Vilhelm Junnila ist seinen Posten als finnischer Wirtschaftsminister nach nur wenigen Tagen wieder los. Grund ist sein schlechter Humor, wie der Politiker behauptet. Doch Witze mit der Zahl 88 sind nicht seine einzigen Äußerungen mit rassistischem Bezug.
Der neue finnische Regierungschef Petteri Orpo muss nur zehn Tage nach Amtsantritt sein Kabinett umbauen. Wirtschaftsminister Vilhelm Junnila ist wegen neonazistischer Anspielungen und Kontakten in die rechtsextreme Szene zurückgetreten. “Für den Fortbestand der Regierung und das Ansehen Finnlands sehe ich es als unmöglich an, meine Arbeit als Minister in zufriedenstellender Weise fortzusetzen”, teilt er in einer Erklärung mit. Er genieße jedoch weiterhin das Vertrauen seiner Partei und Fraktion, behauptete Junnila.
Junnila ist Mitglied der rechten Finnenpartei. Diese ist Teil einer rechtsgerichteten Koalition, die nach Wahlen im April am 20. Juni die Amtsgeschäfte übernahm. Bereits im Wahlkampf geriet er in die Kritik, als er einem Parteikollegen zur Kandidatennummer 88 gratulierte.
Die Zahl gilt unter Neonazis als Chiffre für den Hitlergruß, was auch Junnila bekannt war, wie ein Bericht von Rundfunksender Yle nahelegt: Diese Nummer sei eine Garantie für den Sieg, soll er demnach bei der Wahlkampfveranstaltung erklärt haben. “Die 88 verweist natürlich auf das doppelte H, aber darüber wollen wir lieber nicht sprechen.” Junnila entschuldigte sich mit der Erklärung, es habe sich um einen geschmacklosen Scherz gehandelt.
Präsident: Peinlich
Anschließend wurden weitere Vorfälle aus seiner Vergangenheit bekannt, in denen Junnila die Zahl nach eigenen Angaben ebenfalls im Scherz verwendet haben will. 2019 fiel er als Parlamentsabgeordneter zudem mit dem rassistischen Vorschlag auf, dass Finnland “Klimaabtreibungen” in afrikanischen Ländern fördern sollte. Eine Vertrauensabstimmung im Parlament überstand er am Mittwoch knapp. Nach Angaben des Rundfunksenders Yle ist Junnila durch seinen Rücktritt zum Minister mit der kürzesten Amtszeit in der finnischen Geschichte avanciert.
Zwar wird mit raschem Ersatz auf dem vakanten Posten des Wirtschaftsministers aus den Reihen der Finnenpartei gerechnet. Allerdings fragen sich Beobachter, wie stabil die neue Regierung in Helsinki ist. Der finnische Präsident Sauli Niinistö, der sich eigentlich mit Kommentaren zurückhält, bezeichnete die Situation als peinlich.