Royal Antwerpen gewinnt in einem dramatischen Finale die belgische Meisterschaft, anschließend kämpft sich die Mannschaft zum ersten Mal überhaupt in die Gruppenphase der Champions League. Den ersten Dämpfer seit Langem verpasst man sich da selbst.
Mark van Bommel ist zerknirscht, denn Royal Antwerpen hat eine bittere Panne produziert: Der belgische Klub hat für die Champions-League-Gruppenphase statt des US-Amerikaners Sam Vines dessen Teamkollegen Björn Engels gemeldet. Der ist indes in dieser Saison verletzungsbedingt noch ohne Einsatz – und plagt sich seit Längerem mit gesundheitlichen Problemen herum. “Wir haben es nicht richtig gemacht. Vines gehört auf die Liste”, sagte sagte van Bommel zu dem Fehler. “Wir haben einen administrativen Fehler gemacht, der nicht mehr korrigiert werden kann.” Seinen letzten Einsatz absolvierte der Belgier Engels Anfang Februar, danach wurde er erst von einem Muskelriss im Oberschenkel außer Gefecht gesetzt, aktuell laboriert Engels an Achillessehnenproblemen.
Auch Vines, neunfacher US-Nationalspieler, ist derzeit angeschlagen, der Verteidiger hatte sich im letzten Spiel der “Jupiler League” vor der Länderspielpause verletzt. “Natürlich ist er enttäuscht”, sagte van Bommel über seinen Linksverteidiger. “Aber er konzentriert sich jetzt auf seine Reha, das ist das Wichtigste.” Royal konnte sich zum ersten Mal überhaupt für die Gruppenphase der Champions League qualifizieren, bei beiden Playoffspielen gegen AEK Athen (1:0, 2:1) stand Sam Vines auf dem Platz. In Gruppe H trifft der belgische Meister auf Schachtar Donezk, den FC Porto und den FC Barcelona. Mit Neuzugang Owen Wijndal ist es nach der Meldepanne nur ein gesunder gelernter Linksverteidiger in der Champions-League-Vorrunde spielberechtigt. Sollte Royal Antwerpen die Gruppenphase überstehen, dürfte der Klub für die K.-o.-Phase bis zu drei Spieler nachmelden.
Doppeltes Déjà Vu
Van Bommel, der in der Bundesliga lange für den FC Bayern spielte und später ein kurzes, äußerst unglückliches Intermezzo als Trainer beim VfL Wolfsburg hatte, hatte Royal in der vergangenen Saison zum ersten Meistertitel seit 66 Jahren geführt. Die Entscheidung fiel am letzten Spieltag in einer dramatischen Nachspielzeit: Toby Alderweireld glich nach 94 Minuten für Royal gegen Verfolger Genk aus (2:2), durch die parallele Niederlage von Union Saint-Gilloise reichte das Remis zum Titel – mit einem Punkt Vorsprung auf Genk und Saint-Gilloise.
Für den technischen Direktor von Royal Antwerpen, Marc Overmars, bedeutet die Panne ein bitteres Deja Vu: Unter der Leitung des ehemaligen niederländischen Nationalspielers war 2021 genau das Gleiche bei Ajax passierte. Damals versäumte es Ajax, bei der Meldung zur K.-o.-Phase der Europa League den Namen von Sébastien Haller anzukreuzen. Der neu gekaufte Stürmer durfte damit im Europapokal bis zum Ende der Saison nicht eingesetzt werden. Haller musste zu Hause mit ansehen, wie Ajax im Viertelfinale von der AS Roma besiegt wurde.
Auch van Bommel hatte bereits einmal in seiner Karriere den Überblick über sein Personal verloren: Beim DFB-Pokalspiel seines VfL Wolfsburg gegen Preußen Münster wechselte der Meisterspieler des FC Bayern einmal zu oft aus – und verlor das Spiel durch diese Panne später am Grünen Tisch. Die Panne bedeutete erst für den VfL Wolfsburg das Aus, später für den Trainer: Van Bommel verlor wenige Wochen nach dem Vorfall seinen Job.