Aktuelle Deutschland Nachrichten

Experte hält russische Sabotage in AKW für möglich

0 5

Wie gefährlich ist die Lage im AKW Saporischschja? Sicherheitsexperte Masala ist besorgt, weil Moskau bereits jetzt Kiew bezichtigt, dort Anschläge zu planen. Solche Beschuldigungen seien meist “die Vorbereitung für eigene Aktionen”. Ein mögliches Motiv sieht Masala auch.

Die Ukraine hat einem deutschen Experten zufolge nicht die militärischen Fähigkeiten, das russisch besetzte Atomkraftwerk Saporischschja von außen zu sprengen. Angesichts gegenseitiger Anschuldigungen der Kriegsparteien in Bezug auf das Kraftwerk im Süden der Ukraine sagte Carlo Masala, Politikwissenschaftler an der Universität der Bundeswehr München, eine solche “Sprengung ist extrem kompliziert”.

“Ein AKW von außen zu sprengen ist extrem schwierig und dazu haben die Ukrainer nicht die Kapazitäten”, sagte Masala. “Wenn sie die hätten, bräuchten sie so lange, dass sie leichte Opfer für die russische Luftabwehr wären”, fügte er hinzu. Die Anschuldigungen von russischer Seite seien daher sehr unrealistisch. Russland hingegen könnte mit einer Sprengung an dem von Moskaus Truppen kontrollierten AKW “Chaos stiften”, sagte er.

Zu möglichen Motiven einer Sabotage des nahe an der Front gelegenen Kraftwerks durch Moskau sagte Masala: “Es ist wie mit der Sprengung des Staudamms. Politik der verbrannten Erde – das ist die Logik dahinter.” Im Juni wurde der Kachowka-Staudamm in der Südukraine zerstört, Experten gehen von einer Sprengung durch russische Kräfte aus.

Wie wahrscheinlich eine Sprengung des Atomkraftwerks sei, könne keiner sagen, so der Experte. “Es ist nur auffällig, dass, wenn die Russische Föderation anfängt, die Ukrainer und den Westen zu beschuldigen, irgendwelche Anschläge zu planen, dies meistens die Vorbereitung für eigene Aktionen ist.” Daraus könne jedoch nicht abgeleitet werden, dass eine Sprengung von Saporischschja unmittelbar bevorsteht, schränkte er ein.

Das ukrainische AKW Saporischschja ist das größte Kernkraftwerk Europas. Es steht bereits seit dem 4. März 2022 unter russischer Kontrolle. International ist die Sorge vor einer Atomkatastrophe groß – auch wenn das Kraftwerk inzwischen in den Kaltbetrieb versetzt wurde. Laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) hat das AKW erneut den Anschluss an seine externe Hauptstromleitung verloren. Das Atomkraftwerk sei daher auf die erst kürzlich wiederhergestellte Ersatzversorgung durch eine weniger leistungsstarke Leitung angewiesen, erklärte IAEA-Chef Rafael Grossi am Dienstagabend.

Russland hält AKW besetzt und spricht von “Sabotage”

Russland behauptet indes, die ukrainischen Streitkräfte wollten das AKW mit Raketen und Drohnen angreifen. “Die Lage ist sehr angespannt, denn das Risiko eines subversiven Akts durch das Regime in Kiew ist stark erhöht”, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Eine derartige “Sabotage” durch die Ukraine hätte “katastrophale Folgen”, warnte der Sprecher von Russlands Staatschef Wladimir Putin. “Es müssen alle Maßnahmen ergriffen werden, um diese Bedrohung zu bekämpfen”, sagte Peskow. Die Ukraine habe bereits “mehrfach ihre Bereitschaft gezeigt, nichts auszuschließen”. Warum die Ukraine allerdings ihr eigenes AKW zerstören und eine dauerhafte Verseuchung des eigenen Landes in Kauf nehmen sollte, erklärt der Kreml-Sprecher nicht.

Am Dienstag hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wiederum seinen französischen Kollegen Emmanuel Macron in einem Telefonat davor gewarnt, russische Kräfte würden “gefährliche Provokationen” im Atomkraftwerk planen. Die ukrainische Armee erklärte zudem, “sprengstoffähnliche Gegenstände” seien nahe zweier Reaktoren befestigt worden. Ihre Detonation solle “den Eindruck eines Beschusses von ukrainischer Seite” erwecken.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Website verwendet Cookies, um Ihr Erlebnis zu verbessern. Wir gehen davon aus, dass Sie damit einverstanden sind, aber Sie können sich abmelden, wenn Sie dies wünschen. Annehmen Weiterlesen

Datenschutz- und Cookie-Richtlinie