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Bundeswehrverband rechnet mit Kriegsjahrzehnt

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Ein Jahr nach dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine rechnet der Bundeswehrverband nicht mit einem schnellen Ende des Krieges. Putin bereite sein Land auf einen langfristigen Systemkonflikt mit dem Westen vor, sagt Verbandschef Wüstner. Deutschland müsse sich “auf eine Dekade an Bedrohung” vorbereiten.

Der Chef des Bundeswehrverbandes, Andre Wüstner, erwartet, dass der Konflikt mit Russland für die NATO und Deutschland noch eine Dekade dauern könnte. “Es wäre naiv zu glauben, dass der Krieg in diesem Jahr vorbei sein wird”, sagte Wüstner der “Bild am Sonntag”.

“Putin wird vorerst von seinen Kriegszielen nicht abweichen. Er wird weiter versuchen, Europa zu destabilisieren. Innenpolitisch bereitet er die russische Bevölkerung auf einen langfristigen Systemkonflikt mit dem Westen vor. Wir erleben ein Kriegsjahrzehnt in Europa. Die NATO und Deutschland müssen sich strategisch auf eine Dekade an Bedrohung ausrichten.”

Wüstner hält Bundeswehr nicht für abwehrbereit

Wüstner drängt daher auf eine schnellere Aus- und Aufrüstung bei der Bundeswehr. “Ob bei Material, Personal oder Infrastruktur, es braucht in dieser Legislaturperiode eine echte, in der Truppe spürbare Wende, sonst war’s das mit der Zeitenwende.” Derzeit hält Wüstner die Bundeswehr weder für voll einsatzfähig noch für abwehrbereit. “Das war die Bundeswehr zu Beginn des Kriegs in der Ukraine schon nicht. Aktuell erfüllt sie die zugewiesenen Aufträge, aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was wir in die NATO künftig einbringen müssen”, sagte Wüstner.

Durch die Materiallieferungen an die Ukraine seien weitere Lücken entstanden. “Ich zweifle, ob wir die Zusagen an die NATO ab 2025 erfüllen können, wenn wir nicht endlich beschleunigen. Deutschland hat rund 60 Flugzeuge, 20 Schiffe, 20.000 Soldaten und 7000 Fahrzeuge zugesagt.” Es gehe bei der Materialbeschaffung noch viel zu langsam voran.

“Einsatzbereitschaft der Artillerietruppe sinkt”

“Wir haben bis heute keine einzige Panzerhaubitze, die wir im letzten Jahr an die Ukraine abgegeben haben, oder gar Ersatzteilpakete dafür neu bestellt”, sagte Wüstner. “Das führt dazu, dass bereits weitere unserer wenigen verbliebenen Haubitzen stillgelegt und als Ersatzteillager genutzt werden. Die Folge ist, dass die materielle Einsatzbereitschaft der Artillerietruppe weiter sinkt.”

Deutschland müsse beim Thema Rüstung wieder größer denken. “Es wird nur einen Turnaround in der Produktion geben, wenn man der Industrie frühzeitig mitteilt, wie viele Kampfpanzer, Munition und Geschütze die Bundeswehr in den nächsten zwei bis fünf Jahren benötigt, und dafür Abnahmegarantien gibt”, meinte er. “Es muss möglich sein, dass monatlich wieder zehn statt drei Leopard-Panzer vom Band rollen.”

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