Dem FC Bayern München droht die erste titellose Saison seit Ewigkeiten: Am 34. Spieltag hat es der Rekordmeister nicht selbst in der Hand, doch noch Deutscher Meister zu werden. Ein eigener Sieg würde den gebeutelten Klub jedoch immerhin zum Weltmeister machen.
Dem FC Bayern München droht am kommenden Samstag der negative Höhepunkt einer schlimmen Rückrunde: Gewinnt Tabellenführer Borussia Dortmund sein Heimspiel gegen den FSV Mainz 05, kommt der Deutsche Meister zum ersten Mal seit elf Jahren nicht aus München. Es wäre die erste titellose Saison des Rekordmeisters seit 2012. Die Deutsche Meisterschaft 2023, die elfte in Serie, hat der erfolgsverwöhnte, 2023 aber durch verschiedenste sportliche und kommunikative Katastrophen heftig durchgeschüttelte Klub nicht mehr in der eigenen Hand. Aber inoffizieller Klubweltmeister, das können sie werden. Einen Platz auf dem Briefkopf oder den Rathausbalkon werden sie dafür nicht freiräumen, aber zumindest Aufmerksamkeit und Anerkennung einer großen Gemeinde an Liebhabern des Wettbewerbs wäre dem FC Bayern sicher.
2004 hatten ein paar Statistik-Liebhaber das alte Boxsport-Prinzip auf den Fußball übertragen. Es gibt nur einen Titel und der wird in jedem Spiel verteidigt. Die inoffizielle Klub-Weltmeisterschaft wird von einer handvoll Nerds aus England und Deutschland nachgehalten. Ausgehend vom ersten erzielten Tor in einem FA-Cup-Spiel zwischen Upton Park und den Clapham Rovers am 11. November 1871 geht es seitdem Woche für Woche um die Weltmeisterschaft. Mittlerweile sind 5257 “Titelmatches” ausgetragen worden, mit dem 5258. Duell um den Titel endet am Samstag die Saison des FC Bayern München.
Auf die Clapham Rovers, dem ersten Titelträger, folgten die Wanderers. Der Titel wanderte später von England aus mal in die deutsche Regionalliga (nach Mainz-Mombach), später zurück nach England. 2020 knöpfte der FC Bayern den Titel im Champions-League-Finale Paris Saint-Germain ab, Bayer Leverkusen verlor ihn später in der Europa League an Ferencvaros Budapest und holte ihn im März von den Ungarn wieder zurück in die Bundesliga. Besonders unglücklich war man in Budapest darüber offenbar nicht. “Der inoffizielle Titel ist uns bekannt”, hieß es damals vom Klub auf ntv.de-Anfrage. “Wir halten ihn aber für eine unseriöse Statistik und wollen uns damit nicht befassen.” Auch im keinesfalls titelverwöhnten Leverkusen verzichtete man auf Feierlichkeiten.
Durch eine Pleite im kleinen rheinischen Derby ist die Werkself den Titel aber inzwischen eh wieder los: Inoffizieller Klubweltmeister ist seit dem 5. Mai 2023 der 1. FC Köln. Zweimal hat die Mannschaft von Steffen Baumgart den Titel seitdem verteidigt. Gelingt das ein drittes Mal, verpasst der FC Bayern nicht nur sicher die Deutsche Meisterschaft 2023, sondern wird noch nicht mal inoffizieller Klubweltmeister. Wie bitter.