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Köln erlebt Spektakel bei Oktagon MMA – und Eckerlin verliert

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Zuschauerrekord, spektakuläre Kämpfe und krachende Knockouts. Eine ganze Reihe deutscher Kämpfer muss sich beim MMA-Event in Köln beweisen. Das gelingt, obwohl nicht alle den Käfig als Sieger verlassen.

Es sollte ein Samstagabend mit Rekorden und packenden MMA-Fights werden. Dem tschechischen Veranstalter Oktagon gelingt das, was viele vor Jahren noch für unmöglich hielten. 19.000 Zuschauern feierten in der Lanxess Arena in Köln – noch nie waren so viele Menschen bei einem MMA-Event in der Bundesrepublik. Die Käfigkämpfer aus Deutschland feierten gleich mehrere Erfolge, selbst die unterlegenen Athleten hatten ihre Highlights.

Für Hatef Moeil und Lazar Todev ging es im Hauptkampf um den Titel im Schwergewicht. Der Düsseldorfer Moeil hatte den Power-Vorteil auf seiner Seite, Todev aus Stuttgart die Geschwindigkeit und Agilität. Obwohl Moeil aus dem Ringen kommt, blieb der Kampf ausnahmslos im Stand. Die ersten drei Runden hatten das gleiche Muster. Dosiert und immer wieder explosiv schoss Moeil nach vorne, um eine Schlagkombination durchzubringen. Todev bremste seinen Kontrahenten mit Tritten gegen die Wade und schnellen Jabs.

Moeil ging als Sieger aber deutlich gezeichnet aus dem Cage.

(Foto: Oktagon MMA)

In Runde vier brachte Moeil zwar häufiger Treffer ins Ziel, die Tritte gegen die Wade machten sich aber bemerkbar. Immer wieder setzte Todev an und zwang den gebürtigen Iraner dazu, die Auslage zu wechseln. Ein weiterer Legkick brachte Moeil sogar ins Wanken. In Runde fünf ging Moeil in die Offensive, verpasste Todev wilde Schwinger, der Bulgare lief buchstäblich im Ring davon, in vielen Situationen hatte er aber auch effektive Antworten. Er verpasste Moeil einen Cut über und eine Schwellung unter dem Auge – wodurch die Sicht stark beeinträchtigt war. Im wilden Schlagabtausch beendeten beide die finale Runde. Nach einem knappen Punktentscheid durfte sich Moeil als neuer Schwergewichtschampion feiern lassen.

Eckerlin zeigt gegen Silva ganze Bandbreite

Für Deutschlands bekanntesten MMA-Fighter Christian Eckerlin wurde der Kampf gegen Leandro Silva zur erwarteten schweren Aufgabe – und beide lieferten ein MMA-Spektakel ab, das so ziemlich alles hatte, was man als Fan sehen wollte. Die erste Runde war noch eine Art Abtasten. Eckerlin bearbeitete das vordere Bein des Brasilianers, mischte geschickt Finten und Eins-Zwei-Schlagkombinationen. Silva konterte oft mit der rechten Geraden. Einen Takedown zu Rundenende fing Eckerlin zunächst ab, der Brasilianer brachte ihn dennoch zu Boden, die wenigen verbliebenen Sekunden konnte er aber nicht für Treffer nutzen. In Runde zwei wurde es dann deutlich offener: Sowohl der Deutsche also auch Silva brachten effektive Schläge an.

Vor allem die fast ansatzlose rechte Gerade Silvas schüttelte Eckerlin immer wieder kräftig durch, brachte ihn sogar einmal zu Fall. Während Eckerlin frenetisch von den Rängen angefeuert wurde, gab es Buhrufe für den Brasilianer, der aber Gefallen an seiner Rolle gefunden hatte. Fast regungslos und ohne Deckung blieb Silva am Käfigrand stehen und provozierte Eckerlin. Der setzte zum Takedown an, hob Silva hoch und schleuderte ihn zu Boden. Silva nutzte die Chance und setzte gleich zum Heel Hook an, verdrehte den Knöchel des gebürtigen Frankfurters. Eckerlin machte sich schwer, beugte sich über Silva und konterte mit Ellbogenstößen.

In Runde drei machte sich die Erfahrung des 36-jährigen Silva bemerkbar – der immer wieder mit Kontern die Mehrzahl der Treffer landete. Eckerlin blutete aus Mund und Nase, als die Schlusssirene ertönte. Die Punktrichter sahen Silva am Ende mit 29-28,29-28,29-28 vorne. “Ich wollte den Kampf gewinnen. Ich bin nicht Gewinner oder Verlierer – die Fans sind die wahren Gewinner”, sagte der unterlegene Deutsche. “Schaut euch an, wo der Sport hingekommen ist.” Anschließend forderte der vor wenigen Tagen 36 gewordene Eckerlin vom Publikum ein Geburtstagsständchen ein. Die 19.000 Zuschauer kamen dem Wunsch lautstark nach.

Engizek macht wieder kurzen Prozess

Nach seinem One-Punch-Knockout-Sieg im Debüt vor einigen Wochen wollte Kerim Engizek ein weiteres Ausrufezeichen setzen. Für den Düsseldorfer musste kurzfristig ein neuer Gegner gefunden werden, mit Adam Horváth konnte ihm Oktagon einen erfahrenen und für das Mittelgewicht großen und schlaksigen Fighter gegenüberstellen. Beide Kämpfer tauschten Legkicks aus, ehe der Ungar zum Takedown ansetzte und den Rücken Engizeks eroberte. Der Deutsch-Türke richtete sich am Käfigrand jedoch spielend auf und drehte sich in die bessere Position. Dann dominierte er im Ground-and-Pound seinen Gegner. Als der deutlich von Schlägen gezeichnete Horváth sich aufrichten konnte, setzte Engizek einen harten rechten Haken, der den Ungar direkt wieder zu Boden schickte – ein erneuter K.-o.-Sieg für den 32-Jährigen.

Für den absoluten Lokalmatador Deniz “El Pistolero” Ilbay sollte Oktagon in Köln die große Bühne werden. Zu “Viva Colonia” lief er samt Sombrero und mexikanischer Maske ein. Das Publikum grölte mit. Der Kampf im Federgewicht gegen den Briten Corey Fry lief zunächst auch wie erwartet. Ex-Boxer Ilbay ließ die Fäuste fliegen und setzte seinem Gegner zu, landete teilweise heftige Treffer. Dann streute er jedoch Kicks mit ein, von denen Fry einen abfing und direkt in den Bodenkampf wechselte. Am Ende musste sich Ilbay gegen den Briten geschlagen geben.

Stolze setzt nach und beendet den Kampf.

Stolze setzt nach und beendet den Kampf.

(Foto: Oktagon MMA)

Für Niklas Stolze hätte sein Comeback kaum besser laufen können: Der Weltergewichtkämpfer besiegte den Tschechen Adam Kalasnik durch Knockout in Runde eins. Nach einem Takedown seines Gegners und langem Clinch am Käfigrand konnte sich Stolze befreien und eine Links-Rechts-Kombination landen, die Kalasnik niederstreckte.

“MMA-Deutschland ist endlich da, wo es sein soll”, sagte der 30-Jährige nach dem Kampf. “Ich wusste, dass ich mit 77 Kilogramm mehr Batz in den Händen habe. Dafür, dass Kalasnik angetreten ist, gebührt ihm großer Respekt.” Mehrere Gegner hätten ihm zuvor abgesagt.

Veteran Bonner stoppt Talent Akipa

Der gebürtige Kölner Chihad Akipa hatte mit Matthew Bonner einen echten Brocken vor sich. Bonner war bereits Champion bei der britischen Organisation Cage Warriors. Der Brite setzte frühzeitig zum Takedown an und rang Akipa zu Boden, der seine Stärken eher im Stand hat. Bonner kontrollierte das Geschehen und den Rücken Akipas, setzte mehrere Schläge an. Der bislang ungeschlagene Akipa wandte sich lange, konnte sich aber erst eine Minute vor Rundenende befreien. In Runde zwei dann vertauschte Rollen: Akipa machte Druck, rang Bonner zu Boden, landete starke Treffer zum Kopf und zum Körper. Der Brite wollte den Kampf immer wieder zum Boden verlagern, doch der Deutsche wehrte die Versuche ab und landete im Clinch mehrere Kniestöße zum Körper.

Beide Fighter hatten nur eine Woche, um sich auf das Käfigduell vorzubereiten – das zeigte sich dann in Runde drei, als die Kräfte auf beiden Seiten schwanden. Bonner hatte letztlich mehr Körner im Tank: Der Brite suchte immer wieder den Clinch und setzte Akipa mit Kniestößen zu. Obwohl der Kölner wackelig auf den Beinen wirkte, hatte er noch die Reaktionsschnelligkeit, um vielen Schwingern Bonners auszuweichen. Von Akipa kamen bis auf ein eingesprungenes Knie zu wenige Gegenstöße, um die Punktrichter auf seine Seite zu ziehen, die Bonner nach Punkten vorne sahen (29-28, 29-28, 29-28).

Für Konrad Dyrschka begann der Kampf auf dem Rücken. Gleich der erste Takedown des Brasilianers kam durch, die gesamte Runde klammerte sich Silva am Rücken des Deutschen, versuchte immer wieder Aufgabegriffe und Schläge anzubringen. Dyrschka versuchte sich aus der schlechten Position zu winden und selbst Treffer zu landen. Erst zehn Sekunden vor Schluss setzte Silva zu einem gefährlichen Armbar-Griff an. Dyrschka biss auf die Zähne und rettete sich über die Zeit. Die zweite Runde war der Fighter aus dem Düsseldorfer UFD Gym deutlich aktiver, landete mehrere Eins-zwei-Kombinationen und Bodykicks. Silva hatte eigentlich nur eine starke Kombination, die ihr Ziel fand. Nach Punkten war der Kampf damit ausgeglichen.

Für Paulus gab es kein Entkommen.

Für Paulus gab es kein Entkommen.

(Foto: Oktagon MMA)

In der finalen dritten Runde zeigte sich Dyrschka erneut deutlich agiler, landete Treffer und erzielte sogar einen Knockdown, der den Brasilianer zu Boden beförderte. Dort setzte der 32-Jährige nach, setzte Ellbogenstöße und Schläge an. Dieses Mal rettete sich Silva über die Runde. Die Punktrichter entschieden zugunsten Dyrschkas per Mehrheitsentscheid. “Das war ein Scheiß-Kampf”, sagte Dyrschka anschließend und dankte seinen Unterstützern aus Leipzig. Nach seinem schweren Motorradunfall sei er froh, dass er wieder kämpfen konnte. “Ich habe viele Angebote ausgeschlagen, um hier kämpfen zu können. Ich wollte hier vor fast 19.000 Zuschauern Geschichte schreiben.”

Den erfolgreichsten Start aus deutscher Sicht hatte am Samstagabend aber Arijan Topallaj gemacht. Der Fighter aus dem baden-württembergischen Balingen setzte ein dickes Ausrufezeichen. Der Kampf gegen den Slowaken Roman Paulus lief deutlich besser als der Vorlauf darauf. Mit nur einer Woche Vorbereitung sprang Topallaj ein und musste in kurzer Zeit sein Kampfgewicht unter 70 kg bringen. Einen Tag vor dem Kampf einigten sich beide Kämpfer auf ein Catchweight von 76 kg.

Im Kampf selbst machte Topallaj gleich viel Druck auf Paulus, der bislang noch keinen Kampf vorzeitig verloren hatte. Der Balinger bearbeitete seinen Kontrahenten zunächst mit Legkicks, Paulus verlagerte den Kampf in den Clinch und an den Käfigrand. Topallaj brachte den Slowaken dann mit einem Hüftwurf zu Boden und setzte einen Aufgabegriff (Anaconda Choke) an – Paulus musste abklopfen. Für Topallaj war es der sechste Sieg seiner Karriere, die letzten fünf entschied er alle in der ersten Runde.

Oktagon 49 Fightcard

Schwergewicht-Titelkampf: Hatef Moeil besiegt Lazar Todev nach Punkten.

Catchweight: Leandro Silva besiegt Christian Eckerlin nach Punkten.

Mittelgewicht: Kerim Engizek besiegt Adam Horváth durch K.o. in Runde 1.

Federgewicht: Corey Fry besiegt Deniz Ilbay durch Submission in Runde 1.

Weltergewicht: Niklas Stolze besiegt Andrej Kalasnik durch K.o. in Runde 1.

Mittelgewicht: Matthew Bonner besiegt Chihad Akipa nach Punkten.

Leichtgewicht: Konrad Dyrschka besiegt Thiago Silva durch Mehrheitsentscheid.

Halbschwergewicht: Jorick Montagnac besiegt Steve MacDonald nach Punkten.

Catchweight: Arijan Topallaj besiegt Roman Paulus durch Submission in Runde 1.

Federgewicht: Jake McHugh besiegt Ivan Klevets durch Submission in Runde 2.

Weltergewicht: Lukáš Eliáš besiegt Finn Griessmann durch KO/TKO in Runde 1.

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