Der FC Bayern will seinen Kader für den Angriff auf neue Titel aufmotzen. Im Sturm geht es noch immer um einen Ersatz für Robert Lewandowski. Niemand geringeres als Englands Nationalmannschaftskapitän Harry Kane soll es werden, doch daran zweifeln mehrere Experten. Defensiv sieht es besser aus.
Der FC Bayern kommt einem Bericht zufolge der Verpflichtung von Verteidiger Min-jae Kim immer näher. Der italienische Transfer-Experte Fabrizio Romano schreibt, dass sich die Münchner mit dem Südkoreaner mündlich auf einen Wechsel im Sommer verständigt haben. Demnach steht ein Fünfjahresvertrag im Raum, der den 26-Jährigen bis 2028 an die Münchner binden würde.
Im nächsten Schritt muss der deutsche Fußball-Rekordmeister noch eine Ablösesumme an den italienischen Meister SSC Neapel bezahlen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge besitzt Kim eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag, demnach sollen mindestens 50 Millionen Euro fällig sein. Der Innenverteidiger absolviert derzeit seinen Militärdienst in Südkorea und wird aller Voraussicht nach Anfang Juli nach Europa zurückkehren.
Kim verlässt Neapel auf dem Zenit des Erfolgs.
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“Er ist unglaublich, immer aggressiv – er verdient es, in jedem Spiel zu beginnen. Kim macht mindestens 20 unglaubliche Dinge pro Spiel. Wenn er mit dem Ball am Fuß losrennt, kann er ihn innerhalb von fünf Sekunden in den gegnerischen Strafraum bringen”, schwärmte Neapels Meistertrainer Luciano Spalletti von Kim. Aufgrund seiner Statur und Größe von 1,90 Meter wurde er zu Beginn seiner Karriere anerkennend “Monster” genannt.
Kim als Ersatz für Hernández
Der Südkoreaner, der mit seinem Nationalteam bei der WM in Katar in einer starken Gruppe mit Portugal, Ghana und Uruguay den Einzug ins Achtelfinale schaffte, könnte der Ersatz für die wechselwilligen Franzosen Lucas Hernández und Benjamin Pavard sein. Der verletzungsanfällige Hernández will unbedingt zu Paris St. Germain, heißt es, die Bayern verlangen für ihren Rekordeinkauf, den sie sich im Sommer 2019 80 Millionen Euro kosten ließen, wohl rund 50 Millionen Euro Ablöse- und könnten diese direkt in Kim reinvestieren.
Auch Pavard will weg aus München, und auch die Bayern haben ein Interesse daran, ihn jetzt gegen eine Ablösezahlung und nicht erst mit Auslaufen seines Vertrags im kommenden Jahr ziehen zu lassen. Doch so weit wie Hernández ist er mit seiner Zukunftsplanung offenbar noch nicht. Der 27-Jährige soll sich jüngst dagegen entschieden haben, zum FC Liverpool zu wechseln. Dort sehe er seine Chancen auf einen Platz in der Startelf als zu gering an, so das Portal Football Transfers. Allerdings soll mit Manchester United ein weiterer Klub aus der englischen Premier League Interesse haben. Man United baggerte wiederum selbst an Kim, daher braucht der Klub nun eine Alternative.
“Wäre überrascht, wenn er England verlässt”
In der Verteidigung scheint eine Lücke beim FC Bayern also gefüllt, doch im Sturm fehlt es noch immer an durchschlagendem Personal. Der mögliche Transfer von Harry Kane wabert seit Wochen durch die Gazetten, fix ist aber immer noch nichts. Für ihn würden die Münchner so viel Ablöse zahlen wie für keinen Spieler zuvor. Vor zwei Jahren hatte Manchester City um die Dienste des englischen Nationalmannschafts-Kapitäns gebuhlt, war bei Tottenham aber abgeschmettert worden, weil sie nicht die verlangten 150 Millionen Euro bezahlen wollten.
Nun sollen sich der 29-Jährige und der FC Bayern angeblich auf eine Zusammenarbeit verständigt haben, doch Medienberichten zufolge hat Tottenham Hotspur ein erstes Angebot abgelehnt. Dies soll mit 70 Millionen Euro allerdings auch noch längst kein Rekord-Angebot gewesen sein, die Spurs rufen wohl mindestens 100 Millionen Euro auf. Laut “Sun” und Sky hofft Vereinspräsident Daniel Levi zuvorderst ohnehin weiter darauf, Kane von einem neuen Vertragsangebot überzeugen zu können. Kanes Kontrakt läuft nach der kommenden Saison aus, dann wäre er ablösefrei. Allerdings kann Tottenham ihm international nichts bieten, der Klub hatte die Spielzeit als Tabellenachter beendet und die Europapokal-Qualifikation verpasst.
Die Münchner Transfer-Taskforce um Trainer Thomas Tuchel und Uli Hoeneß hat den Engländer als Wunsch-Stürmer auserkoren. Kane soll in München die Lücke füllen, die seit dem Abgang von Robert Lewandowski im Sturmzentrum klafft. Sadio Mané enttäuschte in seiner ersten Saison bei den Bayern, Eric Maxim Choupo-Moting brillierte noch unter Julian Nagelsmann mit zehn Toren und zwei Vorlagen in 19 Spielen, ist aber verletzungsanfällig und fehlte häufig wegen Leisten-, Rücken- und Knieproblemen. Außerdem ist der kamerunische Nationalspieler auch schon 34 Jahre alt. Thomas Müller ist bekanntermaßen kein klassischer Stoßstürmer, genauso wenig wie Serge Gnabry, der aber als Notlösung im Saisonendspurt als Neuner aufgeboten worden war.
Die Bayern brauchen dringend Verstärkung, aber einen Wechsel von Wunschlösung Kane halten mehrere Experten für unwahrscheinlich. “Ich wäre überrascht, wenn er England verlässt”, schrieb etwa Bayerns früherer Technischer Direktor Michael Reschke in einer Kolumne für den “Kicker” und bezeichnete den englischen Nationalmannschafts-Kapitän als “absoluten Weltklassestürmer”. Gemeinsam mit Erling Haaland und Kylian Mbappé zähle der 29-Jährige zu den Top drei.
“Bayern München hat keine Chance”
Auch die englische Trainerlegende Harry Redknapp kann sich seinen früheren Spieler nicht in München vorstellen. Der Nationalmannschafts-Kapitän bleibe “sicher bei Tottenham”, sagte Redknapp der BBC: “Ich denke, er baut gerade ein neues Haus. Und die Familie ist ihm das Wichtigste – also hat Bayern München keine Chance.”
Unter Teammanager Redknapp hatte Kane 2011 sein erstes Pflichtspiel für die Spurs bestritten und sein erstes Tor für die Profimannschaft erzielt. “Er wird nicht nach Deutschland wollen”, glaubt der 76-Jährige, “er wird seine Familie nicht da rüberbringen wollen, keine Chance.” Redknapp ist stattdessen “sehr sicher”, dass Kane bei den Spurs bleiben werde, da ihm auch ein Wechsel innerhalb der Premier League als wenig sinnvoll erscheint. Manchester City sei auf der Position des Mittelstürmers mit Erling Haaland besetzt, bei Manchester United gewinne man nichts, auch beim FC Chelsea sei Erfolg nicht garantiert.
Bis der neue Bayern-Kader, final zusammengestellt ist, können noch Monate vergehen. Die Bundesliga startet am 18. August in die neue Saison, das Transferfenster ist bis zum 1. September geöffnet. Klar ist, dass das Team dann unbedingt besser performen soll als das Personal der vergangenen Saison, in der man nur gerade so eben den Meistertitel verteidigen konnte, aber nicht im Pokal und erst recht nicht in der Champions League reüssierte.