In Griechenland laufen die Parlamentswahlen. Rund 10 Millionen Bürger sind bis zum Abend zur Stimmabgabe aufgerufen. Die Polizei verkündet indessen, dass ihnen fünf Verdächtige mit fast 200 Pässen sowie über 100 verschlossenen Umschlägen mit Wahlzetteln ins Netz gegangen sind.
Wegen versuchten Wahlbetrugs hat die griechische Polizei am Vorabend der Parlamentswahl fünf Verdächtige festgenommen. Im Wagen von einem der Verdächtigen seien 197 Ausweise, Pässe sowie eine Tasche mit 114 verschlossenen Umschlägen mit Wahlzetteln beschlagnahmt worden. Darin seien bereits der Name desselben Abgeordneten angekreuzt worden, berichtete die Nachrichtenagentur ANA unter Berufung auf die Polizeidirektion der nordgriechischen Region Thessalien.
Bei zwei der Verdächtigen seien zudem 6060 Euro Bargeld gefunden worden, berichtete ANA weiter. Laut den Ermittlern weise alles auf versuchten Stimmenkauf hin.
Rund zehn Millionen Stimmberechtigte sind am heutigen Sonntag noch bis 19 Uhr (18 MESZ) aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen, darunter 440.000 Erstwähler. In den Umfragen liegt Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis von der konservativen Partei Neue Demokratie vor seinem Amtsvorgänger Alexis Tsipras von der linksgerichteten Partei Syriza. Angesichts des derzeit noch geltenden Verhältniswahlrechts gilt es jedoch für sehr wahrscheinlich, dass keine Partei die regierungsfähige Mehrheit erreichen wird.
Mitsotakis rief die Wähler nach seiner Stimmabgabe in Athen dazu auf, die unter seiner Regierung hart erkämpfte wirtschaftliche Stabilität nicht aufs Spiel zu setzen. “Heute stimmen wir für unsere Zukunft, für mehr und bessere Arbeitsplätze, für ein effizienteres Gesundheitssystem, für ein stärkeres Land, das eine wichtige Rolle in Europa spielt,” sagte der 55-Jährige.
Sein Hauptrivale und Amtsvorgänger Tsipras warnte hingegen, dass die rosigen Zahlen der Konservativen über die wachsende Armut in Griechenland hinwegtäuschen, in dem die Löhne mit den wachsenden Preisen nicht mithalten können. Er sprach bei der Abgabe seiner Stimme von einem “Tag der Hoffnung” und rief die Wähler dazu auf, “vier schwierige Jahre” hinter sich zu lassen und sich im Namen einer besseren Zukunft für eine “faire Regierung” zu entscheiden.