjob” geworden, sich um die Genesung seiner Handgelenke zu kümmern. “Anfangs war der Fortschritt langsam. Ich brauchte selbst bei alltäglichen Dingen zu Hause viel Hilfe”, erklärte er.

Erst vier Tage nach dem Unfall, als ihm die Schiene abgenommen wurde, gab es erste Hoffnung: “Es entwickelte sich eine Chance, dass wir in Bahrain schon an den Start gehen könnten”, schrieb Stroll. Daraufhin habe sein Ärzteteam ein Programm entwickelt, um die verletzten Handgelenke erst wieder beweglich zu machen und dann zu stärken. “Die Reha verlangte harte Arbeit und viel Ausdauer, aber dank der Hilfe meiner Ärzte, meiner Freunde und meiner Familie, konnte ich mich durch den Schmerz durchkämpfen.”

Alonso weiß, was sein Teamkollege durchgemacht hat

Das Ergebnis ist wirklich erstaunlich: Dreizehn Tage, nachdem er sich Brüche in beiden Handgelenken zugezogen hatte, saß Stroll tatsächlich beim ersten Freien Training in Bahrain tatsächlich wieder im Cockpit. Dennoch konnte er seine Verletzungen nicht verbergen: Er sah während des gesamten Rennwochenendes angeschlagen aus und humpelte in Badeschlappen durch das Fahrerlager. Zudem bereitete ihm anfangs das Bedienen des Lenkrads sichtlich Probleme.

Das weckte Zweifel an Strolls Fahrtauglichkeit: In den ersten Runden nach seiner Rückkehr musste er seine Fahrlinie anpassen und nach dem Training von Mechanikern aus dem Auto gehievt werden – eine Vorsichtsmaßnahme, wie das Team später mitteilte. Es gibt Videoaufnahmen, wie er beim Lenken im Training umgriff, um die Hände zu entlasten.

Auch im Rennen hatte Stroll noch Probleme. So touchierte er in der ersten Runde das Auto seines Teamkollegen Alonso, weil er sich auf dem Weg in die erste Kurve verschätzte. Und die Belastung wurde mit fortschreitender Zeit immer größer. “In den letzten 20 Runden waren es meine Schmerzen, die mich am meisten einschränkten”, erklärte er danach. Besonders habe er mit den langsamen Kurven zu kämpfen gehabt, die viel Lenkradeinsatz brauchen. Trotz allem schaffte er es auf den sechsten Platz.

Warum Alonso ihn später einen “Helden” nannte, lässt sich vielleicht auch dadurch erklären, dass der in der vergangenen Saison in einer ganz ähnlichen Situation war. “Was mich angeht, so kann ich mich gut in ihn hineinfühlen. Ich bin nach meinem Unfall in Melbourne 2022 mit gebrochenen Knochen in beiden Händen gefahren, und erst im August hatte ich mich komplett davon erholt und konnte schmerzfrei antreten”, sagte der Spanier. Diese Widerstandsfähigkeit liege laut Alonso in der Natur der Formel-1-Fahrer. “Aber so sind wir nun mal: Wir lieben diesen Sport, also beißen wir auf die Zähne.” Für Stroll bedeutet das, dass die Qualen noch nicht vorbei sind: In anderthalb Wochen steht das nächste Rennen im saudi-arabischen Dschidda an. Ein Hochgeschwindigkeitskurs mit 27 Kurven und Mauern am Streckenrand, die kaum Fehler erlauben.

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