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“Irreale Welt” umgibt Skandal-Präsident Luis Rubiales

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Endlich, aber zu spät. So lauten die Reaktionen auf den Rücktritt von Spaniens Fußballboss Rubiales. Von Reue zeigt er nach dem einer Weltmeisterin aufgezwungenen Kuss weiter keine Spur. Ganz im Gegenteil: Noch im Fallen schlägt er weiter um sich und wittert eine große Kampagne gegen ihn.

Sogar seinen Rücktritt im Kuss-Skandal habe Verbandspräsident Luis Rubiales vermasselt, kommentierte die spanische Zeitung “Sport”. Am späten Sonntagabend hatte der 46-Jährige drei Wochen nach dem aufgezwungenen Kuss auf den Mund von Weltmeisterin Jennifer Hermoso seine Entscheidung mitgeteilt, zugleich aber noch einmal kräftig ausgeteilt. Er könne nicht weiter im Amt bleiben, weil bestimmte “Kräfte” dies verhindern wollten, befand Rubiales in sozialen Medien. “Ich vertraue auf die Wahrheit und werde alles dafür tun, dass sie sich durchsetzt”, erklärte er und prangerte erneut eine “maßlose Kampagne” an, die “Lügen” über ihn verbreite.

Die Spanierin Jennifer Hermoso erstattete im Kuss-Skandal Anzeige gegen Verbandspräsident Luis Rubiales.

(Foto: Isabel Infantes/PA Wire/dpa)

Die Reaktionen kamen prompt. “Ein weiterer Beweis, dass er in einer irrealen Welt lebt. Unglaublich”, schrieb “Sport”. Die geschäftsführende Vize-Regierungschefin Yolanda Díaz sprach von einem Erfolg des Feminismus. Das feministische Land schreite immer schneller voran. “Wir sind bei Dir, Jenni, alle Frauen”, schrieb sie auf der vormals als Twitter bekannten Plattform X.

Rubiales hatte bei der Siegerehrung der spanischen Fußballweltmeisterinnen am 20. August in Sydney den Kopf von Hermoso mit beiden Händen gepackt und sie auf den Mund geküsst. Was seitdem passierte, wird von spanischen Medien als “Metoo”-Moment des katholischen Landes beschrieben.

“Spanien ist ein feministisches Land”

Rubiales sei ein “Macho”, wie er im Buche stehe, der typische Vertreter einer immer noch latent vorhandenen Dominanz von Männern in vielen Bereichen, schrieb etwa die Zeitung “El País”. Die spanischen Fußballerinnen wollten sich das nicht länger bieten lassen, solidarisierten sich wie viele andere auch mit Hermoso, traten in den Streik und sagten: “Es ist Schluss”.

Der geschäftsführende Regierungschef Pedro Sánchez würdigte diesen “beispielhaften” Kampf der Frauen-Weltmeisterinnen als Vorbild für die ganze Welt. “Unsere Spielerinnen haben zweimal gewonnen: Auf dem Spielfeld und indem sie der Welt eine Lehre in Sachen Gleichheit zwischen Mann und Frau erteilt haben”, sagte er vor gut einer Woche. Die Fußballerinnen und ganz Spanien hätten gesagt: “Es ist Schluss” mit der Unterwerfung der Frauen unter Männer. “Spanien ist ein feministisches Land”, sagte der Sozialist.

Rubiales bezeichnete Kritiker nach dem aufgezwungenen Kuss zunächst als “Idioten”, dann soll er Hermoso vergeblich gedrängt haben, in einem gemeinsamen Video den Skandal zu entschärfen, später ließ er den RFEF eine Erklärung verbreiten, in der Hermoso Worte in den Mund gelegt wurden, die sie nicht gesagt hatte.

Ermittlungen gegen Rubiales dauern an

In einer denkwürdigen Rede am 25. August, bei der er den von allen erwarteten Rücktritt verweigerte, gerierte er sich schließlich als Opfer eines “falschen Feminismus”, der ihn “öffentlich hinrichten” wolle. Dahinter steckten die Regierung und die Medien. “Soll mich ein Küsschen in beiderseitigem Einvernehmen hier rausbringen? Ich werde kämpfen bis zum Ende”, sagte er voller Pathos.

Seine Mutter trat in einer Kirche in einen Hungerstreik gegen die “unmenschliche und blutige Jagd” auf ihren Sohn. “Zum Fremdschämen” sei das Verhalten des Verbandschefs, schrieb Ex-Nationaltorhüter Iker Casillas. Der Weltverband FIFA leitete ein Disziplinarverfahren gegen Rubiales ein und suspendierte ihn für zunächst 90 Tage.

Hermoso hatte auf den zunächst verweigerten Rücktritt von Rubiales mit einer ausführlichen Stellungnahme reagiert, die deutlicher kaum hätte sein können: “Ich habe mich verletzlich und als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe. Einfach ausgedrückt, ich wurde nicht respektiert”, schrieb die 33-Jährige. Inzwischen beantragte die Staatsanwaltschaft die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Rubiales. Sollte es zu einem Prozess und einer Verurteilung kommen, könnte er zu einer Haftstrafe zwischen einem und vier Jahren verurteilt werden.

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