Im Süden rücken die ukrainischen Truppen langsam vor, im Osten will Russland Geländegewinne halten. Beides zusammen könnte die russische Armee überfordern, meint das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Geheimdienst-Update.
Nach britischer Einschätzung riskiert Russland eine Aufteilung seiner Truppen, indem es gleichzeitig versucht, die ukrainische Gegenoffensive im Süden der Ukraine abzuwehren und im Osten selbst anzugreifen.
Russland setze seine Vorstöße bei Kupjansk im Osten der Ukraine fort und wolle so die ukrainischen Angreifer zwingen, ihre Einheiten zwischen dem Süden und Osten zu spalten, schreibt das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Geheimdienst-Update. “Angesichts der Tatsache, dass Russland seit Beginn der ukrainischen Gegenoffensive im Juni bescheidene Gewinne in der Nähe von Kupjansk erzielt hat, wird es höchstwahrscheinlich versuchen, daraus Kapital zu schlagen, indem es die Achse weiterhin mit Ressourcen versorgt”, hieß es darin. Allerdings könne Russland dadurch selbst gezwungen sein, seine Truppen aufzuspalten, um im Süden auf der sogenannten Orichiw-Achse einen Durchbruch der Ukraine zu verhindern.
Dort hätten ukrainische Kräfte die erste russische Hauptverteidigungslinie erreicht, so das britische Verteidigungsministerium. Einheiten der 58. Armee sowie Luftlandetruppen würden, die Ukrainer aufzuhalten.
Die Ortschaft Orichiw liegt in der Oblast Saporischschja. Zehn Kilometer weiter südlich von Orichiw hatte die ukrainische Armee vor einer Woche den Ort Robotyne befreit und ist danach weiter vorgerückt. Ziel dieser südlichen Offensive sind die Städte Melitopol und Berdjansk am Asowschen Meer. Zusammen mit Angriffen auf die Krimbrücke will die Ukraine so die russischen Nachschublinien für die Krim und die besetzten Gebiete nördlich der Halbinsel abschneiden.
Die USA, Kiews größter Unterstützer, hatten der Ukraine am Freitag “bemerkenswerte Fortschritte” gegen die russischen Truppen im Süden des Landes bescheinigt. Auf Kritik, Kiews Kampf gegen Moskaus Truppen im Süden habe in den vergangenen drei Monaten kaum Fortschritte gemacht, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, John Kirby, der Kampf sei langsamer verlaufen, als die Ukraine selbst gehofft hätte. “Dennoch haben wir in den vergangenen etwa 72 Stunden einige bemerkenswerte Fortschritte der ukrainischen Streitkräfte an der südlichen Frontlinie festgestellt.”