Vier Monate nach der Abwahl von Frankfurts umstrittenen Oberbürgermeister Peter Feldmann wurden die Bürger erneut zu den Urnen gerufen. Im ersten Wahlgang gab es jedoch noch kein Ergebnis.
Frankfurt/Main (dpa/lhe) – Die Entscheidung über das neue Stadtoberhaupt von Frankfurt wird in einer Stichwahl Ende März fallen. Beim ersten Wahlgang am Sonntag kam keiner der Kandidaten auf die erforderliche absolute Mehrheit. Die meisten Stimmen erhielt nach dem vorläufigen Ergebnis Uwe Becker (CDU) mit 34,5 Prozent, es folgte Mike Josef (SPD) mit 24,0 Prozent. Beide Kandidaten gehen damit in die Stichwahl am 26. März.
“Das Ergebnis motiviert für die anstehenden Wochen”, sagte Becker. “Jetzt geht es um einen wirklichen Neuanfang.” Sein Konkurrent Josef betonte: “Unser Ziel war es, in die Stichwahl zu kommen. Das ist erstmal ein Riesenerfolg. Das ist der erste Schritt und der zweite Schritt ist in drei Wochen.”
Manuela Rottmann, die als Kandidatin der Grünen ins Rennen gegangen war und bei der letzten Kommunalwahl in Frankfurt gewonnen hatte, kam mit 21,3 Prozent nur auf Platz drei. “Wenn nur zwei in die Stichwahl kommen, muss einer draußen bleiben”, sagte Rottmann. Sie sei dennoch nicht enttäuscht. Entgegen aller Unkenrufe hätten die Grünen ein ganz gutes Ergebnis erreicht.
Mit insgesamt 20 Kandidatinnen und Kandidaten hatten diesmal so viele teilgenommen wie noch nie in der Mainmetropole. Auch aufgrund dieser hohen Anzahl galt eine Stichwahl schon zuvor als wahrscheinlich. Das endgültige Ergebnis des ersten Wahlgangs soll am kommenden Donnerstag bekanntgegeben werden.
Wahlberechtigt waren rund 509.000 Menschen. Die Wahlbeteiligung lag bei 40,4 Prozent und damit höher als vor fünf Jahren. Bei der letzten OB-Wahl im Jahr 2018 lag die Wahlbeteiligung im ersten Wahlgang bei 37,6 Prozent, bei der Stichwahl sank sie auf 30,2 Prozent.
Sowohl der 53-jährige Becker als auch der 40-jährige Josef haben umfangreiche Erfahrungen in der Stadtpolitik: Josef ist amtierender Planungsdezernent, Becker war in Frankfurt unter anderem bereits Kämmerer und Bürgermeister. Der CDU-Kandidat hatte im Wahlkampf das Thema Sicherheit in den Vordergrund gestellt, Josef war mit der Forderung nach einer Milliarde zusätzlich für den Bau und die Sanierung von Schulen aufgefallen.
Die Grünen wollen nach Auskunft ihres Vorstands an diesem Montag entscheiden, ob und wenn ja, für wen sie eine Wahlempfehlung aussprechen wollen. Ihr Kreisvorstandssprecher verwies zugleich auf die Koalition, in der die Grünen derzeit die Stadt regierten – und in der die SPD – sowie FDP und Volt – vertreten ist, nicht aber die CDU.
Auch unabhängige Kandidaten waren angetreten, darunter der unter dem Namen “Bahnbabo” bekannte Straßenbahnfahrer Peter Wirth, der mit 5,1 Prozent auf den vierten Platz kam.
Der frühere SPD-Oberbürgermeister Peter Feldmann war im November in einem – für Frankfurt – beispiellosen Verfahren abgewählt worden. Er hatte wegen der Affäre um die Arbeiterwohlfahrt (Awo) und diverser Ausrutscher das Vertrauen verspielt. Kurz darauf wurde der 64-Jährige wegen Vorteilsannahme in der Awo-Affäre zu einer Geldstrafe verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Auch die Frankfurter SPD – an deren Spitze Mike Josef steht – hatte sich von Feldmann distanziert. Die Geschäfte führt seit der Abwahl Feldmanns Stellvertreterin, die Grünen-Politikerin Nargess Eskandari-Grünberg. Die übliche Amtszeit für einen OB in Frankfurt beträgt sechs Jahre.