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Als der Wankelmotor die Autowelt verrückt machte

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1963, also vor 60 Jahren, debütierte der Kreiskolbenmotor des Erfinders Felix Wankel im NSU Spider. Ob Alfa, Citroën, Ford, GM, Mercedes oder Rolls-Royce: Viele Konzerne glaubten an den “Wundermotor”. Aber nur Mazda brachte ihn in Millionenauflage – und jetzt in die Elektromobilität.

Die Massen drängten sich zeitweise in Zehner-Reihen um ihn, wirklich sehen konnte den winzigen sportlichen Zweisitzer des Kleinwagenspezialisten NSU aber nur, wer ganz vorne stand bei dieser Premierenparty auf der IAA 1963. Der nur 3,58 Meter lange und gerade einmal 37 kW/50 PS starke NSU Wankel Spider war die Sensation der Automesse und überstrahlte sogar neue Superstars wie Porsche 901 oder Mercedes 600. Sein Geheimnis: Als weltweit erstes Serienfahrzeug wurde er durch einen Kreiskolbenmotor angetrieben, den NSU in Kooperation mit dem Erfinder Felix Wankel realisiert hatte.

Am 30. Mai wurde der Mazda Cosmo Sport 110 S als weltweit erstes Serienfahrzeug mit Zweischeiben-Kreiskolbenmotor (Typ L10A) vorgestellt, drei Monate vor dem NSU Ro 80.

(Foto: Mazda)

Bei aller Euphorie um das Motorenprinzip, bei dem rotierende Scheiben das Auf und Ab von Kolben ersetzen und so die Vorteile außergewöhnlicher Laufruhe, geringen Gewichts und kompakter Bauweise bewirken, verhielten sich die Käufer gegenüber dem Wankel Spider zurückhaltend. Ganze 2375 Wagen wurden bis 1967 verkauft, jenem Jahr, in dem die futuristisch designten Modelle NSU Ro 80 und Mazda Cosmo Sport 110 S den Wankelmotor endgültig zum Durchbruch bringen sollten.

Tatsächlich baute nur Mazda Kreiskolben-Modelle in Millionenauflage – und hält daran bis heute fest, wie der Plug-in-Hybrid MX-30 R-EV zeigt: Dort sorgt ein Wankelmotor als Stromgenerator für mehr Reichweite. Für alle anderen Firmen von Alfa über Audi, Citroën, Ford, GM, Mercedes, Nissan oder Rolls-Royce bis zu Wartburg erwies sich das Kreiskolbenprinzip als kostspieliger Irrweg.

Laut Fachmedien die “Zukunft des Automobils”

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Die Pressepremiere des NSU Ro 80 fand am 21. August 1967 am Schloss Solitude bei Stuttgart statt. Ihre Publikumspremiere feierte die weltweit erste Limousine mit Zweischeiben-Kreiskolbenmotor im September auf der Frankfurter IAA.

(Foto: Audi AG)

Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen, Fachmedien glaubten in dem vor 60 Jahren vorgestellten NSU Wankel-Sportwagen die “Zukunft des Automobils” zu erkennen. Und NSU bestätigte diese Einschätzung ab 1967 durch entsprechende Werbung für die Wankel-Limousine Ro 80: “Ihre Armbanduhr wird durch eine Minibatterie gespeist. Sie sprechen Briefe auf Tonband. Und Ihr Sohn wird einen Beruf ergreifen, den es morgen erst gibt. Warum aber schließen Sie bei Ihrem Auto Kompromisse?”

In einem Straßenbild, das 1967 von Heckmotor-Käfer oder Heckflossen-Mercedes bestimmt wurde, erschien der Ro 80 mit 85 kW/115 PS leistendem Zweischeiben-Rotationskolbenmotor wie ein Raumschiff aus einer anderen Galaxie, so spektakulär waren seine stilprägend aerodynamischen Linien. Ähnlich rar wie ein UFO verkaufte sich der Ro 80 auch: Bis 1977 wurden nur 37.398 Einheiten dieses automobilen Avantgardisten produziert, dann machte er dem Audi 100 (C2) Platz, der auf Ferdinand Piёchs Wunsch mit 125 kW/170 PS abgebendem Wankel erprobt wurde, um dann im Serienalltag mit neuartigen Fünfzylinder-Hubkolbenmotoren zu reüssieren. Die Marke NSU, im Jahr 1969 mit Audi fusioniert, war plötzlich Vergangenheit.

Ohne Wankelmotor keine Fusion von NSU und Audi

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Im Februar 1968 gewann der NSU Ro 80 in Amsterdam die europäische Medienauszeichnung “Auto des Jahres”.

(Foto: Audi AG)

Andererseits wäre die Fusion von NSU und Audi ohne den Wankelmotor vielleicht nie erfolgt. Diese Technologie, in den 1950ern von Felix Wankel als Drehkolbenmotor erfunden und von seinem Kooperationspartner NSU als Kreiskolbenaggregat im PKW zur Serienreife geführt, füllte die Kassen der beiden Pioniere via Lizenzverkäufe. Geld, das NSU für seine Transformation vom Motorradspezialisten zum PKW-Generalisten mit Modellen wie Prinz, Ro 80 und K70 benötigte. Es ging dabei um hohe Millionenbeträge, schließlich erwarben in den Jahren 1958 bis 1973 rund 30 Firmen Lizenzen auf den kleinen, leichten, und vibrationsarmen Wankel als Nachfolger für konservative Hubkolben-Triebwerke.

Die Liste der Lizenznehmer liest sich wie ein Who’s Who des Automobilbaus: Curtiss-Wright (1958), Fichtel & Sachs (ab 1960, unter anderem Citycar-Prototyp mit Wankelmotor), Mazda (ab 1961 für PKW, Bus, Pick-up, Rennwagen), Alfa Romeo (ab 1962, Spider-Prototypen), Automobilwerk Zwickau (Wankelmotor-Entwicklung für Trabant 601 und Wartburg 353 ab 1962), Skoda (ab 1964 für Modell 1000 MB), Isuzu (ab 1964), Porsche (ab 1965), Rolls-Royce (ab 1965, erster Wankel-Diesel), Citroën (ab 1967 Comotor als gemeinsames Motorenwerk mit NSU und 1969 beziehungsweise 1973 Serien-PKW Citroën M35 und GS Birotor), Mercedes-Benz (Supersportwagen C 111 von 1969/1970), Suzuki (ab 1970), Ford Köln (ab 1971), Nissan (ab 1971, Sunny Rotary Coupé), Toyota (ab 1971 Prototypen), American Motors AMC (ab 1973, unter anderem Pacer Prototyp), Chevrolet (ab 1973, Corvette Concept) sowie Lada (ab 1973 für Behörden- und Polizeifahrzeuge). Hinzu kamen Konzepte, etwa 1976 von John Z. DeLorean, der ein Mazda-Wankel-Aggregat statt des Euro-V6 für seinen Sportwagen wünschte oder die Stilstudie Opel GT/W von 1974.

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Produktionsstart für den Citroën M35 mit Einscheiben-Kreiskolbenmotor und 36 kW/49 PS Leistung war 1969.

(Foto: Autodrom)

Für den Neustart von NSU als PKW-Produzent war die Zusammenarbeit mit dem Erfinder Felix Wankel (1902-1988) ein Glücksfall, ebenso aber auch die Innovationsfreude des japanischen Ingenieurs Tsuneji Matsuda, Sohn des Mazda-Gründers Jujiro Matsuda. Genau wie NSU musste Mazda um 1960 neue Perspektiven finden, denn die japanische Regierung plante, nur noch drei unabhängige Automobilhersteller zuzulassen. Gleichermaßen getrieben aus Begeisterung für die umwälzende Wankeltechnik wie aus wirtschaftlicher Notwendigkeit wurden sich Mazda-Chef Matsuda und NSU 1961 über ein Lizenzabkommen einig.

Neue Technik war anfällig

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Die Produktion wurde für das Frühjahr 1964 angekündigt, die Jahresfertigung sollte 3000 bis 5000 Einheiten betragen.

(Foto: Audi AG)

Bei der Präsentation des ersten serienmäßigen Kreiskolbenmotors im Wankel Spider hatte NSU die Nase vorn, aber die neue Technik erwies sich als äußerst anfällig. Der Wankel-Spider ging deshalb erst 1964 in Serie, und seine Käufer waren unfreiwillige Testfahrer für NSU, ein Schicksal, das 1967 auch die Ro-80-Enthusiasten ereilte. Mazda ließ sich Zeit, bis der Motor standfest war, und dennoch debütierte der Cosmo Sport als erstes Auto mit Zweischeiben-Rotationskolben im Mai 1967 knapp vor dem NSU Ro 80.

Allein Mazda vertraut seitdem unerschütterlich auf eine Zukunft mit Rotation. Vielleicht weil es die Wankelmotoren waren, die Mazda die Tür zu neuen Märkten öffneten. In Europa brachten schnelle und standfeste Rotary-Typen wie R100 (ab 1968), RX-2 (ab 1970) und RX-3 (ab 1973) der Marke Bekanntheit – und der keilförmige RX-7 verkaufte sich sogar besser als die Porsche-Typen 924/944. In Nordamerika und Asien erzielte Mazda auch mit Pick-ups Erfolge.

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1992 hatte der Eunos Cosmo mit erstem Dreischeiben-Kreiskolbenmotor seinen Serienstart.

(Foto: Mazda)

Und der Eunos Cosmo konterte europäische V12-Supercars. Während die Ölkrisen der 1970er die stets durstigen Wankel (nur Citroën behauptete, der GS Birotor sei effizienter als der Boxer-Vierzylinder) bei fast allen Unternehmen in die Archive schickte, hielt Mazda an Rotary-Typen fest.

Vielleicht weil die japanischen Wankel auch mit Wasserstoff betrieben werden können, wie etwa Mazda Premacy und Mazda RX-8 zeigten. Als aber 2012 auch der erfolgreiche Sportwagen RX-8 ohne Nachfolger in den Ruhestand fuhr, schien das Kapitel Kreiskolben beendet.

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Der Mazda MX-30 R-EV debütiert 2023 auf dem Autosalon in Brüssel, passend zum 60. Jahrestag des ersten Serien-Automobils mit Kreiskolbenmotor.

(Foto: Autodrom)

Doch die Japaner bleiben dem Rotary-Antrieb sogar im E-Zeitalter treu: Im Januar startete der elektrisch angetriebene Plug-in-Hybrid Mazda MX-30 R-EV mit einem Wankelmotor als Stromgenerator für zusätzliche Reichweite. Schließlich gilt es, die Produktionsmarke von zwei Millionen Mazda mit Wankelmotor zu knacken. Neu ist die Idee vom Rotarier als Range-Extender übrigens nicht. Audi hat dieses System 2010 im A1 e-tron vorgestellt, aber rasch wieder in der Kiste verschwinden lassen. Zukunftsgläubige Japaner kennen weniger Angst vor Fehlern.

Chronik

1951: NSU nimmt mit dem Erfinder Felix Wankel Kontakt auf

1957: Der Motorenkonstrukteur Felix Wankel kooperiert mit dem Fahrzeughersteller NSU, der Wankels Drehkolbenmotor DKM 54 zum Kreiskolbenmotor weiterentwickelt

1958: Der erste Kreiskolbenmotor KKM 125 erlebt am 7. Juli seine erfolgreiche Prüfstandspremiere

1959: Tsuneji Matsuda, Präsident von Mazda, prüft einen Prototyp des NSU- Kreiskolbenmotors und erkennt dessen Potential für eine Serienproduktion

1960: Mazda beginnt mit dem Verkauf vierrädriger PKW. Auf Weisung der japanischen Staatsführung bzw. des Industrieministeriums soll Mazda mit anderen Kleinwagenherstelllern fusionieren. Tsuneji Matsuda weigert sich und beginnt Lizenzverhandlungen mit NSU, denn die Wankelmotoren sollen den Fortbestand von Mazda sichern

1961: Im Juli kommt es zur Unterzeichnung eines Lizenzvertrages zwischen Mazda und NSU, der von der japanischen Regierung abgesegnet wird. Schon im November gibt es erste Tests mit Mazda-Kreiskolbenmotoren

1963: Der NSU Wankel Spider mit Einscheiben-Kreiskolbenmotor feiert Premiere. Die Produktion wird für das kommende Frühjahr angekündigt, die Jahresfertigung soll 3000 bis 5000 Einheiten betragen. Im April Entwicklungsbeginn für die spätere Wankel-Limousine Ro 80. Für die Designfindung zeichnet Claus Luthe verantwortlich. Mazda gründet ein Rotary Engine Entwicklungszentrum. Auf der Tokyo Motor Show präsentiert Mazda den weltweit ersten Zweischeiben-Kreiskolbenmotor vom Typ L8A

1964: Vorstellung des Mazda Cosmo Sport als Prototyp mit Zweischeiben-Kreiskolbenmotor. Marktstart für den NSU Wankel Spider

1965: In Deutschland werden PKW mit Kreiskolbenmotor nicht nach Hubraum, sondern nach Gewicht besteuert, so wie Nutzfahrzeuge; ein Kostenvorteil für die Halter von Wankel-PKW. Exportbeginn für den NSU Wankel Spider nach Japan. Auf der IAA präsentiert NSU einen Zweischeiben-Wankelmotor. NSU kommuniziert, die neuen Typen 110 und Prinz 1000 TT seien die letzten Novitäten von NSU mit Hubkolbenmotoren. Künftig gebe es nur noch Kreiskolbenmotoren. 924 NSU Wankel Spider werden in diesem Jahr produziert, das beste Jahresergebnis

1967: Am 30. Mai wird der Mazda Cosmo Sport 110 S als weltweit erstes Serienfahrzeug mit Zweischeiben-Kreiskolbenmotor (Typ L10A) vorgestellt, drei Monate vor dem NSU Ro 80. Die Pressepremiere des NSU Ro 80 findet am 21. August am Schloss Solitude bei Stuttgart statt. Ihre Publikumspremiere feiert die weltweit erste Limousine mit Zweischeiben-Kreiskolbenmotor im September auf der Frankfurter IAA. Im Juli läuft die NSU Wankel Spider-Produktion nach 2.375 Einheiten aus. Mit Sitz in Luxemburg wird die Comotor SA gegründet, ein Gemeinschaftsunternehmen von Citroën und NSU zur Herstellung von Wankel- beziehungsweise Kreiskolbenmotoren im saarländischen Altforweiler ab 1973. Insgesamt sollten rund 500 Einheiten täglich gebaut werden

1968: Im Februar gewinnt der NSU Ro 80 in Amsterdam die europäische Medienauszeichnung “Auto des Jahres”. NSU erzielt einen Rekordumsatz von 565 Millionen Mark. Vom NSU Ro 80 werden 6066 Einheiten gebaut und 5333 Einheiten verkauft. Marktstart des Mazda R100, der als erstes Modell mit Kreiskolbenmotor weltweit exportiert wird und in über 100.000 Einheiten verkauft wird

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Auf der IAA in Frankfurt feierte der Mercedes-Benz C 111 (Version I) mit 206 kW/280 PS starkem Dreischeiben-Kreiskolbenmotor (Code M 950 F) seine Publikumspremiere.

(Foto: Mercedes-Benz)

1969: Produktionsstart für den Citroën M35 mit Einscheiben-Kreiskolbenmotor und 36 kW/49 PS Leistung. Bei dem Triebwerk handelt es sich um ein verkleinertes Aggregat des NSU Ro 80, das in Neckarsulm gefertigt wird, weil das Comotor-Werk noch nicht eröffnet ist. Insgesamt sollen 500 Einheiten des CitroënM35 gebaut werden, die von beruflichen Vielfahrern mindesten 30.000 Kilometer pro Jahr im Alltag erprobt werden sollen. Tatsächlich entstehen jedoch nur 267 Einheiten. Die Erfahrungen mit dem M35 werden bei der Entwicklung des Citroën GS Birotor genutzt. Der Mazda Luce R130 geht als erstes Luxuscoupé mit Frontantrieb und Kreiskolbenmotor in Serie. Auf der IAA in Frankfurt feiert der Mercedes-Benz C 111 (Version I) mit 206 kW/280 PS starkem Dreischeiben-Kreiskolbenmotor (Code M 950 F) im September seine Publikumspremiere

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Auf dem Genfer Automobilsalon 1970 hatte der weiterentwickelte Mercedes-Benz C 111 sein Debüt.

(Foto: Mercedes-Benz)

1970: Auf dem Genfer Automobilsalon debütiert im März der weiterentwickelte C 111 (Version II) mit Vierscheiben-Kreiskolbenmotor mit 257 kW/350 PS. Insgesamt werden 1969/70 zwölf Mercedes-Benz C 111 (Version I/II) gebaut. Der Mazda RX-2 wird als Coupé und viertürige Limousine eingeführt und mit damals einzigartiger 40.000-Kilometer-Garantie beworben

1971: Im Oktober erfolgt die Auslieferung des 200.000. Mazda mit Kreiskolbenmotor. Inzwischen wird jeder zweite verkaufte Mazda von einem Kreiskolbenaggregat angetrieben. Vom NSU Ro 80 werden 2.916 Einheiten gebaut. Mercedes-Benz entscheidet sich endgültig, auf eine Serienfertigung des C 111 zu verzichten

1972: Rolls-Royce führt die 1966 begonnen Entwicklung von Wankel-Dieselmotoren zum Höhepunkt. Stärkstes Triebwerk ist der 350 PS leistetende Zwei-Stufen- Verbundmotor R6. Trotz mehrerer Preiserhöhungen verdient Audi NSU kein Geld mit dem 115 PS starken Ro 80. Bei Audi NSU läuft die Entwicklung des 170 PS starken KKM 871 und des 130 PS starken KKM 887. Beide Motoren werden in Versuchs- und Vorstandswagen eingebaut, gehen aber nicht in Serie

1973: Vertriebsstart von Mazda in Deutschland, dabei das RX-3 Coupé mit Wankelmotor. Auf der Frankfurter IAA debütiert der Citroën GS Birotor mit Zweischeiben-Kreiskolbenmotor, der 1974 in den Handel kommt, aber an den Folgen der ersten Ölkrise scheitert. Diese bewirkt auch einen Absatzeinbruch bei Mazda

1974: Von März 1974 bis März 1975 werden 847 Einheiten des Citroën GS Birotor produziert. Marktstart des neuen Spitzenmodells Citroën CX, das ebenfalls für den späteren Einsatz von Wankelmotoren mit bis zu 180 PS Leistung vorbereitet ist. Das Mazda Rotary-Modellprogramm wird erweitert auf Limousinen, Coupés, Kombis, Reisebusse und Pick-ups verschiedener Modellreihen

1975: Peugeot als neuer Eigentümer von Citroën stellt die Entwicklung von Wankel-PKW ein und versucht einen Rückkauf der bereits ausgelieferten GS Birotor. Angeblich sollen 147 GS Birotor und rund 40 Citroën M35 in Privatbesitz verblieben sein. Der Mazda RX-5 debütiert auf der Frankfurter IAA und wird ein Jahr später eingeführt mit effizienterem Kreiskolbenmotor (Typ 13B) und um 40 Prozent reduzierten Verbrauchswerten. Das Mazda-Phoenix-Programm soll den Rotary-Antrieb effizienter machen

1976: Mercedes-Benz beendet die Wankelmotoren-Entwicklung. In Japan erhält Mazda für seine Verdienste um die Reduzierung der Emissionswerte durch die Rotary-Technik eine Auszeichnung durch die Umweltbehörde

1977: Im April läuft der 37.374. und letzte NSU Ro 80 vom Band, ein marsrotes Fahrzeug, das für das Deutsche Museum bestimmt ist. Damit endet nach 91 Jahren der Fahrzeugbau bei NSU. Mazda ist nun alleiniger Produzent von Wankel-PKW. Allerdings baut Lada vorübergehend eine Auflage seiner klassischen Stufenhecklimousinen und Kombis mit Kreiskolbenmotoren

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1978 begann die Produktion des Mazda RX-7.

(Foto: Mazda)

1978: Eine Million Mazda mit Wankelmotor. Produktionsstart für den Mazda RX-7, den meistverkauften Sportwagen aller Zeiten mit Kreiskolbenmotor

1979: Der RX-7 wird auch in Deutschland lieferbar. In den USA, weltweit größter Sportwagenmarkt, übertrifft er die Verkaufszahlen seines härtesten Rivalen, des Porsche 924. Audi lässt verlauten, dass es vorerst keine neuen Modelle mit Wankelmotor geben wird

1982: Erstes Fahrzeug mit Kreiskolbenmotor und Turboaufladung sowie schnellstes japanisches Auto ist der Mazda Cosmo RE Turbo

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Auch den Lada 2104 Kombi gab es mit Wankelmotor.

(Foto: Autodrom)

1984: Neu ist der Lada 2104 Kombi mit Kreiskolbenmotor für Behördenzwecke. Mazda schenkt Felix Wankel einen RX-7 Turbo als Referenz für dessen Lebenswerk

1985: Die zweite Generation des Mazda RX-7 debütiert mit Kreiskolbenmotor und Twin-Scroll-Turboaufladung mit Intercooler

1986: Im April erreicht die Gesamtproduktionszahl der Mazda-Modelle mit Kreiskolbenmotor 1.500.000 Einheiten

1987: Mit dem Mazda RX-7 Cabriolet debütiert auf der Frankfurter IAA das weltweit erste Open-Air-Serienauto mit Kreiskolbenmotor. In etwa 30 Einheiten gab es allerdings von einem deutschen Karossier bereits von der ersten RX-7-Serie ein Cabriolet

1991: Als erstes Fahrzeug eines japanischen Herstellers gewinnt der Mazda 787 B mit Vierscheiben-Kreiskolbenmotor die 24 Stunden von Le Mans. Der Mazda RX-7 in dritter und letzter Generation geht an den Start. Der Mazda HRX debütiert als erstes Concept Car mit einem Wasserstoff betriebenen Kreiskolbenmotor

1992: Serienstart für den Eunos Cosmo mit erstem Dreischeiben-Kreiskolbenmotor, der in seiner Leistungsfähigkeit einem Zwölfzylinder entspricht. Optional gibt es diesen vor allem in Japan verkauften Eunos allerdings auch mit Zweischeibenmotor

1998: Mit sequentiellem Twin-Turbo erstarkt der letzte, inzwischen in Deutschland nicht mehr lieferbare Mazda RX-7 auf 206 KW/280 PS Leistung, damit ist er stärkster RX-7 aller Zeiten

1999: Das Concept Car RX-Evolv mit neu entwickeltem Renesis-Motor wird vorgestellt als Vorbote des Mazda RX-8

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2003 wurde der Mazda RX-8 als erster Sportwagen mit vier gegenläufigen Türen ohne B-Säule in den Markt eingeführt.

(Foto: Mazda)

2003: Markteinführung des Mazda RX-8 als erstem Sportwagen mit vier gegenläufigen Türen ohne B-Säule. Für Vortrieb sorgt ein neuer Renesis-Zweischeiben-Rotationskolbenmotor

2004: Zwei Mazda RX-8 erzielen in Papenburg 40 internationale FIA-Weltrekorde

2007: Mazda präsentiert im Concept Car Taiki den ersten Kreiskolbenmotor mit Benzin-Direkteinspritzung (Typ 16X). Ein Jahr später debütiert das Concept Car Mazda Furai mit 331 kW/450 PS starkem Dreischeiben-Kreiskolben-Motor

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In Norwegen startete 2008 ein Praxistest mit einer Flotte wasserstoffbetriebener Mazda RX-8 Hydrogen RE.

(Foto: Mazda)

2008: In Norwegen startet ein Praxistest mit einer Flotte wasserstoffbetriebener Mazda RX-8 Hydrogen RE, diesem folgt ein Jahr später ein Feldversuch in Japan mit Mazda Premacy/Mazda5 Hydrogen RE Hybrid und Wasserstoff-Kreiskolbenmotoren

2010: Audi zeigt den elektrischen A1 e-tron mit einem Einscheiben-Wankelmotor als Reichweitenverlängerer, ein Konzept, das ein Jahr später im Feldversuch erprobt wird. Auch Mazda testet Rotary-Triebwerke als Range Extender. In Deutschland endet der Import des Mazda RX-8

2012: Produktionsende für den Mazda RX-8. Insgesamt hat Mazda rund zwei Millionen Wankelmotoren produziert

2013: Der elektrische Valmet Eva wird mit einem Wankel als Reichweitenverlänger vorgestellt

2015: Im Concept Car Mazda RX-Vision debütiert der Kreiskolbenmotor SKYACTIV-R als Aggregat einer neuen Generation

2023: Der Mazda MX-30 R-EV debütiert auf dem Autosalon in Brüssel. Passgenau zum 60. Jubiläum des ersten Serien-Automobils mit Kreiskolbenmotor startet damit der Vertrieb eines neuen Modells mit Wankelmotor. Die Räder des Plug-in-Hybrids Mazda MX-30 R-EV werden allerdings stets elektrisch angetrieben, der Wankel lädt die Batterie via Generator zur Reichweitenverlängererung

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