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Neuer Mercedes CLE – ganz schön ausladend

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Angesichts des Trends hin zum SUV und weg vom Coupé möchte sich Mercedes in der bürgerlichen Klasse offenbar nicht länger mehrere Zweitürer leisten. So soll das neue Coupé namens CLE etwas C-Klasse und etwas E-Klasse sein. ntv.de befindet, es ist mehr E-Klasse.

Bevor jetzt Fragen aufkommen, weil von “Coupé” die Rede ist: Jawohl, um es kurz vorwegzunehmen – der CLE wird nächstes Jahr auch als Cabrio kommen. Entscheidend ist aber: Mercedes hat sich dazu entschieden, auf der sogenannten “Modular Rear Architecture” (darauf basieren die großen Baureihen mit Hinterradantrieb und längs eingebauten Motoren) nur noch einen einzigen sportiven Zweitürer anzubieten, und der heißt eben CLE.

Nette Spielerei oder Ästhetik? Die kleinen Mercedes-Sterne im Kühlergrill sehen zumindest witzig aus.

(Foto: Mercedes)

K ommt Ihnen bekannt vor? Klar, denn auch der zwischen 1997 und 2010 gebaute CLK versuchte sich am Spagat. Damals war die Situation aber eine andere. Der CLK wollte mit dem kurzen Radstand (2,69 Meter) der damaligen C-Klasse W202 sowie der Optik der E-Klasse W210 anspruchsvolle Kunden der gehobenen Mittelklasse abholen. Beim CLE stapeln die Stuttgarter eher tief, sprechen selbst von Mittelklasse. Dabei verwöhnt der neue Benz mit dem langen Radstand des vergangenen Coupés der E-Klasse (2,87 Meter) und ist mit 4,85 Metern Länge eine stattliche Erscheinung, übertrifft damit sogar das Vorgänger-Coupé der E-Klasse um anderthalb Zentimeter. CLE ist demnach gehobene Mittelklasse pur.

Also nehme ich den Weg nach Sindelfingen auf mich, wo die Schwaben das gute Stück in einem Fotostudio ausgestellt haben zur Präsentation. Die Design-Besprechung kann warten, ich schlüpfe zunächst flugs in den Fond. Beinfreiheit? Ziemlich viel davon. Aber der Kopf droht anzustoßen. Auf der Rückbank sitzt es sich derweil schön muckelig-coupémäßig. Großartig, so soll es sein.

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Innen ist der CLE allerdings C-Klasse. Doch das macht ihn auch nicht weniger luxuriös. Zumal es das neueste MBUX gibt mit den Funktionalitäten aus der E-Klasse der jüngsten Generation.

(Foto: Mercedes)

Und da ich schon gemütlich sitze, mache ich die weitere Produktbesprechung einfach vom Fondsitz aus. Ich kann ja schließlich auf das Cockpit schauen und entdecke zwar das aus 12,3 Zoll Displayfläche bestehende Kombiinstrument sowie den großen Monitor (11,9 Zoll) in der Mitte, quasi das Standard-Monitor-Besteck der Marke – aber vom sogenannten Superscreen mit der mächtigen Bildschirmfront (gibt es in der E-Klasse gegen Aufpreis) keine Spur. Nee, hier mimt der CLE ganz die C-Klasse, bedient sich also insbesondere derer Innenarchitektur und kneift beim Thema Display-Überfluss. Soll angeblich sportlicher sein, na gut.

Der Mercedes CLE fährt auf Wunsch sechszylindrig

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Graziles Lichtdesign macht den CLE fein. Trapezförmige Auspuffendrohre sind neu bei Mercedes, allerdings jetzt auch nicht die kreativste Idee der Welt. Insgesamt geht das Coupé jedoch als eleganter Tourer durch.

(Foto: Mercedes)

Sportlich ist am CLE sowieso viel. Beispielsweise die Motorhaube mit den ausgeprägten Powerdomes, unter der übrigens die Motoren der E-Klasse werkeln. Nach diesen Zeilen wird Ihnen die Frage vermutlich schon durch den Kopf geschossen sein – ein ausdrückliches Ja: Der CLE fährt auf Wunsch mit dem von den Antriebsfans sehnsüchtigst erwarteten Dreiliter-Reihensechszylinder M256 M samt Turboaufladung. Hier in Form des CLE 450 4Matic in der aktuellen Leistungsstufe von 381 PS. Check. Darunter tun es zwei verschiedene M254-Ausführungen (Zweiliter-Turbo-Vierzylinder) als C 200 beziehungsweise C 200 4Matic sowie C 300 mit 204 respektive 258 PS – selbstverständlich allesamt elektrifiziert mit weiteren 23 Pferdchen. Auch so beim Sechszylinder übrigens. Das gilt ebenso für den einzig lieferbaren Diesel mit dem Modellnamen CLE 220d (197 PS). Außerdem ist der Neungang-Wandlerautomat gesetzt.

Um das Thema CLE besonders spannend zu machen, hütet Mercedes gleich mehrere Geheimnisse bezüglich seines Antriebs. Erstens ist eine Version mit Plug-in-Hybrid in der Pipeline, über deren Spezifikationen Mercedes sich noch ausschweigt. Könnte da ein weiterer performanter Sechszylinder kommen? Und zweitens darf man zumindest die leise Hoffnung hegen, dass der CLE als AMG auch achtzylindrig an den Start rollen könnte, zumal kolportiert wird, dass auch die E-Klasse wieder einen Achtzylinder bekommt. Doch das ist Zukunftsmusik.

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Stylische Magno-Lackierungen (seidenmatt) stehen dem neuen Mercedes CLE gut zu Gesicht.

(Foto: Mercedes)

Gesichert hingegen ist, dass der CLE auf Wunsch sowohl mit radselektiv variablen Dämpfern (elektronisch gesteuert) plus Allradlenkung zu haben ist. Dank 2,5 Grad Lenkwinkel der hinteren Räder verkleinert sich sein Wendekreis auf 10,7 Meter bei den Versionen mit einer angetriebenen Achse. Die 4Matic-Modelle wenden innerhalb eines 11,7-Meter-Radius.

Auch softwareseitig gibt es Neuigkeiten. Analog zur E-Klasse der Baureihe 214 kann der CLE mittels der künstlichen Intelligenz der neuesten MBUX-Generation diverse Routinen erlernen. Dazu gehören unter anderem Moves wie das automatische Einschalten der Sitzheizung, falls die Außentemperatur unter einen zuvor definierten Wert sinkt. Und das Coupé wird auf Wunsch zum Konzertsaal. Wählt man das leistungsstärkste Soundsystem, finden sich sogar in den Sitzlehnen Lautsprecherboxen, um den Passagieren sogenannten 3D-Klang zu bieten inklusive Dolby-Atmos-Standard.

Evolutionär weiterentwickelt – der CLE ist ein typischer Benz

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Nächstes Jahr hat dann auch eine offene Variante des CLE ihren Marktstart.

(Foto: Mercedes)

Mit all diesen Eindrücken im Kopf kommt man aber zum Schluss doch kaum um einen kleinen Design-Exkurs herum. Und man kann nicht sagen, dass Mercedes den CLE optisch radikal verändert hat im Vergleich zu den beiden Vorgänger-Coupés der C- und E-Klasse. Leuchteinheiten, Proportionen – alles wirkt typisch Mercedes. Selbst das Thema mit den Powerdomes ist nicht neu. Einen kleinen Aufhänger gibt es aber ab sofort im Bereich des Kühlergrills: Analog zu anderen neuen Kreationen aus Stuttgart tummeln sich auch im Kühlergrill des CLE viele kleine Mercedes-Sternchen als Zierrat.

Zum Schluss noch ein kleiner Appell an das Mercedes-Team. Ungeachtet aller Gimmicks, die ein Interieur heute haben muss, um angesagt zu sein – die hat der CLE sowieso. Beispielsweise eine Ambientebeleuchtung mit mindestens 64 verschiedenen Farben. Oder eine Beduftung des Innenraums. Aber bitte, bitte gebt euren Produkten wieder den alten Schalter für die elektrische Sitzverstellung zurück. Und zwar einen Schalter, der per satt klickendem Druckpunkt eine exakte Rückmeldung abgibt.

Und hey, was ist eigentlich aus den Vordersitzen geworden? Eine Nappaleder-Schlaufe zum Entriegeln der Lehne ist ja schön und gut, aber früher musste man die Lehnen bei den Coupés überhaupt nicht entriegeln – man konnte sie einfach umlegen. Erst bei Antritt der Fahrt wurden sie automatisch arretiert. Ist der neue CLE dennoch ein “Traumwagen”, wie Mercedes selbst behauptet im Pressetext? Das hängt natürlich immer ein bisschen von der Perspektive ab sowie dem persönlichen Geschmack bezüglich Ausstattung, Farbe und Motor. Sagen wir mal so, das Zeug dazu hat er definitiv.

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