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Darts-WM zwischen Fast-Sensation und Pfeile-Chaos

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Darts-Geschichte wiederholt sich diesmal nicht: Florian Hempel ist bei der WM in der zweiten Runde knapp an einer Sensation vorbeigeschrammt. Aus deutscher Sicht hat das Turnier dennoch Potenzial, ein denkwürdiges zu werden. Obwohl Martin Schindler noch auf seine Pfeile wartet.

366 Tage nach seinem Sensations-Coup im “Ally Pally” hat es Florian Hempel fast schon wieder geschafft: Deutschlands laut Weltrangliste drittbester Darts-Profi führte am späten Donnerstagabend mit 2:1 in den Sätzen gegen Luke Humphries. Hempel stand in diesem Moment kurz davor, bei seiner zweiten WM-Teilnahme zum zweiten Mal den Fünften der Setzliste aus dem Turnier zu nehmen.

Bei seinem Debüt im Vorjahr hatte Hempel gegen den belgischen Topspieler Dimitri Van den Bergh sensationell triumphiert. Der war damals, genau wie Humphries in diesem Jahr, die Nummer fünf der Weltrangliste. “Vielleicht ist das ein gutes Omen”, hatte Hempel vor Turnierstart im Darts-Podcast “Checkout” noch gesagt.

Und tatsächlich sah es nach diesem dritten Satz für den 32-Jährigen ehemaligen Handball-Halbprofi gut aus. Den ersten Satz hatte Hempel gegen einen zunächst schwachen Humphries dominiert, am Ende aber wegen massiver Probleme beim Wurf auf die Doppelfelder fast noch abgegeben. Hempel ging zwar 1:0 in Führung, die Checkout-Schwierigkeiten sollten aber ein Vorgriff auf das Ende der Partie sein.

Humphries reagierte auf den frühen Schock mit einem glatten 3:0 im zweiten Satz. Den Schwung konnte der 27-Jährige aber nicht mitnehmen. Satz drei ging an Hempel, der in diesem Durchgang von den Doppel-Problemen seines Gegners profitieren konnte. “Ich bin 2:1 in Führung gegangen, wusste aber eigentlich gar nicht warum. Luke war besser im Spiel”, sagte Hempel im Anschluss an die Partie bei Sport1. Dass die zwischenzeitliche Führung über den Spielverlauf tatsächlich hinwegtäuschte, konnte Humphries in Satz vier untermauern. Glatt mit 3:0 ging der Durchgang an “Cool Hand Luke”.

“Nervosität war spürbar”

Im fünften Satz fiel die Entscheidung letztlich beim Stand von 1:1 in den Legs. Hempel konnte 80 Punkte nicht auf null bringen, schrammte knapp an der Doppel 10 vorbei. Humphries bekam seine Doppel-Schwäche dagegen ausgerechnet in der entscheidenden Phase in den Griff, die 2:1-Führung im Entscheidungssatz ließ sich der Engländer bei eigenem Anwurf nicht mehr nehmen.

“Florian spielte gut, wenn ich gut spielte. Florian spielte schlecht, wenn ich schlecht spielte. Ein merkwürdiges Spiel”, bilanzierte Humphries nach seinem Zittersieg zum Auftakt in die Darts-WM. Widerstandsfähigkeit sei der Schlüssel zum Sieg gewesen. “Die Erfahrung, die ich in den letzten 18 Monaten gesammelt habe, hat mir erlaubt, dieses Spiel zu gewinnen. Man wird nicht die Nummer fünf der Welt, wenn man das Handtuch wirft.”

Hempel haderte nach dem Spiel vor allem mit seiner Doppelquote von gerade mal 25 Prozent. Zu wenig, um die nächste Sensation gegen einen Topspieler zu schaffen. “Ich habe mich nicht belohnt. Die Doppelquote war nicht so, wie ich mir das vorstelle. Es war ein zerfahrenes Spiel. Die Nervosität war spürbar, bei Luke auch”, resümierte Hempel, der nach der WM auf Platz 50 in der Weltrangliste springt, im Interview bei Sport1.

Erste Niederlage für Darts-Deutschland

Das knappe Aus des Wahl-Kölners ist der erste Dämpfer für Darts-Deutschland bei der diesjährigen WM im Londoner Alexandra Palace. Gabriel Clemens, in der Setzliste auf Rang 24 notiert, hatte am Mittwochabend in beeindruckender Manier sein Auftaktspiel gewonnen. In Runde drei trifft der Saarländer am 27. Dezember nun etwas überraschend auf Jim Williams. Der Waliser siegte unmittelbar vor dem Hempel-Match gegen die Nummer acht der Welt, James Wade.

Für Clemens ändert sich die Ausgangslage vor seinem nächsten Spiel somit grundlegend. Gegen Wade wäre der “German Giant” Außenseiter gewesen, im Duell mit Williams geht Clemens als leichter Favorit ins Rennen. Durch die Niederlage von Wade bietet sich im Turniertableau ein offenes Bild. Mit einem Sieg über Williams würde Clemens das bisherige Spitzen-Ergebnis eines Deutschen bei der Darts-WM einstellen. Clemens selbst hatte vor zwei Jahren als bisher einziger deutscher Dartprofi das Achtelfinale erreicht.

Schindler vermisst seine Darts

Als dritter und letzter Deutscher steigt Martin Schindler am heutigen Freitagabend ins Turnier ein. Der in Hessen wohnhafte gebürtige Strausberger spielt in der ersten Partie der Abendsession gegen den Engländer Martin Lukeman. Eine umkämpfte, sehr ausgeglichene Partie ist wahrscheinlich. Für Schindler geht es darum, zum ersten Mal überhaupt ein Spiel im “Ally Pally” zu gewinnen. Bei drei WM-Teilnahmen schied der 26-Jährige immer in Runde eins aus.

Nun steht er dank seines Status als Top32-Spieler bereits sicher in Runde zwei, ein Sieg beim wichtigsten Dartturnier der Welt bleibt aber das erklärte Ziel. “Ich will unbedingt mein erstes Spiel gewinnen. Und dann bin ich auch in der Lage, Smith zu schlagen, sollte es zu diesem Match kommen”, sagte Schindler vor Turnierstart im “Checkout”-Podcast. Gegen den zweifachen Weltmeister und Weltranglisten-Vierten Michael Smith wäre Schindler in der nächsten Runde klarer Außenseiter. Ein Sieg gegen Lukeman dürfte aber für die nötige Lockerheit sorgen.

Alles andere als normal verlief die Vorbereitung des Deutschen. In der vergangenen Woche wurde Schindler Vater einer Tochter. Gut möglich, dass die Geburt dem Weltranglisten-29. einen zusätzlichen Schub gibt. Nicht optimal dagegen war Schindlers Anreise. Der erste Flug nach London wurde kurzerhand gestrichen, nach Umbuchung ging es mit zwei Stunden Verspätung in die britische Hauptstadt. Allerdings ist das Gepäck nicht mitgekommen, inklusive Trikot und Dartpfeile, welche nicht im Handgepäck transportiert werden dürfen.

Kurzerhand besuchte Schindler einen englischen Dartshop, der ihn mit einem Set seiner eigenen Pfeile ausstattete. “Deshalb kann ich spielen. Trotzdem hoffe ich, dass mein eigenes Gepäck noch ankommt”, schrieb Schindler bei Facebook.

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