Jonas Hofmann hinterlässt mit seinem Abgang von Borussia Mönchengladbach kein Loch, sondern einen Krater: Der 30-Jährige ist der nächste Stammspieler, der den Fußball-Bundesligisten in diesem Sommer verlässt. Der Umbruch bei der Borussia ist auch abseits des Platzes gewaltig.
Der Sturm und die dunklen Wolken passten ins Bild. Der nahende Abgang von Jonas Hofmann sorgte am Mittwoch für trübe Stimmung rund um den Borussia-Park, schließlich sollte der Nationalspieler mitten im ohnehin großen Umbruch zum Fels in der Brandung und auch neuen Kapitän der Gladbacher werden. Nun aber zieht es Hofmann wohl unerwartet nach Leverkusen – der 30-Jährige hinterlässt ein großes Loch.
Genau genommen wird es ein Krater: In Marcus Thuram (13 Treffer), Hofmann (12), Lars Stindl (8) und Ramy Bensebaini (6) verliert die Borussia auf einen Schlag ihre vier besten Torschützen der vergangenen Saison, 39 der 52 Treffer hatte das Quartett erzielt. Die Nummer fünf auf der Liste, der Schweizer Nico Elvedi (3), wird ebenfalls schon als möglicher Abgang gehandelt.
Spätestens Hofmanns Wechsel macht klar, dass dem fünfmaligen Meister eine echte Zäsur ins Haus steht. “Der Umbruch wird etwas größer ausfallen”, hatte Sport-Geschäftsführer Roland Virkus zuletzt schon angekündigt, im Rückblick klingt das beinahe untertrieben. Schließlich sind auch Trainer Gerardo Seoane und Nils Schmadtke als Sportdirektor Lizenz komplett neu im Verein.
Talente kommen – und ein Trainer vom DFB
Immerhin: Während etwa Adi Hütter nach seiner Unterschrift im Jahr 2021 von so mancher Personalentscheidung überrascht wurde, wusste Seoane von Beginn an, was ihn erwartet. Die “finanziellen Möglichkeiten sind nicht mehr wie vorher”, hatte der Schweizer schon bei seiner Vorstellung gesagt und angekündigt: “Zum Borussia-Weg gehört es, mit jungen Spielern zu arbeiten. Diesen Weg bin ich bereit, zu gehen.”
Tatsächlich lassen die bisherigen Einkäufe ein Revival der Fohlenelf erwarten. Die Verteidiger Fabio Chiarodia (18) und Lukas Ullrich (19) sowie Stürmer Grant-Leon Ranos (19) sind noch Teenager, der Linksaußen Robin Hack ist mit seinen 24 Jahren im Vergleich fast schon alt. Als Hofmann-Ersatz soll zudem Franck Honorat von Stade Brest kommen, immerhin schon 26.
Zum neuen Jugendstil bei der Borussia passt auch die Verpflichtung von Guido Streichsbier, zuletzt Coach der deutschen U19-Auswahl, der nach neun Jahren als Scout und Coach beim DFB Co-Trainer von Seoane wird. Der Wechsel sei “für die Bundesliga ein wirklicher Gewinn”, sagte Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter der Nationalmannschaften.
Und dennoch muss auch im Kader noch etwas passieren, den einen oder anderen Anführer könnten Borussias Jungspunde gut brauchen. Einen wie Granit Xhaka etwa, der die Borussia 2016 in Richtung FC Arsenal verließ und der nun vor einer Rückkehr in die Bundesliga steht. Doch der Schweizer hat wohl andere Pläne – und gibt Bayer Leverkusen den Vorzug. Ganz so wie Jonas Hofmann.