Immer wieder greift Jewgeni Prigoschin die russische Militärführung an und macht ihr schwere Vorwürfe. Nun droht der Wagner-Chef sogar mit einem Abzug seiner Söldner. Die Begründung: Versprochene Munition sei von der Armee nicht geliefert worden.
Der Gründer der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, droht der Regierung in Moskau wegen Munitionsmangels mit einem Rückzug aus der umkämpften Stadt Bachmut. “Wenn Wagner sich jetzt aus Bachmut zurückzieht, wird die gesamte Front zusammenbrechen”, sagte Prigoschin in einem am Wochenende auf Telegram veröffentlichten Video. “Die Situation wird für alle militärischen Formationen, die russische Interessen schützen, nicht schön sein.”
Das Video wurde auf einem Kanal veröffentlicht, der Prigoschin-Nachrichten verbreitet und sich mit der Wagner-Gruppe identifiziert. Es handelt sich dabei aber nicht um seinen üblichen Pressedienstkanal. Am Sonntag hatte Prigoschin auf seinem offiziellen Telegram-Kanal gesagt, dass der größte Teil der Munition, die seinen Truppen im Februar zugesagt worden war, noch nicht geliefert worden sei. “Im Moment versuchen wir herauszufinden, was der Grund dafür ist: Ist es nur gewöhnliche Bürokratie oder ein Verrat.”
Regelmäßig kritisiert Prigoschin die militärische Führung Russlands und damit auch indirekt Verteidigungsminister Sergei Schoigu. Kremlchef Wladimir Putin ist im Krieg auf die Dienste der Truppe angewiesen. Vor allem an der Donbass-Offensive in Richtung Bachmut ist die Gruppe Wagner maßgeblich beteiligt. Erst am Freitag teilte Prigoschin mit, dass Bachmut fast vollständig umzingelt sei und nur noch eine Straße für die ukrainischen Truppen offen wäre. “Die Zangen schließen sich”, sagte er in einem Online-Video.
Moskaus Verbände versuchen schon seit Monaten, Bachmut zu erobern. Die Einnahme der Stadt in der Region Donezk wäre der erste große Erfolg der russischen Winteroffensive, nachdem der Kreml im vergangenen Herbst Hunderttausende Reservisten einberufen hatte. Russland erhofft sich von einer Eroberung Bachmuts einen wichtigen Schritt hin zur Eroberung des Rests des umliegenden Industriegebiets Donbass.