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Die umstrittenen Äußerungen von Fridays-for-Future-Gründerin Greta Thunberg wirken nach. Luisa Neubauer spricht über ihre irrige Annahme, dass sich die Bewegung weltweit mit Antisemitismus befasse. So bestehe die Möglichkeit, dass die Klimaschutzbewegungen sich in eine falsche Richtung entwickle.
Nach mehreren pro-palästinensischen Auftritten der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg hat die deutsche Fridays-for-Future-Vertreterin Luisa Neubauer die Klimabewegung zu einer Neupositionierung aufgerufen. “Die Klimakrise des 21. Jahrhunderts verlangt von uns neue Narrative, neue politische Ideen, neue aktivistische Wege”, sagte Neubauer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Es gebe aber “für Klimabewegungen offensichtlich eine gewisse Gefahr, sich in politischen Irrwegen des 20. Jahrhunderts zu verrennen”.
Sie sei “fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die jeweiligen nationalen Bewegungen sich eigenständig mit Fragen von Antisemitismus beschäftigen, so haben wir es hier in Deutschland gemacht”. Zur Haltung von Fridays for Future Deutschland sagte Neubauer: “Für uns war klar: Wir müssen keine Lösung für einen jahrzehntealten Konflikt präsentieren, aber dafür sorgen, dass unsere Haltung gegenüber des Existenzrechtes von Israel und im Umgang mit antisemitischen Vorfällen klar ist.”
Mit Blick auf die politische Lage in Deutschland warf Neubauer nun via RND Bundeskanzler Olaf Scholz vor, sich zu wenig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einzusetzen. Scholz habe “bisher nicht den Anschein erweckt, es wäre sein großes Bemühen, in diesem Land gesellschaftlichen Frieden zu schaffen durch stringente, konsequente, erfolgreiche, sozialgerechte, zeit- und fristgerechte Klimapolitik”, sagte Neubauer.
Namensänderung “wäre Symbolpolitik”
Sie sehe bei dem SPD-Politiker “bis heute (…) kein nachhaltiges Regierungs-Konzept”. Angesichts eines aus Sicht von Neubauer erodierenden Vertrauens in die Demokratie wäre ein “Kanzler, der loszieht, um Menschen zu begeistern und Mut zu machen” der Klimaaktivistin zufolge “aktuell einfach sehr hilfreich”.
Nach Thunbergs viel kritisierten Äußerungen zum Nahost-Konflikt hatte die 27-Jährige zuvor im “Spiegel” betont, dass die deutsche Fridays-for-Future-Bewegung keine Notwendigkeit sehe, ihren Namen zu ändern. “Den Namen abzulegen, wäre in diesem Augenblick Symbolpolitik, und wir können mit Symbolpolitik nicht viel anfangen. Unsere Priorität liegt in der Klarheit unserer Haltung.” Die deutsche Sektion der von Thunberg begründeten Bewegung Fridays for Future hatte sich deutlich von deren Aussagen distanziert.
“Wir haben dieser Bewegung eine eigene Identität gegeben – inspiriert von Greta, aber seit Jahren selbstständig und unabhängig von ihr”, sagte Neubauer. Die Klimaaktivistin kritisierte die Einseitigkeit von Thunberg und betonte die Notwendigkeit, internationale Kooperationsprozesse zu überdenken, um die deutsche Bewegung nicht zu gefährden. “Der Vertrauensverlust ist groß”, so Neubauer.