Um den abgewanderten Jude Bellingham zu ersetzen, verpflichtet der BVB Felix Nmecha von Ligakonkurrent Wolfsburg. Teile der Dortmunder Fanszene protestieren gegen den Transfer. Grund sind geteilte Beiträge des deutschen Nationalspielers auf Instagram.
Borussia Dortmund stellt sich für Felix Nmecha in strammen Gegenwind. Der Vizemeister gab die vorab kontrovers diskutierte Verpflichtung des deutschen Fußball-Nationalspielers vom VfL Wolfsburg bekannt – und er sprach das offensichtliche Thema der Homophobie- und Transphobie-Vorwürfe in seiner Pressemitteilung klar an.
“Uns ist bewusst”, sagten Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Vereinspräsident Reinhold Lunow demnach unisono, “dass der bevorstehende Transfer in den vergangenen Tagen aufgrund zweier Internet-Postings, die Felix geteilt hat, auch Kritik hervorgerufen hat. Uns war es deshalb wichtig, mit dem Spieler intensiv über seinen Glauben und seine Werte zu sprechen.” Nmecha hatte bei Instagram Posts geteilt, die als eindeutig homophob und transfeindlich einzuordnen sind.
Den BVB hielt das trotz kritischer Stimmen aus der Fanszene und kleinerer Protestaktionen nicht vom Transfer und der Zahlung von angeblich 30 Millionen Euro Ablöse inklusive Boni ab – schließlich soll der streng religiöse Christ den zu Real Madrid abgewanderten Starspieler Jude Bellingham ersetzen. “Felix ist sehr jung, seine Religion ist tief in ihm verwurzelt, und er ist- wie wir alle – sicher nicht fehlerfrei”, sagten Watzke und Lunow. “Aber er hat uns in intensiven Gesprächen absolut davon überzeugt, dass er kein transphobes oder homophobes Gedankengut in sich trägt.”
Fan-Banner an der BVB-Geschäftsstelle
Dies hatte Nmecha nach der Löschung seiner Posts in einem oberflächlichen Statement beteuert. “Felix hat selbst betont, dass er alle Menschen respektiert und liebt, unabhängig von ihrer Hautfarbe, Religion oder sexuellen Orientierung”, stellten Watzke und Lunow fest. Der Spieler selbst äußerte sich nur am Rande dazu: “Ich hoffe, dass die Fans mir die Chance geben, dass wir uns kennenlernen und sie dann sehen, dass ich ein hoffentlich toller Mensch bin.”
Fans begründeten unmittelbar nach der Transferbekanntgabe ihre Ablehnung erneut damit, dass die fragwürdigen Postings nicht mit dem Wertekodex des BVB vereinbar seien. Darin heißt es: “Wir werden uns stets für das gesellschaftliche Gelingen einsetzen. Darunter verstehen wir ein Vereinsleben und eine Gesellschaft ohne Rassismus, Antisemitismus, LSBTI+-Feindlichkeit, Sexismus, Gewalt und Diskriminierung. (…) Wir verstehen uns als vielfältige, inklusive Gemeinschaft, sind Heimat für Borussen unabhängig ihres Alters, ihres Aussehens, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Identität und Orientierung, ihrer Kultur, ihres Glaubens, ihrer Hautfarbe, ihrer Nationalität oder ihrer sozialen Herkunft.”
Etwa ein Drittel der Einnahme aus Bellinghams Verkauf investierte der BVB, um Nmecha zu verpflichten. Er ist der zweite Neue beim BVB. Anfang Juni hatte der Klub die Verpflichtung des Linksverteidigers Ramy Bensebaini bekannt gegeben, dessen Vertrag bei Borussia Mönchengladbach ausgelaufen war. Gegenwind schlägt dem Verein dennoch entgegen, nicht nur in den sozialen Medien wurde diskutiert. An der BVB-Geschäftsstelle an der B1 war zuletzt ein viele Meter langes Banner angebracht worden – mit der klaren Forderung, die Werte des Vereins zu schützen.