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Plötzlich ist das Tor leer – Nagelsmann sucht neuen Schlussmann

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Einen Tag vor dem Duell gegen die Türkei stellt sich für die DFB-Elf die Torwart-Frage. Keeper ter Stegen meldet sich verletzt ab. An der Spielweise will Trainer Nagelsmann auch mit neuem Schlussmann nichts ändern. Und auch die Marschroute bleibt unverändert.

Bundestrainer Julian Nagelsmann muss in den beiden anstehenden Testspielen gegen die Türkei in Berlin und in Wien gegen Österreich auf Torwart Marc-André ter Stegen verzichten. Der 31-Jährige leide an Rückenproblemen, könne weder trainieren noch spielen und werde zu seinem Club FC Barcelona zurückreisen, sagte er im Berliner Olympiastadion. Dort tritt die DFB-Elf zur Heimpremiere des Coachs am morgigen Samstag (20.45/RTL) gegen die Türkei an. Am Dienstag geht es dann gegen Österreich. Eine Nachnominierung von Manuel Neuer stehe aber nicht zur Debatte, machte der 36-Jährige klar. Der Bayern-Schlussmann hatte auf eine Nominierung nach seiner mehr als zehnmonatigen Pause für die finalen EM-Tests 2023 noch verzichtet.

Ersetzt werden dürfte ter Stegen vom Frankfurter Kevin Trapp. Nagelsmann kündigte an, die Entscheidung nach dem Abschlusstraining treffen zu wollen. Auf der Sechserposition im Mittelfeld dürfte Joshua Kimmich spielen. Nagelsmann bestätigte, den Bayern-Profi nicht als Rechtsverteidiger zu sehen. Dort soll der Leipziger Benjamin Henrichs zum Einsatz kommen. Als Linksverteidiger dürfte dessen Clubkollege David Raum spielen.

Ter Stegen werde in Barcelona “hoffentlich so gut behandelt werden, dass er bald wieder zu 100 Prozent fit ist”. Er könne noch keine Prognose über die Ausfallzeit geben, sagte der Bundestrainer. “Das werden dann wahrscheinlich die Ärzte in Barcelona entscheiden.” Der Spielstil der DFB-Auswahl werde sich durch den Ausfall nicht ändern. “Die anderen können auch gut Fußball spielen”, sagte Nagelsmann über Trapp sowie die weiteren Torhüter Oliver Baumann und Janis Blaswich, die noch keinen Länderspieleinsatz in der Statistik haben. “Wir werden jetzt nicht anfangen, das Ding nach vorne zu knüppeln, egal, wer zwischen den Pfosten steht.”

Für ter Stegen ist das Aus für die Länderspiele zum Jahresabschluss ein Rückschlag. Er war nach der schweren Verletzung von Manuel Neuer die klare Nummer eins der Nationalmannschaft. Neuer soll – wenn er fit bleibt – zu den Länderspielen im März wieder in den Kader zurückkehren. Der 37-Jährige hatte angekündigt, auf dem Weg zur Heim-EM 2024 um den Stammplatz im deutschen Tor kämpfen zu wollen.

Beste Verteidigung – “die Murmel nicht verlieren”

In 239 Tagen will der Bundestrainer dann wieder im Olympiastadion sein – 14. Juli 2024. EM-Finale. Einen besseren Ort für sein erstes Heimspiel als DFB-Chefcoach hätte er sich also kaum wünschen können. “Es ist ein weiter Weg zum Finale. Wir versuchen morgen einen kleinen Schritt zu machen.”

Wenige Stunden nach der Landung am BER südöstlich der Stadt ging es am Freitag zur ersten Inspektion in die Final-Arena. Abschlusstraining und letzter Feinschliff. Schon an drei Übungstagen auf dem DFB-Campus in Frankfurt hatte Nagelsmann sein November-Motto verdeutlicht. Die Nationalmannschaft muss nach dem Mutmacher-Start mit neuem Chefcoach in den USA im Oktober jetzt auch die notwendige Turnier-Stabilität bekommen.

“Wir müssen in der Defensive variabler werden. Wir versuchen, uns mannschaftstaktisch weiterzuentwickeln, dass wir insgesamt weniger Torgefahr zulassen”, erklärte Nagelsmann seine zweite EM-Lektion für den offenbar von seinen Rückenschmerzen gerade noch rechtzeitig befreiten Mats Hummels und dessen Kollegen. Die beste Art zu verteidigen sei weiterhin, “die Murmel nicht zu verlieren”.

Nur Sport, bloß keine Politik

Ohne Gegentor blieb Deutschland in diesem Jahr in bislang neun Länderspielen nur beim 2:0 im März gegen Peru. In den acht weiteren Spielen lag der Gegentore-Schnitt über zwei pro Partie – zu viel für Titelambitionen. “Ja, wir wissen natürlich, dass wir noch einige Schritte nach vorn machen müssen bis nächsten Sommer, aber das traue ich uns und auch voll und ganz zu”, sagte Ilkay Gündogan. Für den DFB-Kapitän ist das erste Länderspiel gegen das Land seiner Vorfahren natürlich ein Karriere-Highlight. “Ich hoffe auf ein großartiges Fußballfest. Ich bin mir sicher, dass beide Mannschaften extrem motiviert sein werden und es kaum eine Rolle spielen wird, dass es sich nicht um ein Pflichtspiel handelt. Beide Mannschaften werden zeigen wollen, dass sie bereit sind für die EM nächstes Jahr”, sagte der 33-Jährige.

Jede politische Konnotation vermied Gündogan. Die von außen herangetragenen Themen wie die Erinnerung an die Erdogan-Fotos vor gut fünf Jahren oder die aktuelle politische Brisanz durch den Gaza-Krieg dürfen für alle Nationalspieler nicht in den Mittelpunkt rücken und für Gündogan erst recht nicht. “Der Sport steht im Mittelpunkt. Der ehrliche, harte Wettkampf”, sagte Nagelsmann. Offiziell sagt es niemand, aber heilfroh ist man beim DFB, dass Erdogan nach seinen Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seinen Berlin-Besuch nicht mal eben verlängert und am Samstagabend medienwirksam im Olympiastadion sitzt. Das hätte den Fokus vom Sportlichen mal wieder massiv abgelenkt.

Die erwartete Auswärtsspiel-Kulisse mit Zehntausenden türkischen Fans spornt Nagelsmann hingegen richtig an. Auch Leon Goretzka gefällt die spezielle Atmosphäre. “Extrem beeindruckend” nannte der Bayern-Profi die Leidenschaft der Gäste-Fans. Widerstände tun dem DFB-Team im EM-Vorlauf sicherlich gut. Komfortzonen hat Nagelsmann ohnehin mit einem straffen, taktisch anspruchsvollen Trainingsprogramm abgeschafft.

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