Aktuelle Deutschland Nachrichten

Spendenaktion für französischen Polizisten sorgt für Kritik

0 5

Nach tödlichen Schüssen auf einen 17-Jährigen in einer Pariser Vorstadt sitzt der Polizist in U-Haft. Ein rechtsradikaler Moderator sammelt Spenden für dessen Familie. Bislang kommt eine Million Euro zusammen. Der französische Justizminister ist wenig begeistert.

Ein Aufruf zu Spenden für die Familie des Polizisten, der in Frankreich einen 17-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle erschossen hat, hat in Frankreich Kritik ausgelöst. Diese Aktion diene nicht der Beruhigung der Lage, sagte der französische Justizminister Eric Dupond-Moretti dem Sender France Inter. Bis zum frühen Vormittag erreichten die Spenden eine Million Euro.

Der Spendenaufruf stammt von dem TV-Kommentator Jean Messiha, der für seine rechtsradikalen Ansichten bekannt ist. Das Geld sei der Familie von Florian M. gewidmet, “der seine Arbeit gemacht hat und nun dafür einen hohen Preis zahlt”, heißt es in dem Spendenaufruf auf der Online-Plattform GoFundMe. Der Polizist Florian M. sitzt derzeit wegen Verdachts auf vorsätzliche Tötung in Untersuchungshaft.

“Tötet Araber, und Ihr werdet Millionär”

Mehr als 40.000 Menschen beteiligten sich bislang an der Spendenaktion “für die Familie des Polizisten von Nanterre”, die höchste anonyme Einzelspende beträgt 3000 Euro. Messiha zeigte sich auf Twitter erfreut, dass sein Aufruf mehr Spenden eingebracht habe als eine Spendenaktion zugunsten der Familie des getöteten 17-Jährigen.

“Die Botschaft lautet also: Tötet Araber, und Ihr werdet Millionär”, schrieb der linkspopulistische Abgeordnete David Guiraud auf Twitter. Die Plattform GoFundMe erklärte am Montag, dass die Spendenaktion nicht gegen ihre Regeln verstoße. “Das Geld geht direkt an die Familie”, erklärte ein Unternehmenssprecher der Zeitung “Le Figaro”.

Der Polizist hatte am 27. Juni im Pariser Vorort Nanterre den 17-jährigen Nahel M. angehalten, der ohne Führerschein am Steuer eines Mercedes unterwegs war. Auf einem Video ist zu sehen, wie er aus der Nähe auf ihn schoss, als sich das Auto in Bewegung setzte. Eine dritte Person, die sich in dem Auto fand und gesucht wurde, meldete sich am Vormittag bei der Polizei und wurde vernommen.

3200 Festnahmen

Von Dienstag bis Sonntag wurden nach Angaben von Innenminister Gérald Darmanin rund 3200 Menschen festgenommen. Das Durchschnittsalter betrage 17 Jahre, es hätten aber auch 12- und 13-Jährige Brände gelegt oder Sicherheitskräfte angegriffen, sagte der Minister. Der Tod eines jungen Feuerwehrmanns in der Nacht zum Montag in Saint-Denis wurde zunächst nicht mit den Krawallen in Verbindung gebracht.

Nach dem mutmaßlichen Brandanschlag auf das Wohnhaus eines Bürgermeisters während der Unruhen in Frankreich ließen Rathäuser im ganzen Land ihre Sirenen heulen lassen. In zahlreichen Orten versammelten sich Bürger am Mittag vor den Rathäusern, um ihre Solidarität zu bekunden. Knapp eine Woche nach dem tödlichen Schuss flauen die Krawalle etwas ab, doch bleibt die Lage angespannt.

Macron plant Treffen mit 220 Bürgermeistern

“Wir sind solidarisch mit allen, die Opfer von Gewalt geworden sind”, sagte der Bürgermeister von Nanterre, Patrick Jarry. “Wir hoffen auf Gerechtigkeit für Nahel”, fügte er hinzu. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach von einem “Mangel an Brüderlichkeit”, der zu spüren sei. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will am Dienstag 220 von den Ausschreitungen betroffene Bürgermeister treffen.

Die anhaltenden Unruhen haben Macrons Regierung nach den Protesten der Gelbwesten und gegen seine Rentenreform in eine weitere schwere Krise gestürzt. Der Präsident sah sich unter anderem gezwungen, seinen ab Sonntag geplanten Staatsbesuch in Deutschland abzusagen.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Website verwendet Cookies, um Ihr Erlebnis zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, aber Sie können sich abmelden, wenn Sie dies wünschen. Annehmen Weiterlesen

Datenschutz- und Cookie-Richtlinie