Aktuelle Deutschland Nachrichten

Hansa Rostock geht knallhart gegen Fans vor

0 15

Fußball-Zweitligist Hansa Rostock zieht gravierende Konsequenzen nach den schweren Ausschreitungen einiger Fans beim FC St. Pauli. Choreografien werden verboten, Kartenkontingente gestrichen. Auch die Fanszene meldet sich. Das Image des Klubs ist durch die Vorfälle nachhaltig beschädigt.

Choreo-Verbot, Video-Überwachung, Ordner-Einsatz: Hansa Rostock zieht nach den schweren Ausschreitungen im Auswärtsspiel beim FC St. Pauli (0:1) erste Konsequenzen. Um die zunehmende Gewalt und die Pyro-Aktionen der eigenen Anhänger in den Griff zu bekommen, hat der Fußball-Zweitligist einen umfangreichen Maßnahmenkatalog erarbeitet, den er unter dem Titel “Quo Vadis, F.C. Hansa Rostock” auf seiner Homepage veröffentlichte. “Gewalt, Vandalismus, politische Provokationen […] nicht nur aufgrund der jüngsten Ereignisse auf St. Pauli sind wir an einem Punkt, an dem wir uns grundsätzlich die Frage stellen müssen, ob wir noch auf dem richtigen Kurs sind”, leitete der Verein seine bemerkenswerte Stellungnahme ein.

Der Klub geht damit in die Offensive. Denn die jüngsten Ereignisse auf den Rängen haben das Image des FC Hansa nachhaltig beschädigt und werden durch die Strafgelder vom DFB-Sportgericht auch eine zunehmende finanzielle Belastung. Dabei hat der Verein schon genug sportliche Probleme, steckt er doch vor dem Spiel am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) gegen den Karlsruher SC mitten im Abstiegskampf.

Fanclub-Kontingente für zwei Spiele werden gestrichen

Als Konsequenz aus den Vorfällen in Hamburg spricht Hansa unter anderem für den Rest der Saison ein Verbot von Choreografien aus. Bis auf Weiteres werden auch keine Arbeitskarten für die Stimmungsblöcke (Süd und Block 9A) ausgegeben. Ferner strich der Klub die Fanclub-Kontingente für die Auswärtsspiele beim 1. FC Magdeburg (2. April) und beim SC Paderborn (15. April). Karten werden nur noch an Vereinsmitglieder im Einzelverkauf ausgegeben. “Für die darauffolgenden Auswärtspartien erhalten einzelne Fan-Clubs auf Bewährung Gruppen-Kontingente – sofern es vorab nicht erneut zu groben Fehlverhalten gekommen ist”, hieß es weiter. Für das Spiel am 12. März in Hannover war der Vorverkauf bereits abgeschlossen.

Um die Nachverfolgung von Straftaten und Ermittlung von Tätern zu verbessern, prüft der Verein mit der Rostocker Polizei, die Videotechnik im Ostseestadion zu erweitern. Auch eine Verlegung des Gästeblocks, der unmittelbar an die Südtribüne angrenzt, sei in Planung. Parallel plant Hansa Veranstaltungen, um mit allen Fangruppen und Vereinsgremien im Gespräch zu bleiben. “Fanszene und Mitglieder müssen in die Verantwortung genommen werden. Da nehme auch ich mich nicht raus. Alle, die aktiv mitgestalten, müssen jetzt Antworten finden”, hatte Vorstandschef Robert Marien im NDR gesagt.

“Heil Hansa”- und “Pommern bleibt deutsch”-Aufkleber

Abgesehen von diesen Maßnahmen bekräftige Hansa seine Haltung als unpolitischer Verein. Hintergrund: Offenbar rechts motivierte Fans hatten am Millerntor “Heil Hansa”- und “Pommern bleibt deutsch”-Aufkleber verbreitet. “Wir werden uns weder in die rechte noch in die linke Ecke rücken lassen, sondern uns von jeglichen Aktionen in diese Richtungen klar distanzieren und unmissverständlich abgrenzen”, schrieb Hansa.

Bereits am Donnerstagabend hatte sich die Fanszene Rostock – eine Interessenvereinigung der aktiven Hansa-Fans – von den Ausschreitungen beim FC St. Pauli distanziert. “Die Geschehnisse haben Grenzen überschritten, waren einfach nur dumm und idiotisch”, hieß es in einer Mitteilung. “Derartige Vorfälle schaden nicht nur unserem Verein, sondern auch uns als Fanszene in erheblichem Umfang. Wir bedauern, dass durch die Handlungen Personen verletzt wurden und wünschen diesen baldige Genesung.”

Hansa führt Strafentabelle wegen Fan-Verfehlungen an

Alle Beteiligten müssten sich hinterfragen, ob sie sich der Tragweite und der Konsequenzen ihres Handelns bewusst sind. “Das in Kauf nehmen von Verletzungen unbeteiligter Personen und das Zerstören von Toilettenanlagen ist kein Teil unserer Fankultur”, hieß es. Als Geste wird die Fanszene Rostock eine Spendensumme in Höhe von 10.000 Euro, die für Choreografien vorgesehen war, an den Verein überweisen.

Hansa kann jegliche finanzielle Unterstützung gut gebrauchen. Nach den erneuten Verfehlungen seiner Anhänger muss der Zweitligist, der in dieser Saison bereits die Strafentabelle der 2. Liga mit 179.280 Euro anführt, mit einer weiteren sechsstelligen Strafe des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) rechnen. Zudem will der FC St. Pauli die Schäden an den Sanitäranlagen (ein mittlerer fünfstelliger Betrag) den Rostockern in Rechnung stellen. “Um es ganz klar und deutlich zu benennen: Körperliche Gewalt, Gegenstände werfen, Böller, Leuchtspurraketen oder Pyro, die die Hand verlässt und somit für andere ein Risiko darstellt, sind No-Gos. Punkt”, betonte Hansa in der Mitteilung.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Website verwendet Cookies, um Ihr Erlebnis zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, aber Sie können sich abmelden, wenn Sie dies wünschen. Annehmen Weiterlesen

Datenschutz- und Cookie-Richtlinie