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Am Ende geht das Gericht von 35 Toten und Hunderten verletzten aus: Im März 2016 sprengen sich mehrere Islamisten in Belgiens Hauptstadt in die Luft. Siebeneinhalb Jahre nach den Anschlägen endet nun der Prozess gegen mehrere Männer.
Im Prozess um die islamistischen Anschläge 2016 in Brüssel mit Dutzenden Toten und Hunderten Verletzten sind mehrere Männer zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Das verkündete ein Geschworenengericht laut Nachrichtenagentur Belga in der belgischen Hauptstadt. Die Haftstrafen reichten den Angaben zufolge von zehn Jahren bis lebenslänglich.
Demnach wurde gegen den 38-jährigen Belgier Mohamed Abrini eine Haftstrafe von 30 Jahren verhängt. Gegen den 33-jährigen Franzosen Salah Abdeslam, der in Belgien bereits 2018 wegen Schüssen auf Polizisten zu 20 Jahren Haft verurteilt worden war, sprach das Gericht keine zusätzliche Strafe aus. Die seit der Kindheit befreundeten Angeklagten, die beide marokkanische Wurzeln haben, waren im vergangenen Jahr bereits wegen ihrer Verwicklung in die Anschläge in Paris 2015 zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt worden.
Initiator in Syrien gestorben?
Bereits im Juli waren die meisten der Angeklagten im größten bis dahin geführten Verfahren vor einem Schwurgericht in Belgien schuldig gesprochen worden. Nun ging es um das genaue Strafmaß. Anders als bei der Entscheidung über Schuld und Unschuld im Juli entschieden nun nicht die zwölf Geschworenen alleine, sondern gemeinsam mit dem Gericht.
Seit Montag waren die Jury sowie die Vorsitzende des Gerichts und ihre beiden beisitzenden Richter für die Beratungen an einem unbekannten Ort untergebracht und von der Außenwelt abgeschottet. Insgesamt waren wegen der Anschläge in Brüssel zehn Männer angeklagt. Einer fehlte jedoch im Juli vor Gericht: Es wird davon ausgegangen, dass Oussama Atar, der als Initiator der Pariser und Brüsseler Anschläge gilt, mittlerweile wohl in Syrien gestorben ist. Er wurde in Abwesenheit verurteilt.
In Brüssel hatten sich am 22. März 2016 drei Selbstmordattentäter am Flughafen und in einer U-Bahn-Station in die Luft gesprengt. Dabei waren 32 Menschen getötet worden. Drei weitere starben später und wurden ebenfalls als Opfer anerkannt. Fast 700 weitere Menschen wurden verletzt. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich.
Einziger Überlebende der Paris-Attentäter
Abrini hätte ebenfalls einen Sprengstoffgürtel am Brüsseler Flughafen zünden sollen. Damit sei er einer der “Pfeiler” der Terrorzelle, hatte Staatsanwalt Bernard Michel in seinem Plädoyer erklärt. Abrini hatte in dem Prozess ausgesagt, er habe im letzten Moment vor der Tat zurückgeschreckt, als er in der Warteschlange Frauen und Kinder gesehen habe.
Auch Abdeslam habe Unschuldige töten wollen, sagte die Staatsanwältin Paule Somers, an den Angeklagten gewandt. Nachdem er bereits “Frankreich terrorisiert” habe, habe er seinen Glaubenskrieg in Belgien fortsetzen wollen.
Der Islamist gilt als der einzige Überlebende der Paris-Attentäter. Sie hatten im November 2015 vor dem Fußballstadion Stade de France, im Musikclub Bataclan und auf Terrassen von Restaurants und Bars in der französischen Hauptstadt 130 Menschen getötet. Das Gericht hielt Abdeslam für ein wichtiges Mitglied der Brüsseler Terrorzelle. Er hatte eine Verwicklung bestritten, da er vier Tage vor dem Anschlag in Belgien verhaftet worden war.