“Grausam, unmenschlich und erniedrigend” – Außenministerin Baerbock findet klare Worte für das Todesurteil gegen einen deutschen Staatsbürger. Sie wirft dem Iraner vor, alle diplomatischen Bemühungen missachtet zu haben. Nun müsse sich Teheran auf deutliche Konsequenzen einstellen.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat das vom Iran verhängte Todesurteil gegen den Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd als “absolut inakzeptabel” bezeichnet. “Nicht nur ist die Todesstrafe grausam, unmenschlich und erniedrigend, Jamshid Sharmahd hatte auch zu keinem Zeitpunkt nur den Ansatz eines fairen Prozesses”, hieß es in einer in Berlin veröffentlichten Erklärung Baerbocks. Zugleich kündigte die Ministerin an, die Verhängung der Todesstrafe werde “eine deutliche Reaktion zur Folge haben”.
Die iranische Justiz hatte den 67-Jährigen zuvor wegen Terrorvorwürfen zum Tode verurteilt. Sharmahd habe keinen Zugang zu einem frei gewählten Rechtsbeistand gehabt, erklärte Baerbock weiter. Seine “öffentliche Zurschaustellung” sei einer Vorverurteilung gleichgekommen. Seit seiner “unter höchst fragwürdigen Umständen zustande gekommenen Festnahme” habe sich die Bundesregierung immer wieder für Sharmahd eingesetzt. “Diese intensiven Bemühungen wurden von Iran missachtet, der konsularische Zugang und auch der Zugang zu den Prozessterminen wurden uns immer wieder verweigert”, erklärte die Ministerin. Sie forderte den Iran auf, das Urteil zu korrigieren und von der Todesstrafe abzusehen.
Sharmahd gehört Oppositionsgruppe an
Der Iran hatte Sharmahds Festnahme im August 2020 bekannt gegeben. Nach Angaben seiner Familie wurde der 67-jährige Deutsch-Iraner, der zuletzt in den USA lebte, bei einem Zwischenstopp in Dubai vom iranischen Geheimdienst entführt und in den Iran verschleppt. Im Februar 2022 begann sein Prozess.
Die iranische Justiz wirft Sharmahd insbesondere vor, an einem Anschlag auf eine Moschee in der südiranischen Stadt Schiras im April 2008 beteiligt gewesen zu sein, bei dem 14 Menschen getötet wurden.
Der in Teheran geborene Sharmahd war in Deutschland aufgewachsen und 2003 in die USA ausgewandert. Er gehört der Oppositionsgruppe Tondar (deutsch: Donner) an, die auch als “Kingdom Assembly of Iran” bekannt ist. Sie lehnt das politische System der Islamischen Republik Iran ab und tritt für die Wiedereinführung der Monarchie in dem Land ein.