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Chodorkowsi: Halbherziger Westen zieht Krieg in die Länge

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Die westlichen Partner haben der Ukraine mit militärischer Ausrüstung im Wert von 55 Milliarden Dollar geholfen. Das ist nicht nur nach Ansicht der Führung in Kiew nicht ausreichend: In einem Interview fordert der russische Putin-Kritiker Chodorkowski 300 Kampfjets.

Der Putin-Kritiker und frühere Oligarch Michail Chodorkowski wirft dem Westen vor, Russlands Krieg gegen die Ukraine mit seiner halbherzigen Militärunterstützung in die Länge zu ziehen. “Wenn der Westen will, dass die Ukraine den Krieg nicht verliert und bei den heutigen Positionen bleibt, sollte er weiterhin Waffen im bisherigen Umfang liefern”, erklärte Chodorkowsi in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Mit dem Status-quo-Szenario müsste Europa mit einem langen, zähen Krieg für die nächsten fünf Jahre leben. Will Europa hingegen, dass die Ukraine gewinnt, dann ist der Schlüssel hierfür die Luftwaffe.”

Chodorkowski zufolge kann die Ukraine den Krieg nur mit westlichen Kampfjets gewinnen. “Meiner Einschätzung nach wären 300 westliche Kampfflugzeuge ein entscheidender Beitrag. Professionelle Piloten und Freiwillige gibt es genug”, sagte Chodorkowski. “Der russische Präsident Wladimir Putin hat ungefähr 1500 Kampfjets. Sie sind nicht sehr hochwertig, aber sie funktionieren. Die Piloten verfügen über keine gute Ausbildung. Hinzu kommt, dass die Ressourcen ziemlich erschöpft sind.” Der Kreml-Kritiker ist überzeugt: Erringt die Ukraine einen militärischen Sieg, “wird Putin gestürzt”.

Kiew fordert seit längerem die Lieferung moderner Kampfjets. Die NATO-Mitglieder Polen und Slowakei haben der Ukraine einige wenige MiG-29-Kampfjets sowjetischer Bauart geliefert. Die ukrainischen Streitkräfte wünschen sich zudem Flugzeuge westlicher Bauart. Das könnten zum Beispiel in den USA gebaute F-16 sein. Die US-Regierung hat eine Lieferung ihrer Jets bisher ausgeschlossen. Auch Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hält Kampfjets aus deutschen Beständen nicht für den Einsatz in der Ukraine geeignet. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat der Ukraine am Freitag dennoch weitere Gespräche zu dem Thema zugesichert.

Melnyk: Ukraine braucht zehnmal mehr

Derzeit bemüht sich die Regierung in Kiew um weitere Militärhilfe. Auf Twitter forderte Vizeaußenminister Andrij Melnyk am Samstag eine Verzehnfachung der westlichen Unterstützung. “Wir sind unseren Verbündeten dankbar für ihre militärische Hilfe. Aber das ist nicht genug”, schrieb der Diplomat, der bis vergangenen Oktober ukrainischer Botschafter in Deutschland war. “Die Ukraine braucht zehnmal mehr, um die russische Aggression dieses Jahr zu beenden.” Bisher haben alle Verbündeten zusammen 55 Milliarden US-Dollar, umgerechnet 50 Milliarden Euro, für Militärhilfen bereitgestellt.

Melnyk forderte die westlichen Partner zudem auf, bei ihrer Unterstützung nicht länger künstliche rote Linien zu ziehen. Vielmehr sollten sie ein Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Waffenlieferungen an die Ukraine ausgeben, schrieb er. Das wären allein im Fall von Deutschland mehr als 35 Milliarden Euro. Der ukrainische Diplomat meinte, verglichen mit dem Zweiten Weltkrieg seien die Beträge gering. “Die Verbündeten sollten das Ausmaß dieses Krieges begreifen.” Zur Militärhilfe kommen die Milliardenzahlungen westlicher Länder hinzu, mit denen die Ukraine ihren Staatshaushalt aufrechterhält.

Die Ukraine verteidigt sich seit rund 14 Monaten gegen den russischen Angriff, westliche Länder liefern ihr dafür Waffen und Munition. Im vergangenen Jahr gelang es der Ukraine, nach der ersten russischen Offensive größere Gebiete zu befreien. Zurzeit bereiten sich die Streitkräfte auf eine neue Offensive vor, um noch mehr besetzte Territorien zu befreien. Auch Russland fährt seine Kriegswirtschaft hoch. Die Atommacht stellt sich auf einen langen Krieg gegen die Ukraine ein.

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