Die Bundesliga ist spannend wie lange nicht. Das gilt nicht nur im Fußball, sondern erst recht im Handball. Gleich fünf Teams können Meister werden. Das gefällt auch dem Bundestrainer. Am Sonntag steigt das Top-Duell, das ein Weltmeister bereits jetzt als “entscheidendes Meisterschaftsspiel” ausgibt.
Bringen die Füchse Berlin ihren Vorsprung ins Ziel? Kommt der SC Magdeburg noch einmal zurück? Oder schaffen es am Ende doch der THW Kiel, die SG Flensburg-Handewitt oder die Rhein-Neckar Löwen? Wer auch immer den hochspannenden Titelkampf der Handball-Bundesliga für sich entscheidet: Alfred Gislason wird mit großer Freude dabei zuschauen.
“Es ist ein Vierkampf oder Fünfkampf. Das ist sehr interessant zu sehen und wirklich schön für die Liga und für mich, dass viele Nationalspieler dabei sind”, sagte der Bundestrainer vor einem wegweisenden Wochenende. Am Sonntag (14 Uhr/Sky) tritt Tabellenführer Berlin zum Spitzenspiel bei Titelverteidiger Magdeburg an. “Dieses Spiel”, weiß Gislason, “wird ganz wichtig”.
Überraschende Pleite im Ost-Derby
Schließlich stehen die Magdeburger nach der überraschenden Niederlage im Ost-Derby in Leipzig (32:33) unter Zugzwang. Da kam der Stimmungsaufheller am Donnerstagabend auf internationaler Ebene gerade recht: Durch das 34:33 (19:17) gegen den rumänischen Meister Dinamo Bukarest schloss die Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert die Gruppenphase erfolgreich ab.
Als Zweiter der Gruppe A umgehen die Magdeburger die Playoff-Runde und stehen erstmals seit 2004 unter den besten acht Mannschaften Europas. “Es war eine großartige Gruppenphase für uns”, sagte Wiegert zum glorreichen Königsklassen-Comeback des SCM: “Wir sind sehr glücklich, uns vorzeitig für das Viertelfinale qualifiziert zu haben.”
Diesen Rückenwind wollen Wiegert und Co. nun mit in den Meisterkampf nehmen. Ein Triumph gegen die Berliner (37:5 Punkte), die in diesem Jahr wettbewerbsübergreifend nur Siege feierten, ist für die Magdeburger Mission Titelverteidigung essenziell. Sechs Punkte liegen bereits zwischen den beiden Konkurrenten, allerdings hat der SCM (31:7) noch zwei Spiele in der Hinterhand.
Top Fünf können alle noch Meister werden
Der Berliner Weltmeister Mathias Gidsel bezeichnete die Begegnung daher bereits als “entscheidendes Meisterschaftsspiel” – obwohl nach der Partie des 22. Spieltag zwölf weitere Runden folgen. Bei einer Niederlage würde der in diesem Jahr noch unbesiegte Hauptstadtklub (37:5) die Pole Position an die seit zehn Liga-Spielen ungeschlagenen Rhein-Neckar Löwen (37:7) verlieren. Die Mannheimer um Regisseur Juri Knorr stellen mit bisher 744 Treffern die beste Offensive der Liga und verfügen über die wesentlich bessere Tordifferenz.
Es kann noch viel passieren. Die Top Fünf trennen nur fünf Minuspunkte. Nervenkitzel scheint garantiert: Denn die “Big Five” treffen im Saisonendspurt schließlich jeweils noch aufeinander. Berlins Sportvorstand Stefan Kretzschmar ist sich daher sicher, dass die Rivalen am Sonntag ganz genau hinschauen werden. “Natürlich sind die Spitzenteams mit einem Auge bei den anderen Spitzenteams. So eng wie es oben an der Spitze ist, hofft man natürlich auf jeden Punktverlust der anderen Spitzenmannschaften”, sagte der 50-Jährige und betonte: “Der Wunsch, etwas gewinnen zu können, ist größer geworden. Wir glauben dieses Jahr ernsthaft an etwas Großes.”
Liga sehr zufrieden
Nicht nur bei Kretzschmar, der als Spieler mit dem SC Magdeburg vor mehr als 20 Jahren Meister und Champions-League-Sieger wurde, nimmt das Kribbeln vor der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte von Tag zu Tag zu. “Die Spannung steigt und die Anspannung demzufolge auch. Das ist so ein Spiel, für das man lebt. Wo es um alles geht und wo man sich beweisen kann”, sagte er. Trainer Jaron Siewert betonte: “Die Jungs sind alle heiß und wissen um die Bedeutung des Spiels.”
Die Liga verfolgt das enge Titelrennen mit Zufriedenheit. “Wir gehen mit einem großen Optimismus nicht nur in den Saisonendspurt, sondern auch in die nächsten Jahre. Es tut uns gut, dass wir so viele Spitzenteams haben”, sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann und nannte drei Punkte für den Erfolg einer Sportart: “Spannung, Hochklassigkeit und ein attraktives Spiel. Hochklassig und attraktiv war die Liga vorher schon – und Spannung haben wir jetzt mehr denn je.”