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Warum die Ukrainer weiter an Bachmut festhalten

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Obwohl Moskaus Verbände die Nachschubwege bedrohen, harren noch immer ukrainische Einheiten in Bachmut aus. Die erbitterte Verteidigung der Stadt erinnert an Kämpfe im vergangenen Sommer. Erneut könnte sich die Schwächung der russischen Truppen für Kiew als Vorteil erweisen.

Seit etwa sieben Monaten versucht das russische Militär, Bachmut zu erobern. Schon jetzt ist das Ringen um die Stadt in der Region Donezk die am längsten andauernde Schlacht des Krieges, mit schweren Verlusten für beide Seiten. Laut dem ukrainischen Verteidigungsminister Olexij Resnikow verlieren die Russen bei Bachmut jeden Tag bis zu 500 Mann durch Tod und Verwundung. Obwohl die Ukrainer erbitterten Widerstand leisten, haben Moskaus Truppen in den vergangenen Wochen Geländegewinne erzielt, die die drei Nachschubverbindungen in die Stadt bedrohen.

Die größte Gefahr für die ukrainischen Streitkräfte besteht deshalb darin, eingekesselt zu werden. Eine der drei Hauptverkehrsrouten ist bereits von russischen Einheiten blockiert, die anderen beiden Straßen liegen unter Artilleriefeuer. “Der Feind versucht vorzurücken und führt nicht nur jeden Tag, sondern fast stündlich Angriffe durch”, sagte der stellvertretende Kommandeur der ukrainischen Nationalgarde, Wolodymyr Nazarenko, am Freitag dem Sender NV Radio. Die Verteidiger der Nachschublinien würden aber standhaft bleiben. Sollte es den Russen allerdings gelingen, die Versorgungswege zu kappen, würde sich die Situation für die Ukrainer wohl dramatisch verschlechtern.

“So viele Verluste wie möglich zufügen”

Trotz der schwierigen Lage scheinen die Ukrainer die Stadt noch nicht aufgeben zu wollen. Die “New York Times” berichtet unter Berufung auf ukrainische Kommandeure, dass man die Stellungen so lange wie möglich halten wolle, um den Gegner zu schwächen. “Die Aufgabe unserer Truppen in Bachmut ist es, dem Feind so viele Verluste wie möglich zuzufügen”, sagte auch Nazarenko gegenüber NV Radio. “Jeder Meter ukrainisches Land kostet den Feind Hunderte von Menschenleben.”

Eine ähnliche Strategie verfolgten die Ukrainer bereits im vergangenen Sommer bei den Kämpfen um Sjewjerodonezk und Lyssytschansk, schreibt die “New York Times”. Die beiden Zwillingsstädte in der Region Luhansk waren wochenlang umkämpft, ehe sie an die Russen fielen. Auf dem Höhepunkt der Schlacht wurden ukrainischen Schätzungen zufolge jeden Tag Hunderte Verteidiger getötet oder verwundet. Der Sprecher des ukrainischen Armeekommandos Ost, Serhiy Cherevaty, erklärte jedoch, dass die ukrainische Verzögerungstaktik Moskaus Verbände erheblich schwächte und damit den Grundstein für die erfolgreiche Herbstoffensive der Ukraine legte.

Für Kiew stellt sich nun die Frage nach dem richtigen Timing für einen Abzug. Offiziellen Angaben zufolge erreichten diese Woche ukrainische Reserven das Kampfgebiet. Ob sie dazu da sind, Bachmut noch länger zu halten oder um einen Rückzug zu decken, ist unklar. Außerhalb der Stadt existieren bereits mehrere neue Verteidigungslinien. Laut der “New York Times” rechnet man in Kiew damit, dass sich die Kämpfe bei einem Fall von Bachmut in die nächstgelegene Stadt Tschassiw Jar verlagern, wo ukrainische Kräfte bereits ihre Stellungen ausbauen.

Auch Militäranalysten gehen laut der US-Zeitung davon aus, dass Moskau wahrscheinlich Schwierigkeiten haben wird, Bachmut als Sprungbrett für weitere Eroberungen zu nutzen. Die ukrainischen Streitkräfte würden sich zurückziehen und die Gefechte würde dann nur ein paar Kilometer weiter westlich ihre Fortsetzung finden. Ähnlich wie im Sommer könnte Kiew dann die Schwäche der Kreml-Verbände ausnutzen und eine neue Gegenoffensive starten.

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